Die Gedichte
wurde Raum in meinen Zügen;
deinem großen Aufschaun zu genügen,
spiegelte, vertiefte sich mein Blut.
Wenn mich durch des Ölbaums blasse Trennung
Nacht mit Sternen stärker überwog,
stand ich aufwärts, stand und bog
mich zurück und lernte die Erkennung,
die ich später nie auf dich bezog.
O was ward mir Ausdruck eingesät,
daß ich, wenn dein Lächeln je gerät,
Weltraum auf dich überschaue.
Doch du kommst nicht, oder kommst zu spät.
Stürzt euch, Engel, über dieses blaue
Leinfeld. Engel, Engel, mäht.
So, nun wird es doch der Engel sein,
der aus meinen Zügen langsam trinkt
der Gesichte aufgeklärten Wein.
Dürstender, wer hat dich hergewinkt?
Daß du dürstest. Dem der Katarakt
Gottes stürzt durch alle Adern. Daß
du noch dürstest. Überlaß
dich dem Durst. (Wie hast du mich gepackt.)
Und ich fühle fließend, wie dein Schaun
trocken war, und bin zu deinem Blute
so geneigt, daß ich die Augenbraun
dir, die reinen, völlig überflute.
Hinweg, die ich bat, endlich mein Lächeln zu kosten
(ob es kein köstliches wäre),
unaufhaltsam genaht hinter den Sternen im Osten
wartet der Engel, daß ich mich kläre.
Daß ihn kein Spähn, keine Spur euer beschränke,
wenn er die Lichtung betritt;
sei ihm das Leid, das ich litt, wilde Natur:
er traue der Tränke.
War ich euch grün oder süß, laßt uns das alles vergessen,
sonst überholt uns die Scham.
Ob ich blüh oder büß, wird er gelassen ermessen,
den ich nicht lockte, der kam . .
Einmal nahm ich zwischen meine Hände
dein Gesicht. Der Mond fiel darauf ein.
Unbegreiflichster der Gegenstände
unter überfließendem Gewein.
Wie ein williges, das still besteht,
beinah war es wie ein Ding zu halten.
Und doch war kein Wesen in der kalten
Nacht, das mir unendlicher entgeht.
O da strömen wir zu diesen Stellen,
drängen in die kleine Oberfläche
alle Wellen unsres Herzens,
Lust und Schwäche,
und wem halten wir sie schließlich hin?
Ach dem Fremden, der uns mißverstanden,
ach dem andern, den wir niemals fanden,
denen Knechten, die uns banden,
Frühlingswinden, die damit entschwanden,
und der Stille, der Verliererin.
Gedanken der Nacht, aus geahnter Erfahrung gehoben,
die schon das fragende Kind mit Schweigen durchdrang,
langsam denk ich euch auf – , und oben, oben
nimmt euch der starke Beweis sanft in Empfang.
Daß ihr seid , ist bejaht; daß hier, im gedrängten Behälter,
Nacht, zu den Nächten hinzu, sich heimlich erzeugt.
Plötzlich: mit welchem Gefühl, steht die unendliche, älter,
über die Schwester in mir, die ich berge, gebeugt.
An das Stillende hinaufgekehrt,
hab ich mich zur heilen Nacht entschlossen,
meine Sinne sind mir abgeflossen
und das Herz ist namenlos vermehrt.
Warum überredet uns der Tag,
daß wir hier dem Mangel unterliegen,
wenn sich diese starken Nächte biegen
von der Schöpfung weltigem Ertrag?
Warte meine Wahl nicht ab, verlange,
du vermagst es, da du nicht bedarfst.
Wie du dich, aufrauschend, meinem Gange,
Undurchdringlicher, entgegenwarfst.
Meine Not war immer noch geneigt
deiner Brandung auszuweichen.
Doch wer bürge sich, in welchen Deichen,
wenn das Weltmeer an die Himmel steigt.
Wie hinhielt ich dies Antlitz, daß sein Gefühl
rauhe Räume der Fremdheit durchwirke;
da selbst die schwache, zart aufblätternde Birke
Städte bewöge herüber vom Bühl.
Wenn ich so an deinem Antlitz zehre
wie die Träne an dem Weinenden,
meine Stirne, meinen Mund vermehre
um die Züge, die ich an dir kenn,
[mein ich über jene Ähnlichkeiten
die uns trennen, weil sie doppelt sind
eine reine Gleichung auszubreiten,]
Nun erst, Nachtstunde, bin ich ohne Angst
und darf in aufgeblühtem Schauen stehen,
da du für dein unendliches Geschehen
mein ungenügendes Gesicht verlangst.
Jetzt tritt aus ihm die Ähnlichkeit hervor
O von Gesicht zu Gesicht
welche Erhebung.
Aus den Schuldigen bricht
Verzicht und Vergebung.
Wehen die Nächte nicht kühl,
herrlich entfernte,
die durch Jahrtausende gehn.
Hebe das Feld von Gefühl.
Plötzlich sehn
Engel die Ernte.
STIMME EINES ARMEN
AN DER HAND DES ENGELS
Mitte im Gerichte,
Vater, ich verzichte:
Was ich seh, erreicht
nicht, was ich immer wußte:
die rauschende Herrlichkeit
aller meiner Verluste.
Weißt du denn, wie weit
meine Gefühle waren,
wenn ich in deinen klaren
irdischen Nächten stumm
saß vor dem Nachtasyle?
Hunde gingen herum
um meine großen Gefühle.
Meines Herzens Vermögen
nahm unendlich zu
unter den Brückenbögen.
Und der Schnee im Schuh,
er zerging mir lind
wie
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