Die Gedichte
gewannt. Denn zu begreifen,
denn zu lernen und vieles in Ehren
innen zu halten, auch Fremdes, war euch gefühlter Beruf.
Nun seid ihr aufs Eigne wieder beschränkt. Doch größer
ist es geworden. Wenns auch nicht Welt ist, bei weitem, –
nehmt es wie Welt! Und gebrauchts wie den Spiegel,
welcher die Sonne umfaßt und in sich die Sonne
wider die Irrenden kehrt. (Euer eigenes Irrn
brenne im schmerzhaften auf, im schrecklichen Herzen.)
So lernen wir am Hiesigen Gefühle
für welche Neigungen im Raum?
Und gehen fühlend durch die Abendkühle
und schauen fühlend in den nächsten Baum.
Und wenn wir uns einander zuempfanden
war das ein Fortschritt in die Welt?
Hat uns die Lust, mit der wir uns verstanden,
höher ins Unverstehliche gestellt?
Da bin ich nun. Wo bin ich? Bin ich weiter
nach viel vorläufigem Gefühl
Sehet ein Ding, das vielfach umwunden.
Keiner geht durch die verbundene Welt
einzeln. Immer ist ihm in herrlichen
Abständen das Herz umstellt.
Immer ist er in Händen, die zu fassen wissen.
Hingerissen ist er in hinreißenden Händen,
oder er ruht mit den Gegenständen
ein ruhender. Es sei denn er fiele
von Händen zu Händen: denn die Spiele
des Alls sind unendliche.
Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen,
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
Ein Tag, an dem wir fremd vorübergingen,
entschließt im künftigen sich zum Geschenk.
Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von den alten, den vergangnen Jahren?
Was haben wir seit Anbeginn erfahren,
als daß sich eins im anderen erkennt?
Als daß an uns Gleichgültiges erwarmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht,
auf einmal bringst du’s beinah zum Gesicht
und stehst an uns, umarmend und umarmt.
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.
Ich sorge mich, und in mir steht das Haus.
Ich hüte mich, und in mir ist die Hut.
Geliebter, der ich wurde: an mir ruht
der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus.
DER GARTENWEG
Sein Einfall freut ihn, zwischen zweien Stücken
vergnügten Rasens diesen sachten Bug
sanft zu vollziehen; mit dem Haus im Rücken,
und vor sich grade noch Bereichs genug
sich zu erholen vom gefühlten Schwung
Fast wie am Jüngsten Tag die Toten sich reißen
aus der Umarmung der Erde, und der erleichterte Ball
hinter ihnen empor sich in die Himmel verliert – :
so fast stürzen sich jetzt diese, die leben, ins Erdreich,
und die beladene sinkt, die Erde, zum Weltgrund
in der Jahrtausende Tang, wo die Schicksale noch –
stumme mit stumpfem Fischblick –
kalte Begegnungen haben. Wo aus Röhren hervor,
wie See-Anemonen,
prachtvoll die Wunden erblühn, und dem furchtbaren Pulp
selber die Strömung den Tast-Arm
an das zu Fassende trägt. Da bildet
aus dem gebeinernen Kalk sich die blasse Koralle
starrlebendigen Grauns, die sich schweigend verzweigt.
Der Freundin:
Da hängt in meinem ersten starken Turme
der Jugend schweres Glockengut.
Sei Weite, du, sei Himmel meinem Sturme
und fülle fühlend, wo er ruht,
das Reine der erholten Räume aus.
Das war mein Herz. Und drängt nun voller Eifer,
wo ich nicht bin, zu wirken, hundertfach.
Sehr schmerzhaft wächst in mir ein nächstes nach.
Und ist es endlich größer, süßer, reifer:
ich leb es nicht. Es bricht aus mir hinaus.
Heimkehr: wohin? Da alle Arme schmerzen
und Blicke, alle, mißverstehn.
Auszug: wohin? Die Fernen sind im Herzen,
und wie sie dir nicht dort geschehn,
betrügst du dich um jeden Weg. Was bleibt?
Nichts, als zu sein. Zum nächsten Stein zu sagen:
Du bist jetzt ich; ich aber bin der Stein.
Heil mir. Die Not kann aus mir Quellen schlagen,
und das Unsägliche wird aus mir schrein,
das Menschen nicht ertragen, wenn sie’s treibt.
Über anderen Jahren
standest du verhüllt, Gestirn.
Nun wird was wir waren
sich zu Wegen entwirrn.
Wo kein Weg gezogen
hinter uns, jetzt sich erweist,
sind wir geflogen –
der Bogen
ist noch in unserm Geist.
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Siehe, wie klein dort,
siehe: die letzte Ortschaft der Worte, und höher,
aber wie klein auch, noch ein letztes
Gehöft von Gefühl. Erkennst du’s?
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Steingrund
unter den Händen. Hier blüht wohl
einiges auf; aus stummem Absturz
blüht ein unwissendes Kraut singend hervor.
Aber der Wissende? Ach, der zu wissen begann
und schweigt nun, ausgesetzt auf den Bergen des Herzens.
Da geht wohl, heilen
Weitere Kostenlose Bücher