Die Gefaehrtin des Jaguars
das, was Myka gewollt hatte.
Sie wälzte sich herum, stellte sich alle möglichen, schlimmen Szenarien vor, wie Spike das Kind in einen Schrank sperren oder ihn vielleicht schlagen würde, um seinen Frust abzubauen, oder wie er versuchen würde, ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Sicher, Spike hatte sehr stolz ausgesehen, als er begriffen hatte, dass Jordan sein Sohn war, aber das konnte sich schnell ändern, sobald Jordan seine natürliche Wildheit zeigte. Jillian hatte auch nicht gewusst, was man mit einem Kind mit so viel Energie machen sollte.
Myka verbrachte die Nacht bei Sharon. Sie wollte sie nicht allein lassen, aber während die emotional ausgelaugte Sharon völlig erschöpft schlief, lag sie wach oder lief unruhig auf und ab.
Morgens kamen die beiden Schwestern von Sharon mit ihren Ehemännern und Kindern. Obwohl sie in den letzten Monaten mehr oder weniger bei Sharon und Jillian gewohnt hatte, beschloss Myka, sie allein zu lassen. Dies war eine Zeit, wo die Familie unter sich bleiben sollte.
In ihrem eigenen kleinen Haus duschte sie und zog sich frische Sachen an, bevor sie zu den Ställen fuhr.
Myka wusste, dass ihre Freunde und Sharon sie für verrückt erklären würden, dass sie heute arbeiten wollte, aber in den Ställen konnte sie Frieden finden. Myka trainierte Quarter Horses für ihre Besitzer in verschiedenen Disziplinen des Westernreitens. Bei der Arbeit mit den Pferden vergaß sie meist all ihre Sorgen.
Schon seit sie elf war, kam sie in diese Ställe. Die Mutter einer Freundin hatte sie nach der Schule mitgenommen. Die Reitlehrerin ihrer Freundin hatte Myka auch an der Reitstunde teilnehmen lassen. Sie war auf das Pferd gestiegen, und das war es dann gewesen.
Myka nickte den beiden anderen Trainern, die für eine frühmorgendliche Übungsstunde gekommen waren, knapp zu, blieb aber nicht stehen, um sich zu unterhalten. Sie holte Carlos, ein Pferd, das sie derzeit im Cutting trainierte – der Kunst, ein einzelnes Tier aus einer Herde abzusondern.
Sie wärmte Carlos mit nichts Anstrengenderem als einem leichten Trab um den Ring auf, bevor sie sich der eigentlichen Arbeit zuwandte. Beim Cutting mussten die Pferde auf die kleinste Gewichtsverlagerung oder den geringsten Zug an den Zügeln reagieren, um ein Kalb von einer Herde zu trennen oder es wieder hineinzutreiben.
Myka begann die Lektionen von Gehorsam und Belohnung, aber sie merkte bereits nach wenigen Minuten, dass sie weder mit dem Herz noch den Gedanken ganz beim Training war. Sie musste immer wieder an Jordan denken, wie er auf Spikes Schoß geschlafen hatte, an Spikes wilde Augen und seine große Hand auf Jordans Rücken.
Verdammt .
Sie hatte Jillian versprochen, dass sie Spike Jordan mitnehmen lassen und sich nicht einmischen würde. Jillian war davon überzeugt gewesen, dass es für Jordan das Beste wäre, bei Spike zu leben. Myka sollte es einfach auf sich beruhen lassen – Entscheidung gefällt, Sache erledigt, es ging sie nichts mehr an.
Aber sie konnte Jordan nicht einfach so gehen lassen.
Myka ließ Carlos nochmals im Kreis laufen, tätschelte ihn und sagte ihm, was für ein guter Junge er war, bevor sie ihn zurück zum Stall führte. Wenn sie das Pferd trainierte, während sie in Gedanken ganz woanders war, riskierte sie, es zu verderben. Sein Besitzer wäre garantiert wenig begeistert, und andere Halter würden sich eine zuverlässigere Trainerin suchen.
Vielleicht war es sowieso vergebliche Liebesmüh, denn der Besitzer der Stallungen und des Trainingscenters plante, die Anlage an einen Bauunternehmer zu verkaufen. Dann könnte sie sich von ihrem Job und den Ställen, die ihr als Mädchen eine sichere Zuflucht geboten und ihr als Erwachsene den Lebensunterhalt beschert hatten, verabschieden.
Das Leben war echt beschissen.
Sie brachte Carlos weg und versorgte ihn, bevor sie zu ihrem Pick-up hinüberging, sich Dreck und Pferdemist aus den Cowboystiefeln kratzte, einstieg und nach Shiftertown fuhr.
*** *** ***
Spike drückte sich vom Boden hoch und zog eine Jogginghose über, um den Anruf entgegenzunehmen, während Jordan nochmals lautstark erklärte, dass er jetzt Frühstück wolle.
Der Anruf war von Liam. „Spike, Junge, ich benötige deine Hilfe mit Gavan. Fahr bitte nach San Antonio und sprich mit ihm, so ganz harmlos. Finde heraus, was er vorhat, ob er eine Bedrohung wird oder einfach nur rummault. Er ist nie wirklich glücklich über das gewesen, was mit Fergus passiert ist, und ich kann
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