Die Gebrüder Kip
des Fahrzeuges tummelt.
Sehr häufig saßen die Gebrüder Kip auf dem Hinterdeck im Gespräch mit Hawkins, woran sich auch der Kapitän und sein Sohn gern beteiligten. Die Holländer gaben dabei auch ihrer Besorgnis wegen der Lage des Geschäftshauses in Groningen unverhohlen Ausdruck und betonten, wie dringend notwendig es sei, daß Pieter Kip die Leitung der vielleicht schon in ihrem Kredit erschütterten Firma baldigst übernehme. Weder der eine noch der andere verhehlte seine Befürchtungen, wenn sich beide mit dem Reeder über dieses Thema unterhielten.
Hawkins bemühte sich, ihnen guten Mut zuzusprechen. Die beiden Brüder würden schon Kredit finden, und die Geschäftsauflösung – wenn sie sich nicht umgehen ließe – würde ohne Zweifel unter günstigeren Verhältnissen verlaufen, als sie es jetzt befürchteten. Die sorgenvolle Unruhe Karl und Pieter Kips war freilich nur allzu gerechtfertigt durch die Verzögerung ihrer Heimreise infolge des Schiffbruches der »Wilhelmina«.
Der Leser erinnert sich wohl des Eindruckes, den Karl und Pieter auf Vin Mod gemacht hatten. Daß auf ihre Mithilfe zur Ausführung seiner verruchten Pläne nicht zu rechnen war, lag ja auf der Hand. Die Schiffbrüchigen waren keine gewissen-und skrupellosen Abenteurer. Geistig und moralisch der Klasse, aus der die Matrosen gewöhnlich hervorgehen, überlegen, machte ihre Anwesenheit an Bord schon jeden Versuch einer Meuterei fast unmöglich.
Danach kann man sich auch leicht vorstellen, welche Gedanken Flig Balt und Vin Mod bei ihrem ersten Gespräche, an dem auch Len Cannon teilnahm, über die veränderte Sachlage austauschten.
Bezüglich der Gebrüder Kip ging die Ansicht des Bootsmannes dahin, daß sie sich gegebenen Falles auf die Seite des Reeders und des Kapitäns stellen würden.
Len Cannon dagegen, der andere gern nach sich selbst beurteilte, schien dieser Meinung nicht zu sein.
»Weiß man denn genau, entgegnete er, wer und was diese Holländer sind?… Hat jemand ihre Papiere gesehen? Nein… nicht wahr?… Und warum ihnen dann aufs Wort glauben? Da sie beim Schiffbruche obendrein alles, was sie besaßen, verloren haben, haben sie ja nur alles zu gewinnen!… Ich habe mehr als einen gekannt, der wie ein waschechter Biedermann aussah, und sich doch als etwas ganz anderes entpuppte, wenn sich die Gelegenheit zu einem vorteilhaften Handstreiche bot.
– Wirst du es unternehmen, sie dazu zu bestimmen? fragte Flig Balt achselzuckend.
– Nein… ich natürlich nicht, antwortete Len Cannon. Matrosen können ja nicht mit Passagieren in nähere Verbindung treten, und Passagiere sind sie nun einmal, die uns quer über den Weg gelaufen sind.
– Len hat recht, bestätigte Vin Mod, weder er noch ich kann etwas derartiges unternehmen.
– So?… Dann fiele es wohl mir zu? fragte der Bootsmann.
– Nein, auch dir nicht, Flig Balt.
– Und wem denn sonst?…
– Dem neuen Kapitän des ›James-Cook‹.
– Wie?… Dem neuen Kapitän? rief Flig Balt verwundert.
– Was verstehst du darunter, Mod? fragte Len Cannon.
– Nun, sehr einfach, erwiderte Vin Mod, daß man mindestens Kapitän sein muß, um mit den schönen Herren Kip zu verhandeln. Dazu wird es natürlich nötig… und solange das noch nicht geschehen ist…
– Ja, was denn? rief Flig Balt ungeduldig über dieses Zaudern des Matrosen.
– Es ist dazu eins nicht zu umgehen, fuhr Vin Mod ebenso zögernd fort, ja, ich komme immer auf meinen ersten Gedankengang zurück. Nehmen wir an… Gibson stürzt ins Meer… in der Nacht… ein unglücklicher Zufall… Wer soll dann an Bord befehligen?… Offenbar der bisherige Bootsmann Balt. Der Reeder und der junge Mensch verstehen nichts von der Seefahrt, und statt daß wir die Brigg dann nach Port Praslin führen oder gar damit nach Hobart-Town zurücksegeln… nun ja, wer weiß denn, was später geschieht…«
Ohne seine Gedanken jetzt noch weiter auszuführen und im Grunde entschlossen, auf den ersten Plan nicht zu verzichten, fuhr der Matrose ablenkend fort:
»Wahrlich, das nennt man doch starkes Pech haben! Zuerst jener Aviso, der uns nicht von der Seite weicht, zweitens Hawkins und Nat Gibson, die in Wellington an Bord kommen, und drittens auch noch die zwei Holländer, die als Passagiere aufgenommen werden… das macht vier Männer mehr! Gerade so viele, wie wir in der Dunediner Schenke zu den
›Three-Magpies‹
glücklich gewonnen hatten. Das sind ja alles brauchbare Burschen. Jene zählen nun acht gegen uns
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