Die Gebrüder Kip
Hawkins!
– So gehen wir morgen in See, Flig Balt. Sie haben die Brigg von Kerawara nach Port-Praslin gebracht, führen Sie sie nun auch von Port-Praslin nach Hobart-Town. Sie werden in Zukunft den Befehl auf dem Schiffe führen…
– Ich danke Ihnen, Herr Hawkins,« antwortete Flig Balt, während die Mannschaft ein beifälliges Murmeln hören ließ.
Der Reeder drückte dem neuen Kapitän die Hand, bemerkte aber nicht, daß diese in der seinigen leise zitterte.
Herr und Frau Zieger verabschiedeten sich von Nat Gibson und Hawkins und vergaßen dabei auch nicht die Gebrüder Kip, denen sie bereits warm zugetan waren. Unter dem Versprechen, sobald es ihnen möglich wäre, in Tasmanien einige Wochen bei den beiden Familien zu verleben, kehrten sie dann nach ihrer Wohnstätte zurück.
Um fünf Uhr am anderen Morgen traf der Kapitän Balt die letzten Anstalten zur Abfahrt.
Eine Stunde nachdem er durch die Einfahrtsstraßen von Port-Praslin gekommen war, glitt der »James-Cook« mit südöstlichem Kurse schon entfernt von Neuirland auf dem hohen Meere hin.
Vierzehntes Kapitel.
Zwischenfälle.
Die Entfernung zwischen dem Bismarck-Archipel und Tasmanien wird ungefähr auf zweitausendvierhundert Seemeilen geschätzt. Bei günstigem Winde und einer mittleren Geschwindigkeit von hundert Meilen in vierundzwanzig Stunden, konnte der »James-Cook« dazu nur wenig über drei Wochen brauchen.
Die Zeit der Passatwinde neigte sich jetzt zu Ende und bald mußte voraussichtlich der Monsun der Tropen einsetzen. Nach kurzer Windstille lief der Wind wirklich schon nach Westen um.
Das war besonders günstig für die Brigg, wenn sie die schwierigen Gewässer bei den Louisiaden durchsegeln und auf das Korallenmeer hinauslaufen sollte.
Jetzt war auch die Zeit vorbei, wo die Passagiere des »James-Cook« sich bei angenehmer Fahrt für alles, was rings um sie vorging, interessierten. Sie überließen sich nicht mehr der freudigen Erwartung der Rückreise, die sie gewiß gehegt hätten, wenn ihr Aufenthalt in Kerawara nicht mit jenem entsetzlichen Unglück zu Ende gegangen wäre.
Verließ Nat Gibson seine Kabine, so setzte er sich auf das Hinterdeck, und Hawkins nahm neben ihm Platz. Nichts vermochte beide ihrem Schmerze zu entreißen. Sie dachten an die bevorstehende Ankunft im Hafen, an Frau Gibson, die den »James-Cook« gewiß schon voller Ungeduld erwartete und dann hören sollte, daß er seinen Kapitän nicht wieder mit heimbrächte.
Aus Rücksicht auf diese traurige Stimmung, die die Entfernung noch nicht zu heben vermocht hatte, hielten sich die Gebrüder Kip meist abseits. Karl beobachtete dabei, ohne sich’s irgendwie merken zu lassen, aufmerksam den Kurs des Schiffes. Der Bootsmann hatte ihm eben niemals Vertrauen eingeflößt. Wiederholt hatte er an ihm schon früher gerade die Eigenschaften vermißt, die man an einem tüchtigen Seemann voraussetzt. Wenn Gibson sich in seiner Kabine aufhielt, hatten ihm mehrmals verschiedene, schlecht ausgeführte Manöver Zweifel erweckt, ob Flig Balt für seinen Beruf genügend ausgebildet wäre. Nur der Umstand, daß ihn das unmittelbar nichts anging, hatte ihn veranlaßt, darüber zu schweigen. Was aber keine besondere Bedeutung hatte, so lange Harry Gibson den Oberbefehl führte, das konnte jetzt, wo Flig Balt der Kapitän des »James-Cook« war, recht schwere Folgen haben.
Eben heute äußerte Karl Kip solche Befürchtungen gegen seinen Bruder.
»Du meinst also, daß Flig Balt seiner Aufgabe nicht gewachsen ist?
– Das muß man wohl glauben, Pieter. Während der schweren Bö, die uns im Korallenmeer überfiel, habe ich die Gewißheit erhalten, daß er seine Sache nicht richtig versteht.
– Dann wird es für dich, Karl, zur Pflicht, den Mann zu überwachen, und wenn dir eine seiner Maßregeln gefahrbringend erscheint, dann halte nicht mit deinen Einwendungen zurück…
– Die Flig Balt nur in der Weise aufnehmen wird, daß er mich ersucht, mich nicht in die Führung des Schiffes zu mengen.
– Das ändert nichts, Karl, es bleibt deine Pflicht, und wenn deine Ratschläge unwillig aufgenommen werden, so wende dich sofort an Herrn Hawkins. Er ist vorurteilsfrei, er wird dich anhören, sich mit dem Exbootsmanne darüber auseinandersetzen und wird dir ihm gegenüber recht geben.
– Das wird sich ja zeigen, Pieter. Leider stehen mir die Seekarten nicht zur Verfügung, und deshalb ist es mir erschwert, den Kurs zu kontrollieren.
– Jedenfalls tue dein Bestes, Karl. Der
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