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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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hier, denn niemand kann an zwei Orten zu gleicher Zeit sein.“
    Dem war nicht zu widersprechen. Braden trieb seine Stute erneut an, zwang das ermüdete Tier zu raschem Trab, und seine Gefährten folgten ihm. Druce schüttelte ungläubig den Kopf. Irgendetwas stimmte nicht. Was, zum Teufel, war da im Gange?
    Als sie endlich den Waldrand erreichten und der Blick auf die Burg frei wurde, bot sich ihnen ein Bild, das ihre schlimmsten Befürchtungen übertraf. Reiterlose Pferde liefen über die Heide, das hölzerne Tor der Burg war eingedrückt worden, auf dem Gelände der Burg bewegten sich kämpfende Gestalten. Auch auf den Mauern rangen die Männer miteinander, verwundete Krieger stürzten in die Tiefe, Waffen blitzten auf, das Siegesgeschrei der MacArons erfüllte die Luft.
    Braden spürte keine Verwundung und keinen Schwindel mehr, sein Kopf war klar, und sein Körper gehorchte seinem Willen. Wer auch immer dort seine Burg verteidigte – er schien zu unterliegen. Sie kamen im rechten Augenblick.
    „Wir sind bei dir, Waffenbruder“, hörte er Druce rufen.
    Dicht nebeneinander ritten sie über die Heide zur Burg hinauf, drangen durch das offen stehende Tor bis in den Hof vor und griffen die überraschten Feinde an.
    „Hier ist Braden MacDean“, brüllte er mit mächtiger Stimme über den ganzen Hof. „Diese Burg und das Land gehören mir und wer sie mir nehmen will, der wird es büßen!“
    „Braden MacDean!“, erklang es vielstimmig.
    Sie hatte also doch nicht gelogen, die rothaarige Marian. Er war gekommen, als man ihn am Nötigsten brauchte. Der Clanchief war hier um sie anzuführen – jetzt würde man diese verdammten Kerle das Fürchten lehren. Lauter Jubel erhob sich unter den Verteidigern, neue Kräfte wuchsen in den Kämpfern, und die Lage für die Ritter des MacAron-Clans wurde schwierig.
    Marian hatte sich in den Eingang des Turms zurückgezogen, wo sie sich gemeinsam mit Aisleen und Rupert wütend verteidigt hatte. Jetzt brüllte sie aus vollem Halse mit den anderen mit – sie konnte ihr Glück kaum fassen. Braden lebte. Er war dem Anschlag ihres Vaters entgangen, aus eigener Kraft oder weil Druce im rechten Augenblick zu Hilfe gekommen war – das war jetzt völlig gleich. Braden war am Leben.
    „Raus hier! Verschwindet!“, kreischte sie und empfing einen Kämpfer, der in den Turm eindringen wollte, mit einem Knüppelhieb. Der Ritter wich überrascht zurück und begriff die Welt nicht mehr. Hatte man ihnen nicht aufgetragen, Marian, die Tochter des Clanchiefs, aus ihrer Gefangenschaft zu befreien? Wieso wehrte sich diese dumme Gans dann wie eine Hexe gegen jeden Versuch, sie aus diesem elenden Loch herauszuholen? War sie verrückt geworden? Konnte sie nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden?
    Marian warf ihm einen Topf nach und schrie vor Begeisterung, als sie die Angreifer über die Mauern steigen und flüchten sah.
    „Sieg! Sieg!“, brüllte sie Aisleen in die Ohren, fasste sie um die Schultern und drehte sich mit ihr im Kreis. „Wir haben es geschafft. Wir haben die Burg verteidigt.“
    Aisleen lachte und schluchzte gleichzeitig, dann lief sie rasch, um ihr weinendes Töchterlein zu trösten, während Marian auf den Burghof eilte.
    Dort stand Braden breitbeinig, das Gewand in Fetzen, das blonde Haar zerwühlt, doch seine Züge waren ruhig und gefasst. Er gab seine Anweisungen mit kräftiger Stimme, sorgte dafür, dass die Verwundeten in die Burg getragen wurden, dass man die Pferde einfing, das Tor schloss, die Wächter nicht in ihrer Aufmerksamkeit erlahmten.
    Marian wäre gern zu ihm hingelaufen, ja sie hatte sogar große Lust, ihm um den Hals zu fallen. Aber sie übte sich in Geduld. Später – wenn er die neugierigen Fragen seiner Männer zur Genüge beantwortet hatte, alle Hände geschüttelt, alle Schultern geklopft, alle Geschichten angehört – viel später erst, würde sie sich ihm nähern. Dann würde er gewiss schon erfahren haben, wem er für die Verteidigung seiner Burg zu danken hatte, und dann – das war nur fair und anständig – dann würde sie ihn für ihr Schweigen um Verzeihung bitten. Sie hatte es ja wiedergutgemacht, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln hatte sie für ihn gekämpft.
    Doch Marian kam nicht mehr dazu, ihre guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Ein halblauter, erschrockener Ruf erklang, und die Stelle, an der eben noch Braden MacDean gestanden hatte, war plötzlich leer. Aufgeregte Männer beugten sich über einen am Boden

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