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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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erkannte: Sonnenscheins Kuss war nur ein Kuss gewesen. Nur ein Mund auf dem anderen - keine gefühlten Farben oder Feuer und kein Dahingleiten auf unsichtbaren Winden. Mein letzter Kuss mit einem Sterblichen war sehr lange her. Dadurch hatte ich vollkommen vergessen, dass uns das nicht möglich war.
    Doch es war in Ordnung. Dafür konnten wir andere Dinge umso besser tun.
    Ich schlief hervorragend bis in die frühen Morgenstunden. Dann schreckte ein Traum mich auf. Dabei trat ich Sonnenschein versehentlich vors Schienbein, aber er reagierte nicht. Ich berührte sein Gesicht und erkannte, dass er wach war. Mein unruhiger Schlaf hatte ihn scheinbar nicht gestört.
    »Hast du überhaupt geschlafen?«, fragte ich und gähnte.
    »Nein.«
    An den Traum konnte ich mich nicht erinnern, aber das unbehagliche Gefühl, das er verursacht hatte, blieb. Ich stützte mich auf seiner Brust ab und richtete mich auf, rieb mir verschlafen das Gesicht und war mir nur zu deutlich des unangenehmen Geschmacks in meinem Mund bewusst. Dann hörte ich, wie draußen einige eifrige Vögel ihr Morgenlied anstimmten. Die kalte Luft sagte mir allerdings, dass es noch vor Tagesanbruch war. Ansonsten war es ruhig — es war diese unheimliche, nicht gerade beruhigende Stille, die in kleinen Städten vor dem Morgengrauen herrschte. Selbst die Fischer waren noch nicht draußen, weil die Flut erst in ein paar Stunden kam. In Schatten, huschte mir flüchtig ein trauriger Gedanke durch den Kopf, wären die Vögel nicht so allein gewesen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ich. »Ich kann etwas Tee machen.«
    »Nein. Ich werde schon irgendwann einschlafen.« Er streckte seine Hand aus und berührte mein Gesicht, wie ich es so oft bei ihm tat. Da seine Augen vollkommen in Ordnung waren, fragte ich mich, ob ich darauf hoffen durfte, dass dies eine Geste der Zuneigung war. Vielleicht war es einfach dunkel im Zimmer. Es war ohnehin schon sehr schwer, diesen Mann zu durchschauen, und jetzt musste ich noch viel mehr Interpretationen seiner Handlungen erlernen.
    »Ich will dich«, sagte er.
    Er konnte es mir natürlich auch einfach sagen.
    Unwillkürlich musste ich lachen. Gleichzeitig stupste ich mit der Nase gegen seine Hand, damit er wusste, dass sein Vorstoß durchaus willkommen war. »Ich glaube, wir müssen noch ein wenig an deiner Schlafzimmerkonversation arbeiten.«
    Er setzte sich auf, hob mich mühelos auf seinen Schoß und küsste mich, bevor ich ihn vor meinem Atem warnen konnte. Seiner war auch nicht besser. Doch dann stand mir eine Überraschung bevor. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher. Gleichzeitig strich er mit seinen Händen meine Arme hinunter und zog sie sanft hinter meinen Rücken. In dem Moment spürte ich etwas. Ein Flackern. Einen Tropfen Hitze - echte Hitze. Nicht Leidenschaft, sondern Feuer.
    Ich schnappte mit weit aufgerissenen Augen nach Luft, als er sich zurückzog.
    »Ich will in dir sein«, sagte er mit tiefer, unerbittlicher Stimme. Eine seiner Hände hielt meine Handgelenke hinter meinem Rücken gefangen, die andere fuhr zwischen meine Beine und massierte dort so, wie ich es gern habe. Ich glaube, ich gab ein Geräusch von mir. Ich weiß es nicht mehr genau. »Ich will beobachten, wie das Licht des Sonnenaufgangs auf deiner Haut ausbricht. Ich will, dass du schreist, wenn die Sonne aufgeht, und es ist mir egal, welchen Namen du rufst.«
    Das war mit Abstand das Unromantischste, was ich je gehört habe, dachte ich benommen und halb betäubt. Er berührte mich noch weiter, küsste, schmeckte, liebkoste. Er hatte beim letzten Mal viel über mich gelernt. Von diesem Wissen machte er jetzt rücksichtslos Gebrauch. Seine Zähne kratzten an meinem Hals entlang. Ich schrie unwillkürlich auf und wölbte meinen Rücken. Dadurch, dass er meine Handgelenke festhielt, war ich jetzt so gebogen, wie er mich wollte. Er tat mir nicht weh — ich spürte, wie er das sorgfältig vermied —, aber ich konnte mich seinem Griff nicht entziehen. Ich zitterte, und meine Augenlider schlössen sich flatternd. Mir war schwindlig vor Angst und Erregung, und endlich verstand ich.
    Der Sonnenaufgang stand unmittelbar bevor. Ich hatte ein Gottkind geliebt, aber das hier war anders. Ich konnte das Glühen in Sonnenscheins Körper nicht länger sehen, aber ich schmeckte die ersten Anzeichen von Magie in seinem Kuss. Er war nicht ganz mein Sonnenschein, nicht mehr, und er hatte keine Ähnlichkeit mit meinem kühlen, unbekümmerten Madding. Er bestand aus Hitze,

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