Die Gefährtin Des Lichts erbin2
selbst?«
»Götter, nein! Wofür hältst du mich?«
»Eine Assassine.«
Ich spürte, wie sie mich einen Moment lang anstarrte. Ihre Verblüffung wirbelte die Luft in dem kleinen Raum durcheinander. »Ich will dein Blut nicht«, sagte sie endlich. »Um genau zu sein, habe ich die Absicht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit jeder, der dein Geheimnis herausbekommt, stirbt, bevor er damit etwas anfangen kann. Die Arameri hatten recht damit, dass Anonymität dein bester Schutz ist. Ich gedenke sicherzustellen, dass selbst sie sich nicht mehr lange an deine Existenz erinnern.«
»Lord T'vril...«
»... weiß, wo er hingehört. Ich bin sicher, dass man ihn dazu überreden kann, bestimmte Aufzeichnungen im Austausch für mein Schweigen über seinen sorgfältig versteckten Vorrat an Dämonenblut aus dem Familienarchiv zu entfernen. So gut, wie er denkt, ist er nämlich gar nicht versteckt.«
»Aha.« Mein Kopf begann zu schmerzen. Keine Magie, nur reiner Ärger. Es gab gewisse Aspekte des Lebens in Schatten, die ich nicht vermisste. »Warum bist du dann hergekommen?«
Sie ließ wieder ihre Beine baumeln. »Ich dachte mir, es interessiert dich. Kitr leitet jetzt Maddings Organisation zusammen mit Istan.«
Den zweiten Namen kannte ich nicht. Doch ich war erleichtert — mehr, als ich je erwartet hätte —, als ich hörte, dass Kitr lebte. Ich leckte mir über die Lippen. »Was ist ... mit den anderen?«
»Lil geht es gut. Der Dämon konnte sie nicht überwältigen.« Meine Intuition sagte mir, dass Dateh für Nemmer »der Dämon« war. Ich war etwas anderes. »Sie hätte ihn sogar beinahe getötet, aber er floh aus dem Kampf. Sie hat den Shustocks- Schrottplatz — Messies alte Wirkungsstätte? — und das Dorf der Ahnen übernommen.« Auf meinen besorgten Blick hin fügte sie hinzu: »Sie isst niemanden, der nicht gegessen werden will. Sie beschützt sogar die Kinder. Deren Hunger nach Liebe scheint sie zu faszinieren. Außerdem ist sie aus irgendeinem Grund auf den Geschmack gekommen, angebetet zu werden.«
Daraufhin konnte ich nicht anders und musste lachen. »Was ist mit...«
»Niemand von den anderen hat überlebt«, sagte sie. Mein Gelächter erstarb.
Nach einem Moment des Schweigens fügte Nemmer hinzu: »Deinen Freunden von der Künstlerzeile geht es allen prächtig.«
Das war sehr schön zu hören, aber über den Teil meines alten Lebens nachzudenken tat mir am meisten weh. Also sagte ich: »Hast du vielleicht nach meiner Mutter sehen können?«
»Nein, tut mir leid. Es ist sehr schwierig, aus der Stadt rauszukommen. Deshalb konnte ich nur einen Ort aufsuchen.«
Ich nickte langsam und hob weiter Zwiebeln auf. »Vielen Dank dafür. Wirklich.«
Nemmer sprang herunter und half mir. »Du scheinst hier wenigstens endlich ein gutes Leben zu haben. Wie geht es, äh ...« Ich konnte ihr Unbehagen riechen, wie eine Knoblauchzehe zwischen den Zwiebeln.
»Es geht ihm besser. Willst du mit ihm reden? Er ist zum Markt gegangen und sollte bald wieder hier sein.«
»Zum Markt gegangen.« Nemmer stieß ein schwaches Lachen aus. »Man höre und staune.«
Wir legten die Zwiebeln in ein Körbchen. Ich setzte mich zurück und wischte mir den Schweiß mit meiner schmutzigen Hand von der Stirn. Sie saß neben mir auf den Fersen und dachte die Gedanken einer Tochter. »Ich glaube, er wäre glücklich, wenn du bleibst«, sagte ich leise. »Oder irgendwann noch einmal herkommst. Ich glaube, er vermisst euch alle.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn vermisse«, sagte sie, aber ihr Tonfall sagte etwas völlig anderes. Abrupt stand sie auf und klopfte sich unnötigerweise die Knie ab. »Ich werde darüber nachdenken.«
Ich erhob mich ebenfalls. »In Ordnung.« Ich überlegte, ob ich sie einladen sollte, zum Abendessen zu bleiben, entschied mich aber dagegen. Egal, was sie Sonnenschein bedeutet haben mochte, ich wollte eigentlich nicht, dass sie blieb. Und sie wollte auch eigentlich nicht bleiben. Eine unbehagliche Stille entstand zwischen uns.
»Ich bin froh, dass es dir gut geht, Oree Shoth«, sagte sie schließlich. Ich streckte ihr meine Hand hin und machte mir über den Schmutz keine Gedanken. Sie war eine Göttin. Wenn Schmutz sie störte, konnte sie ihn durch Willen allein beseitigen. »Es war schön, dich zu sehen, Lady Nemmer.«
Sie lachte, was das Unbehagen ein wenig milderte. »Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst mich nicht >Lady< nennen. Ich schwöre, ihr Sterblichen sorgt immer dafür,
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