Die Gebrüder Kip
»James-Cook« hat schon so viel Unheil erfahren, daß es an der Zeit ist, noch weiteres möglichst zu verhüten.«
Diese Worte bewiesen, daß man an einen bösen Willen Flig Balts noch nicht glaubte; Karl Kip hielt ihn nur für einen recht mittelmäßigen Seemann, und ohne es diesem merken zu lassen, behielt er ihn doch immer scharf im Auge. Die Anwesenheit Karl Kips erregte dem neuen Kapitän jedoch eine gewisse Beunruhigung, so daß er sich bemühte, trotz des Drängens Vin Mods mit der Änderung des Kurses nach den Salomonsinseln hier sehr vorsichtig zu sein.
Nachdem die Brigg den Ausgang des Sankt Georgskanals hinter sich gelassen hatte, kamen ihr auch bald die äußersten Landmarken von Neuirland und Neubritannien außer Sicht. Durch diesen Teil des Meeres südwärts zu steuern, war Flig Balt völlig berechtigt, da er sich Neuguinea nicht unnötig nähern wollte und es trotz einer Verlängerung des Weges um einige fünfzig Seemeilen ratsamer erschien, sich seitwärts von der Insel Entrecasteaux zu halten. Es galt ja, sich keinem zweiten Angriff von Papuas auszusetzen, der vielleicht nicht so glücklich abgeschlagen werden könnte, wie der erste.
Im Laufe des 15. erreichte der »James-Cook« die Grenze der Louisiaden nach ununterbrochener glücklicher Fahrt. Als er dann hier die Insel Rossel, die bedeutendste der Gruppe, im Westen liegen gelassen hatte, lag unter dem zwölften Grade südlicher Breite das Korallenmeer weit offen vor dem Schiffe.
Von diesem Breitengrade aus mußte unverändert eine südliche Richtung eingehalten werden, um in der Höhe von Brisbane auf die Ostküste Australiens zu stoßen. Bei dem gleichmäßig aus Westen wehenden Winde konnte der »James-Cook« auch bequem seine volle Segelfläche ausnützen.
Gerade auf der Grenze des Korallenmeeres hätte Flig Balt nun den Kurs wechseln und nach Osten abfallen sollen, wenn er in Sicht der Insel Mangara, am Ende der Salomonsinselreihe, hätte kommen wollen. Da das aber nicht unauffällig auszuführen gewesen wäre. begnügte sich Flig Balt. nur eine Richtung nach Südsüdosten einzuschlagen.
Auch das konnte aber Karl Kip nicht entgehen, und nach einem Blicke auf den Kompaß wendete er sich sofort an den Kapitän.
»Sie lassen das Schiff abfallen, Herr Balt…
– Ja, Herr Kip, um zwei Viertel Strich, Herr Kip.
– Sie würden aber im Schutze der australischen Küste ein freundlicheres Meer treffen.
– Wohl möglich, erwiderte Flig Balt, der den Holländer dabei mit einem Seitenblicke maß.
– Warum bleiben Sie dann, fuhr dieser fort, nicht in der bisherigen Richtung?
– Weil immer kurze Stürme aus Nordosten zu befürchten sind, und ich möchte mich nicht längs der Küste hin treiben lassen…
– O, da ist noch Fahrwasser genug, unterbrach ihn Karl Kip, und schlimmsten Falles hätten wir immer noch Zeit genug…
– Meine Ansicht ist das nicht,« erklärte Flig Balt trockenen Tones.
Gleich nachher machte er Vin Mod Mitteilung von dem kurzen Zwiegespräch.
»Was hat denn dieser groningische Groninger überhaupt hier drein zu reden, meinte Vin Mod, und wann werden wir von all den Leuten befreit sein?«
Übrigens wäre der alte Plan, die Passagiere der Brigg über Bord zu werfen, jedenfalls ausgeführt worden, sobald sich dazu eine passende Gelegenheit geboten hätte. Die Aussicht auf Erfolg stieg aber ungemein mit der Annäherung an die Salomonsinseln, wo auf Unterstützung von Übeltätern zu hoffen war, die sich dort in großer Zahl umhertreiben.
Im ganzen war die von Karl Kip bemerkte Kursänderung ja nicht bedeutend, und wenn sie auch nicht unbedingt geboten erschien, ließ sie sich immerhin in gewissem Maße rechtfertigen. Erhob sich wirklich ein Oststurm, so war das Schiff weniger gefährdet, wenn es sich nicht so nahe einer Küste befand, wenn es, wie die Seeleute sagen, noch »genug Flucht« vor sich frei hatte.
Karl Kip glaubte also, Herrn Hawkins keine Mitteilung machen zu müssen. Zum Ärger Flig Balts, der das jetzt recht wohl bemerkte, achtete er aber immer darauf, welche Richtung der Mann am Steuer einhielt.
Da kamen Flig Balt und seinen Genossen plötzlich noch die Umstände zu Hilfe.
Am Abend des 17. schlug das Wetter um. Die Sonne versank hinter einem, mit schweren Wolken bedeckten Horizonte. Das Meer, das »schon etwas fühlte«, wurde lebendiger. Den ganzen Tag hatte eine starke Hitze geherrscht. Wiederholt war die Brise völlig eingeschlafen, so daß die Segel an die Maste schlugen.
Nachmittag gegen
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