Die Gefaehrtin des Jaguars
zurück und drehte sich so schnell weg, dass ihr die Tasche auf den wohlgeformten Hintern schlug, als sie sich beeilte, wieder zur Tür zu kommen. „Ich muss Sharon nach Hause bringen und ihr beistehen … bei allem. Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Shiftertown?“
Spike rieb seinem Jungen über den Rücken. „Ich kann mir eine besorgen.“
„Na schön.“ Sie zögerte noch immer. „Sei diskret, wenn du von hier verschwindest, okay?“
„Warum zur Hölle sollte ich das nicht sein?“
Für eine weitere lange Sekunde konnte er scharf ihre Sorge riechen. Schließlich öffnete sie die Tür und ging hinaus. Er hörte ihre Schritte den Flur hinunterklackern, als sei sie entschlossen, sich nicht umzudrehen.
Zehn Minuten später trat er aus dem Krankenhaus. Jordan war unter der Kapuzenjacke verborgen, die er jetzt wieder trug. Er war über Hintertreppen und leere Korridore zu dem dunklen Parkplatz gegangen, um allen Menschen aus dem Weg zu gehen. Es fühlte sich gut an, wie Jordan an seiner Seite geborgen war, als wisse er selbst im Schlaf, dass Spike sein neuer Beschützer war.
In Jillians Stockwerk war es verboten, Mobiltelefone zu benutzen, daher hatte er seines ausgeschaltet. Auf dem dunklen, kühlen Parkplatz schaltete er es wieder ein und stellte fest, dass er fünf Anrufe von Liam verpasst hatte, als das Telefon auch schon wieder klingelte.
„Spike, wo verdammt noch mal steckst du, Junge?“ Der irische Bariton des Anführers von Shiftertown dröhnte durch die Leitung. „Wir haben hier ein Problem. Sieh zu, dass du herkommst. Sofort.“
„Ich hab hier auch ein Problem“, sagte Spike ruhig. „Ich brauche jemanden, der mich nach Hause fährt.“
*** *** ***
„Also, wie ist die Lage?“, fragte Spike Sean Morrissey, als sie in dem kleinen weißen Pick-up von Seans Vater vom Krankenhausparkplatz fuhren.
Jordan war noch immer unter seiner Jacke verborgen und bildete eine sichtbare Ausbeulung auf seiner rechten Seite. Selbst wenn Sean die Beule nicht bemerkt hätte, würde er Jordan riechen können.
„Was zur Hölle ist das?“, fragte Sean.
Spike konnte den Stolz nicht aus seiner Stimme heraushalten, obwohl er Jordan am liebsten vor allen versteckt hätte, bis sie sein Zuhause erreicht hatten. „Mein Junges.“
Sean verriss vor Schreck das Steuer und vermied nur knapp den Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug. „Was?“
„Mein Junges.“ Spike wusste nicht, ob er über den Ausdruck auf Seans Gesicht lachen oder ihn anfauchen sollte.
Früher hatten Shifter sich gegenseitig Weibchen und Nachwuchs gestohlen, manche Männer hatten die Jungen ihrer Rivalen umgebracht, sodass sie nicht zu einer Gefahr für sie werden würden. Sean hatte selbst eine Gefährtin und ein Junges, und dies waren zivilisiertere Zeiten, aber gegen den Instinkt war schwer anzukämpfen. Er zog die Jacke zu und bedachte Sean mit einem warnenden Blick.
„Worüber regt sich Liam so auf?“, fragte Spike. „Was erwartet er von mir?“
Spike war ein Tracker. Das bedeutete, dass er für den Anführer Shiftertowns als Bodyguard, Beobachter und Kämpfer tätig war. Er fand und eliminierte Ärger, bevor dieser zu einem Problem werden konnte. Liam, der Anführer der hiesigen Shiftertown, vertraute seinen Trackern bedingungslos. Das musste er auch. Liam konnte nicht überall sein, und die Shiftertown von Austin war groß und umfasste drei Spezies, zwei Dutzend Clans unterteilt in mehrere Rudel und Kleingruppen.
Spikes Rudelfamilie war klein. Er und seine Großmutter Ella waren die einzigen Überlebenden, und sie waren die einzigen Jaguare der Gegend. Shifterkatzen waren von allen Spezies gezüchtet worden, aber ein Typ Katze trat in einer Familie oder einem Clan immer stärker hervor. Der große Morrissey-Clan zum Beispiel bestand aus Löwen. Als Spike und seine Großmutter Ella damals nach Texas gekommen waren, hatten die Morrisseys sie bei sich aufgenommen, weil alle Gestaltwandler Teil eines Clans sein mussten, um überleben zu können.
So war Spike für den ehemaligen Clanchef Fergus, der auch der Anführer der Shiftertown von San Antonio gewesen war, als Tracker tätig geworden. Ehemalig bedeutete ‚jetzt tot‘. Spike hatte sich nie eine Gefährtin genommen, nie ein Junges gezeugt, und bei der begrenzten Anzahl der weiblichen Wandler, die zur Auswahl standen, hatte er auch nicht gedacht, dass es je dazu kommen würde.
Und jetzt war hier dieses Junge von seinem Blut, geboren nach einer einzigen Nacht
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