Die Gefahr
Gerüchte über einen Terroranschlag auf eine geheime Anlage in der Nähe von Washington.«
Rapp stellte seine Kaffeetasse auf den Steg. »Irene, sag dem Präsidenten, dass ich die öffentliche Anerkennung nicht brauche und auch gar nicht will.«
»Das habe ich ihm schon gesagt, aber er will nicht auf mich hören. Er meint, dass du es dir verdient hast, ob es dir nun passt oder nicht.«
»Das kann er nicht machen.«
»Sag ihm das doch selbst.«
Rapp blickte auf den See hinaus. »Ich habe keine Lust, mit dem Präsidenten zu sprechen. Du kannst ihm sagen, dass ich sowieso daran denke, auszusteigen – und wenn er meinen Namen in der Öffentlichkeit erwähnt, dann ist es eine beschlossene Sache. Und noch etwas kannst du ihm sagen: Wenn ich gehe, dann erzähle ich jedem Journalisten in Washington, dass er in der Zeit, als wir versucht haben, die Terroristen aufzuhalten, vor allem an den bevorstehenden Wahlkampf gedacht hat und auf die Ratschläge von Valerie Jones, Martin Stokes und dieser Peggy Stealey gehört hat.«
Irene Kennedy schwieg eine Weile. »Das meinst du doch nicht ernst, oder?«, fragte sie schließlich. »Ich meine, dass du vielleicht aussteigst?«
»Und ob ich das ernst meine.«
»Mitch, du solltest jetzt nicht überreagieren. Ich kann den Präsidenten bestimmt überzeugen, dass er dich nicht …«
»Darum geht es nicht, Irene. Ich habe die Nase voll von dem ganzen Mist. Diese ganze politische Taktiererei. Ich habe genug davon, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die keine Ahnung haben, wie man diesen Kampf führen muss. Warum soll ich mich länger abmühen, Politiker davon zu überzeugen, wie ernst die Bedrohung ist?«
»Mitch, ich bin genauso frustriert wie du, aber wir brauchen dich ganz einfach in diesem Kampf.«
»Dann solltest du den Präsidenten überzeugen, dass er ein paar Dinge ändert. Ich will keine Medaille und keine öffentliche Anerkennung … ich will, dass ein paar Leute gefeuert werden. Es ist mir egal, ob man sie überredet, von allein zu gehen, oder ob man sie vor die Tür setzen muss – aber ein paar Leute müssen weg.«
Irene Kennedy zögerte einige Sekunden, bevor sie antwortete. »Wärst du zufrieden, wenn ich dir sage, dass Valerie Jones noch im kommenden Monat zurücktreten wird?«
»Das wäre kein schlechter Anfang. Was ist mit Stokes und Stealey?«
»Bei Stokes bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube, er ist auch nicht das Problem. Wenn wir ihm nahe legen, dass er einen härteren Kurs einschlagen soll, dann wird er es tun.«
»Aber was ist mit Peggy Stealey? Sie war ja die Idiotin, die den Präsidenten überredet hat, die beiden Kerle aus Atlanta wie ganz normale Verdächtige zu behandeln.«
»Ich denke, dass wir es gemeinsam schaffen könnten. Wäre dir damit geholfen?«
»Nun, wie gesagt … das wäre ein guter Anfang.«
»Dann sehe ich dich bald wieder bei der Arbeit?«
Rapp blickte auf den stillen See hinaus. Das Wasserskiboot kam jetzt in seine Richtung. Sie waren immer noch einige hundert Meter entfernt, aber er konnte bereits erkennen, dass es seine Frau war, die da im Kielwasser des Bootes übers Wasser glitt.
»Mitch«, fügte Irene Kennedy hinzu, »die Sache ist noch lange nicht vorbei. Du weißt genauso gut wie ich, dass sie es wieder versuchen werden.«
Rapp zweifelte nicht daran, dass sich die islamischen Fundamentalisten nicht so einfach geschlagen geben würden. Er stieß einen müden Seufzer aus und schloss die Augen. »Irene, ich habe es so satt, mich mit Leuten herumzuschlagen, die doch eigentlich auf unserer Seite stehen sollten.«
»Glaub mir, ich verstehe dich sehr gut. Ich habe auch schon mit dem Präsidenten darüber gesprochen, und er weiß jetzt, dass er nicht genug auf uns gehört hat. Es hat ihm einen ziemlichen Schock versetzt, dass wir eine Ka tastrophe nur um Haaresbreite verhindern konnten. Mitch«, fügte sie überraschend optimistisch hinzu, »jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um ihn dazu zu bringen, die Jagd auf die Terroristen zu verschärfen.«
»Wird er wirklich mitspielen? Wird er uns wirklich freie Hand lassen, wenn es darauf ankommt?«
»Ich denke, diesmal wird er es tun.«
Rapp fragte sich, ob er seine Arbeit einfach so aufgeben könnte. Er bezweifelte es. Der Kampf gegen den Terror war ihm einfach zu wichtig, aber das brauchte er Irene Kennedy und dem Präsidenten ja nicht zu verraten. Jetzt ging es darum, die größtmögliche Unterstützung für seine Ziele zu bekommen.
»Irene, ich will freie Hand für einige
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