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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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In der Nacht des 10. Juni 1770 war auch, trotz recht handlichen Windes und klarsten Mondscheins, der berühmte Cook hier nahe daran gewesen, Schiffbruch zu erleiden.
    Heute durfte man jedoch hoffen, daß Gibson jede Gefahr zu vermeiden wissen werde, daß der Rumpf seiner Brigg nicht, wie es dem englischen Seefahrer begegnet war, so heftig gegen eine der harten Felsenspitzen stieße, daß es notwendig würde, ein Segel unter dem Kiel hin auszubreiten, um ein Leck wenigstens notdürftig zu schließen. Immerhin mußte die Mannschaft Tag und Nacht scharf Ausguck halten um Klippen aus dem Wege zu gehen. Gegenwärtig konnte man sich schon, dank den neueren, sorgsamen hydrographischen Aufnahmen, auf die an Bord vorhandenen Seekarten verlassen. Übrigens durchsegelte Gibson das Korallenmeer nicht zum ersten Male und war mit dessen Gefahren hinlänglich vertraut.
    Auch Karl Kip hatte dieses schwierige Fahrwasser schon besucht, entweder auf der Fahrt nach Osten auf die Torresstraße zu oder wenn er vom äußersten Osten auf dem Rückwege aus dem Haraforas-(Alfuras-)meer kam. An Aufmerksamkeit sollte es an Bord der Brigg gewiß nicht fehlen.
    Im allgemeinen begünstigte die Witterung die Reise des »James-Cook«, der bei dem beständigen Wehen der Passate des Großen Ozeans schnell dahinglitt, ohne viele Segelmanöver notwendig zu machen.
    Die Meeresgegend hier wird übrigens wenig besucht. In der Richtung auf Europa zu schlagen die Handelsschiffe, wenn sie von den Philippinen, den Molukken, den Sundainseln oder Indo-China kommen, den weit kürzeren Weg durch den Indischen Ozean, den Suezkanal und durch das Mittelländische Meer ein. Die Dampfer vermeiden gern das heimtückische Korallenmeer, wenn sie nicht gerade auf dem Wege nach den Häfen des westlichen Amerika sind. Sonst begegnet man hier nur Seglern, die den Weg um das Kap Horn dem um das Kap der Guten Hoffnung vorziehen, oder denen, die – wie der »James-Cook« – die große Küstenfahrt zwischen Australien, Neuseeland und den nördlich davon gelegenen Inselgruppen betreiben. Es kommt hier also nur selten vor, daß man ein Segel am Horizonte wahrnimmt. Die Fahrt verläuft deshalb meist recht eintönig, und wenn sich die Schiffsmannschaften darum nicht besonders bekümmern, so müssen sich doch die etwaigen Passagiere, denen eine Reise hier kein Ende zu nehmen scheint, wohl oder übel mit diesem Umstande abfinden.
    Als Nat Gibson am Nachmittage des 9. Novembers kurze Zeit auf dem Vorderdeck an der Reling gestanden hatte, rief er seinen Vater, der eben aus dem Deckhause trat, heran und wies ihn auf eine schwärzliche Masse hin, die von Backbord aus etwa zwei Seemeilen draußen zu sehen war.
    »Sieh dort, Vater, sagte er, sollte das vielleicht ein Riff sein?
    – Ich glaube nicht, antwortete Gibson. Erst zu Mittag hab’ ich ein gutes Besteck aufnehmen können, und ich bin mir über unsere Lage klar.
    – Auf der Karte ist hier kein Riff, keine Korallenbank angegeben?
    – Nein, nichts davon, Nat.
    – Irgend etwas befindet sich aber doch da draußen«…
    Der Kapitän sah durch das Fernrohr hinaus.
    »Ich kann leider noch nichts richtig erkennen,« sagte er danach.
    Eben traten auch die beiden Brüder und Hawkins zu dem Kapitän und seinem Sohn heran. Aufmerksam betrachteten sie die unregelmäßig gestaltete Masse, die man recht wohl hätte für einen Korallenfelsen halten können.
    »Nein, nein, erklärte Karl Kip, nachdem auch er sich des Fernrohrs bedient hatte, ein Riff ist das nicht.
    – Die Masse scheint sich ja mit den Wellen zu heben und zu senken«, sagte Hawkins.
    In der Tat lag der noch unerkennbare Gegenstand nicht unbeweglich auf dem Meere, sondern folgte dem Auf-und Abwogen des Seeganges.
    »Obendrein, bemerkte Karl Kip, sieht man daran keine Brandung anschäumen.
    – Ja, man möchte glauben, die Masse triebe langsam weiter,« setzte Nat Gibson hinzu.
    Der Kapitän rief jetzt Hobbes, der am Steuer stand, den Befehl zu:
    »Leicht anluven, damit wir mehr in die Nähe der Trift kommen!
    – Sofort, Herr Kapitän,« antwortete der Matrose, der das Steuerrad schon ein wenig drehte.
    Zehn Minuten später lag die Brigg ziemlich nahe an dem Gegenstande der allgemeinen Aufmerksamkeit.
    »Das ist eine Seetrift… rief Karl Kip.
    – Ja wahrhaftig, eine Trift!« bestätigte Gibson.
    Jetzt bestand kein Zweifel mehr, da draußen, seitwärts vom »James-Cook«, schwamm der Rumpf eines Fahrzeugs.
    »Sollten das die Überreste der ›Wilhelmina‹ sein?« fragte

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