Die gefangene Braut
wäre für alle Zeiten mit dir in Ägypten geblieben, wenn du mich nicht fortgeschickt hättest. Und als du mich fortgeschickt hast, habe ich alle Höllenqualen durchlebt, bis ich gemerkt habe, daß ich ein Kind von dir in mir trage. Philip junior war mein Grund, weiterzuleben.«
»Bitte, Tina, belüge mich jetzt nicht. Ich habe dich nicht fortgeschickt. Du hast mich verlassen.«
»Aber ich lüge doch gar nicht, Philip. Ich habe bis heute die Nachricht, die Rashid mir ausgehändigt hat, nachdem du in Yamaid Alhabbals Lager geritten bist. Ich konnte es im ersten Moment einfach nicht glauben. Aber als Rashid mir gesagt hat, daß du Nura heiraten willst, habe ich aufgegeben und bin mit ihm gegangen.«
»Ich habe keine Nachricht hinterlassen, Tina. Ich bin in Yamaids Lager geritten, um seinen Stamm zu unserer Hochzeit einzuladen. Als ich zurückgekommen bin … «
»Zu unserer Hochzeit?«
»Ja – ich hatte gerade begonnen zu glauben, daß du dir wirklich etwas aus mir machst. Ich wollte dich heiraten, um sicherzugehen, daß ich dich niemals verlieren werde. Ich hatte unsere Hochzeit als Überraschung geplant. Aber als ich zurückkam, warst du fort, und – zeig mir diese Nachricht.«
Widerwillig ließ Christina ihn los und ging zu ihrer Kommode. Aus der obersten Schublade zog sie den zerknitterten Zettel und drückte ihn Philip in die Hand.
»Rashid!« fauchte Philip, nachdem er gelesen hatte, was auf dem Zettel stand. »Ich hätte es wissen müssen! Und wenn es meine letzte Tat auf Erden ist – ich gehe zurück nach Ägypten und bringe diesen Schurken um!«
»Das verstehe ich nicht.«
»Rashid hat diese Nachricht an dich geschrieben! Mir hat er eine Nachricht hinterlassen, die mit deinem Namen unterschrieben war. Darin stand, daß du mich bittest, dir nicht zu folgen. Ich dachte, du hättest mich in dem letzten Monat reingelegt. Ich dachte, du hättest mir nur vorgespielt, glücklich zu sein, damit ich dir vertraue und dich allein lasse, damit du entkommen kannst.«
»Wie konntest du das bloß glauben, Philip? Ich war nie in meinem ganzen Leben glücklicher als in diesem letzten Monat mit dir. Diese Art von Glück hätte ich nicht heucheln können.« Sie lächelte liebevoll und streichelte seinen Nacken. »Aber warum hätte Rashid etwas Derartiges tun sollen?«
»Er muß gehofft haben, daß ich dir nach England folge und nicht mehr zurückkehre. Rashid hat mich immer gehaßt, weil ich der Liebling unseres Vaters war und weil ich das Stammesoberhaupt geworden bin. Scheich zu sein, hat ihm mehr bedeutet als alles andere. Ich habe das verstanden und ihm in vieler Hinsicht seinen Willen gelassen. Aber er ist zu weit gegangen, um das zu erreichen, was er angestrebt hat. Er hat deine Entführung ausgeheckt und meinen Tod durch Scheich Alis Hände gewünscht. Als ich von Amines Bruder die Wahrheit erfuhr, habe ich Rashid überall gesucht, aber er war nicht auffindbar. Schließlich habe ich die Suche aufgegeben. Ich konnte nicht in diesem Land leben, in dem die Erinnerung an dich mich überall verfolgt hat, ganz gleich, wohin ich auch gesehen habe. Aber das, was Rashid getan hat, ist unverzeihlich. Er hat uns ein ganzes Jahr unserer Liebe geraubt.«
»Während gewisser Zeiten dieses Jahres wäre es reichlich schwierig gewesen, einander zu lieben«, sagte Christina lachend. »Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr – solange wir einander jetzt und für alle Zeiten haben.« Sie unterbrach sich. »Aber was ist mit Estelle? Du hast ihr gesagt, daß du sie begehrst.«
Philip lachte. »Nur, weil ich wußte, daß du uns zuhörst, mein Liebling. Was glaubst denn du, warum ich die Tür offengelassen habe?«
Philip stand auf und zog Christina in seine Arme. Ihre Lippen fanden sich in einem leidenschaftlichen Kuß, und Christina glaubte, vor Glück ohnmächtig zu werden. Philip hielt ihr Gesicht zwischen seinen Händen und küßte ihre Augen, ihre Wangen, ihre Lippen.
»Wirst du mich heiraten, Tina? Wirst du mit mir zusammenleben und an meinem Leben teilnehmen und mich für alle Zeiten lieben?«
»O ja, mein Geliebter, für alle Zeiten. Und ich werde meine Gefühle nie mehr vor dir verbergen.«
»Und ich nicht vor dir.«
»Aber etwas wundert mich immer noch, Philip. Warum hast du mich vom ersten Moment an, als du hier erschienen bist, so kühl behandelt?«
»Weil ich, mein Liebling, hierhergekommen bin, um dich zu heiraten, und in dem Moment, als ich das Haus betrat, höre ich, wie du den Heiratsantrag eines anderen
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