Die Gebrüder Kip
und Maus im Großen Ozeane untergegangen. Nun fragt niemand mehr nach ihm, und unter einem andern Namen, einem hübschen Namen – die ›Pretty-Girl‹ zum Beispiel – segelt er von Insel zu Insel, betreibt seinen ehrbaren Handel… Kapitän Flig Balt… Steuermann Vin Mod… er vervollständigt seine Mannschaft durch zwei bis drei brauchbare, flotte Burschen, an denen es auch in den Hafenplätzen des Ostens und des Westens nicht mangelt… und jeder sammelt sich dabei ein hübsches Vermögen statt der mageren Heuer, die doch meist eher vertrunken ist, als sie angerührt wird!«
Ob das Geräusch ringsum die Worte Vin Mods manchmal verhinderte, bis zu Flig Balts Ohren zu dringen, das hatte nichts zu bedeuten. Der zweite brauchte sie gar nicht zu hören. Alles was sein Gefährte sagte, sagte er sich schon selbst. Nachdem sein Entschluß einmal feststand, suchte er nur dessen Durchführung zu sichern. So bemerkte er denn jetzt auch nur:
»Die vier neuen, du und ich, sechs gegen fünf, den Jungen eingerechnet.. das stimmt schon. Doch hast du denn vergessen, daß wir in Wellington den Reeder Hawkins und den Sohn des Kapitäns an Bord nehmen müssen?
– Ja freilich, wenn wir von Dunedin aus nach Wellington segeln. Wenn wir aber nicht dahin gehen…
– O, das ist bei günstigem Winde nur eine Sache von achtundvierzig Stunden, erwiderte Flig Balt, und mir scheint es doch nicht so sicher, daß wir bei der kurzen Fahrt unser Vorhaben schon ausgeführt haben könnten…
– Gleichviel! rief Vin Mod. Machen Sie sich keine Gedanken darüber, wenn auch Hawkins und der junge Gibson mit an Bord wären; sie fliegen über die Reling hinaus, ehe sie recht zu Verstande gekommen sind. Die Hauptsache bleibt immer, noch einige Genossen aufzutreiben, denen das Leben eines Menschen nicht mehr gilt als eine alte, unbrauchbare Tabakpfeife… verwegene Kerle, die sich nicht vor dem Stricke ängstigen… und solche Burschen werden wir hier schon finden!
– Na… wollen’s versuchen,« antwortete der Bootsmann Balt.
Beide begannen nun die Gäste Adam Frys noch etwas schärfer ins Auge zu fassen, und einige von diesen warfen ihnen auch schon wiederholt forschende Blicke zu.
»Da seht, sagte Vin Mod, der da… ein Kerl wie ein leibhaftiger Boxer… der mit dem dicken Kopfe. Wenn der Bursche nicht schon zehnmal mehr auf dem Kerbholz hat als nötig ist, gehenkt zu werden…
– Jawohl, fiel der Bootsmann ein, das scheint der rechte zu sein…
– Und der da, der nur ein Auge hat… und was für eins! Glaubt mir, das andere hat er auch nicht bei einem Streite verloren, wo er im Rechte war…
– Wahrhaftig, Vin… ja, wenn er unser Angebot annähme…
– Natürlich tut er das.
– Freilich, bemerkte Flig Balt, vorher können wir sie doch nicht in alles einweihen.
– Natürlich erfahren sie alles erst, wenn die Zeit zur Ausführung da ist, dann werden sie schon mit zugreifen!.. Und jetzt… sehen Sie einmal den, der eben hereinkommt. Schon nach der Art, wie er die Tür zuwirft, könnte man darauf schwören, daß ihm die Polizei an den Fersen hängt…
– Wir wollen ihm etwas zu trinken anbieten, meinte der Bootsmann Balt.
– Und ich setze meinen Kopf gegen eine Flasche Gin, daß er das nicht abschlägt! Dann, weiter da unten… der Seebär, der den Südwester schief auf dem Kopfe sitzen hat, der sieht mir auch aus, als ob er mehr im Arrest im Frachtraume als auf dem Vorderkastell gewesen wäre, und daß er häufiger die Füße in Ketten als die Hände frei gehabt hätte!«
Wirklich machten die vier von Vin Mod bezeichneten Personen vollständig den Eindruck gewissenloser Schnapphähne. Wenn Flig Balt sie anmusterte, schien es doch sehr fraglich, ob der Kapitän Gibson zustimmen würde, Leute dieses Schlages als Matrosen anzunehmen. Sie nach ihren Papieren zu fragen, wäre unnütz gewesen, sie hätten doch keine vorgewiesen, und das aus triftigen Gründen.
Nun mußte freilich erst festgestellt werden, ob diese Männer überhaupt geneigt wären, sich anwerben zu lassen, ob sie nicht eben erst von ihrem Schiffe desertiert und vielleicht gerade im Begriffe wären, die Matrosenjacke mit der Goldsucherbluse zu vertauschen. Jedenfalls boten sie sich doch nicht von allein an, und es blieb immerhin fraglich, was sie auf den Vorschlag, an Bord des »James-Cook« anzutreten, antworten würden. Das mußte sich ja zeigen, wenn man mit ihnen gesprochen und das Gespräch freigebig, nach ihrer Wahl mit Gin oder Whisky, begossen
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