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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewöhnt waren. Da sie die Tür besetzt sahen, versuchten sie auf der Rückseite des Hauses nach der dort vorüberführenden Gasse zu gelangen.
    Dazu ließ man ihnen aber keine Zeit. Die ganze Bande stand gegen sie auf, und vor allen taten sich Kyle, Sexton, Len Cannon und Bryce darin hervor. An dem Getümmel unbeteiligt blieb nur ein halbes Dutzend sinnlos betrunkener Burschen, die in den Ecken lagen und sich überhaupt nicht mehr auf den Füßen erhalten konnten.
    Dem Bootsmann Balt und Vin Mod war es also unmöglich, die Gaststube zu verlassen.
    »Wir müssen aber auf jeden Fall fortkommen, sagte der erste, hier regnet es doch bald Püffe und Schläge…
    – Wer weiß, meinte der zweite, laßt sie sich nur prügeln, vielleicht haben wir zuletzt noch den Vorteil davon!«
    Wenn beide von dem Streite Nutzen zu ziehen hofften, wollten sie davon doch keinen Schaden haben, und so flüchteten sie eiligst hinter den Schanktisch.
    Zunächst entbrannte ein Kampf mit »blanker Waffe«, wenn dieser Ausdruck für die Fäuste und die Füße der Streitenden erlaubt ist. Sehr bald kam gewiß aber auch das Messer an die Reihe, und es wäre nicht das erste-und auch nicht das letztemal gewesen, daß es in der Gaststube der
»Three-Magpies«
zum Blutvergießen kam. Es sah schon aus, als müßten Wirt und Kellner dem Ansturme der überlegenen Rotte unterliegen, zum Glück stellten sich aber doch einige der Stammgäste der Schenke auf ihre Seite. Fünf bis sechs Irländern, die sich jedenfalls für die Zukunft einigen Kredit sichern wollten, gelang es, die Angreifer zurückzudrängen.
    Jetzt herrschte ein Tumult ohnegleichen. Der Bootsmann Balt und Vin Mod hatten, obwohl sie sich so gut wie möglich zu schützen suchten, die größte Not, nicht getroffen zu werden, als nun Flaschen und Gläser in allen Richtungen durch die Luft zu stiegen anfingen. Alles fluchte, gröhlte und schlug durcheinander. Die Lampen wurden dabei umgestülpt und gingen aus, und der Raum wurde nur noch notdürftig von einer Laterne erhellt, die vor einer Scheibe an der Eingangstür angebracht war.
    Die allerhitzigsten, Len Cannon, Kyle, Sexton und Bryce, die zuerst zum Angriff übergegangen waren, hatten sich jetzt nur noch zu verteidigen. Der Wirt und der Kellner gehörten nämlich auch nicht mehr zu den Lehrlingen in der edeln Kunst des Boxens. Einige furchtbare Stöße streckten Kyle und Bryce mit halb gesprengten Kinnladen zu Boden; sie rafften sich jedoch wieder auf, um ihren Kameraden beizustehen, die von den Irländern mehr und mehr in eine Ecke getrieben wurden.
    Der Kampf schwankte unentschieden nach der einen und der anderen Seite, und eine Entscheidung wurde voraussichtlich nur durch einen Eingriff von außen herbeigeführt. Wiederholt übertönte der Ruf »Zu Hilfe!« »Hierher Hilfe!« das Getümmel. Die Nachbarn bekümmerten sich kaum um den wilden Lärm, der in der Schenke zu den
»Three-Magpies«
tobte, an derlei Prügeleien zwischen dem Seevolk waren die Leute von jeher gewöhnt. Es wäre auch ganz nutzlos gewesen, sich vermittelnd unter die Hitzköpfe zu wagen. Das war Sache der Polizisten, die ja, wie man zu sagen pflegte, für so etwas bezahlt werden.
    Die Rauferei wurde immer erbitterter, der Zorn der Kampfhähne artete zur sinnlosen Wut aus. Tische und Bänke lagen umgestürzt durcheinander.
    Man hämmerte einander mit Schemelbeinen auf den Kopf. Die Messer flogen aus den Taschen, die Revolver aus den Gürteln, und es knallte und krachte bald hier, bald da in dem entsetzlichen Getöse.
    Der Wirt suchte noch immer entweder die Tür nach der Straße oder die nach dem Hofe zu gewinnen, als ein Dutzend Polizisten von der Rückseite des Hauses her eindrang. Es war nicht nötig gewesen, bis zu ihrer, einige hundert Schritt entfernten Wache zu laufen. Sobald vorübergehende Personen sie unterrichtet hatten, daß es in der Schenke Adam Frys wieder einmal blutige Köpfe gab, gingen sie, ohne sich besonders zu beeilen, dorthin, und mit dem Ordonnanzschritt, der allen englischen Polizisten eigen ist, kamen sie gleich in hinreichender Zahl, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wahrscheinlich machten sie zwischen denen, die angegriffen hatten, und denen, die sich verteidigten, keinen besonderen Unterschied. Sie wußten aus Erfahrung, daß die einen gewöhnlich ebensoviel wert waren wie die anderen. Wenn sie die ganze Gesellschaft verhafteten, erfüllten sie ihre Pflicht jedenfalls am besten.
    Obwohl das Schlachtfeld nur sehr dürftig erleuchtet war,

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