Die Gedichte
Länder:
steigt zur Bedeutung in mir
deiner, Entgehende, an.
Ach, die Gärten bist du,
ach, ich sah sie mit solcher
Hoffnung. Ein offenes Fenster
im Landhaus – , und du tratest beinahe
mir nachdenklich heran. Gassen fand ich, –
du warst sie gerade gegangen,
und die Spiegel manchmal der Läden der Händler
waren noch schwindlich von dir und gaben erschrocken
mein zu plötzliches Bild. – Wer weiß, ob derselbe
Vogel nicht hinklang durch uns
gestern, einzeln, im Abend?
Einst war dies alles anders aufgeteilt:
durch jeden Vorgang gingen wache
schauende Götter; Gott-Wind bog die schwache
göttliche Dryas, und in jedem Bache
lag eine Nymphe, heiter übereilt.
Und wenn der Hirt in seiner Traurigkeit
das Rohr, das er sich lange zugeschnitten,
ansetzte – : oh wie wurde weit,
was ihm an Klage ausging, mitgelitten.
Nun fällt uns längst schon dieses alles zu:
dahinzuwehen mit dem Hingewehten,
für einen Abend in den Baum zu treten
und in der Quelle tauschendem Getu
der Geist zu sein, den ihre Wirbel drehten.
Wir wurden mehr; wir wohnen in dem meisten,
das ahnend ein Entgangenes entbehrt;
doch: daß wir fast der Götter Leichtsein leisten,
hat uns das dumpfe Menschliche erschwert.
DIE GROSSE NACHT
Oft anstaunt ich dich, stand an gestern begonnenem Fenster,
stand und staunte dich an. Noch war mir die neue
Stadt wie verwehrt, und die unüberredete Landschaft
finsterte hin, als wäre ich nicht. Nicht gaben die nächsten
Dinge sich Müh, mir verständlich zu sein. An der Laterne
drängte die Gasse herauf: ich sah, daß sie fremd war.
Drüben – ein Zimmer, mitfühlbar, geklärt in der Lampe – ,
schon nahm ich teil; sie empfandens, schlossen die Läden.
Stand. Und dann weinte ein Kind. Ich wußte die Mütter
rings in den Häusern, was sie vermögen – , und wußte
alles Weinens zugleich die untröstlichen Gründe.
Oder es sang eine Stimme und reichte ein Stück weit
aus der Erwartung heraus, oder es hustete unten
voller Vorwurf ein Alter, als ob sein Körper im Recht sei
wider die mildere Welt. Dann schlug eine Stunde – ,
aber ich zählte zu spät, sie fiel mir vorüber. –
Wie ein Knabe, ein fremder, wenn man endlich ihn zuläßt,
doch den Ball nicht fängt und keines der Spiele
kann, die die andern so leicht an einander betreiben,
dasteht und wegschaut, – wohin –?: stand ich und plötzlich,
daß du umgehst mit mir, spielest, begriff ich, erwachsene
Nacht, und staunte dich an. Wo die Türme
zürnten, wo abgewendeten Schicksals
eine Stadt mich umstand und nicht zu erratende Berge
wider mich lagen, und im genäherten Umkreis
hungernde Fremdheit umzog das zufällige Flackern
meiner Gefühle – : da war es, du Hohe,
keine Schande für dich, daß du mich kanntest. Dein Atem
ging über mich. Dein auf weite Ernste verteiltes
Lächeln trat in mich ein.
Hinhalten will ich mich. Wirke. Geh über
so weit du vermöchtest. Hast du nicht Hirten das Antlitz
größer geordnet, als selbst in der Fürstinnen Schoß
unaufhörlicher Könige Herkunft und künftige Kühnheit
formten den krönlichen Ausdruck? Wenn die Galionen
in dem staunenden Holz des stillhaltenden Schnitzwerks
Züge empfangen des Meerraums, in den sie stumm drängend
hinausstehn:
o, wie sollte ein Fühlender nicht, der will , der sich aufreißt,
unnachgiebige Nacht, endlich dir ähnlicher sein.
ZU DER ZEICHNUNG,
JOHN KEATS IM TODE DARSTELLEND
Nun reicht an’s Antlitz dem gestillten Rühmer
die Ferne aus den offnen Horizonten:
so fällt der Schmerz, den wir nicht fassen konnten,
zurück an seinen dunkeln Eigentümer.
Und dies verharrt, so wie es, leidbetrachtend,
sich bildete zum freiesten Gebilde,
noch einen Augenblick, – in neuer Milde
das Werden selbst und den Verfall verachtend.
Gesicht: o wessen? Nicht mehr dieser eben
noch einverstandenen Zusammenhänge.
O Aug, das nicht das schönste mehr erzwänge
der Dinge aus dem abgelehnten Leben.
O Schwelle der Gesänge,
o Jugendmund, für immer aufgegeben.
Und nur die Stirne baut sich etwas dauernd
hinüber aus verflüchtigten Bezügen,
als strafte sie die müden Locken lügen,
die sich an ihr ergeben, zärtlich trauernd.
Vom Zeichner dringend hingeballter Schatten
hinter das nur noch scheinende Gesicht:
so kommt die Nacht dem reinen Stern zustatten.
Da ist ein Ding, das alles unterbricht,
wozu die Dinge sich verstanden hatten;
denn, da es wurde, siehe: war es nicht .
O langer Weg zum schuldlosen Verzicht.
O Mühe zum ermächtigten Ermatten.
Seit den wunderbaren
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