Die Gefangene des Highlanders
seiner Haut zu spüren, was für ein Unglück, dass seine Verwundungen so unbedeutend waren.
Kapitel 10
Marian wich nicht von Bradens Seite, saß tagsüber in der Hütte, flößte ihm Wasser und warmen Fleischsud ein, legte heilende Kräuter auf, machte Umschläge, bestrich die Wunden mit Salben, die sie in kleinen Tiegeln herstellte. In den Nächten lag sie neben ihm, horchte auf seine Atemzüge, und wenn sie einschlummerte, war ihr Schlaf leicht und unruhig. Jede Bewegung seines Körpers weckte sie auf, dann flüsterte sie ihm leise, beruhigende Worte zu, schob das Stroh zurecht und gab ihm zu trinken. Er fieberte hoch, glühte geradezu vor Hitze und schien sie gar nicht wahrzunehmen.
Tagsüber trat Druce häufig in das kleine Turmzimmer, hockte sich neben Braden auf den Boden und betrachtete den Freund sorgenvoll. Hin und wieder regte sich der Kranke, öffnete die Augen und schien Druce für kurze Zeit mit fieberdunklen Pupillen anzusehen. Auf die Fragen seines Freundes gab er nur mit leisem Murmeln Antwort, dann wandte er den Kopf zur Seite und entschwand wieder in das unruhige Land seiner Träume.
„Wir bringen ihn durch, nicht wahr?“, fragte Druce angstvoll.
„Natürlich“, gab Marian zurück. „Es dauert nur noch wenige Tage …“
Dann erzählte Druce voller Stolz, dass die Burg unter seiner Leitung weiter ausgebaut würde, man wäre dabei, eine Halle zu errichten, dazu Nebengebäude für die Bauern und einen Stall für die Pferde; sobald Braden wieder gesund war, würde man daran gehen, den Turm aufzustocken. Die Mauer wäre nun endgültig befestigt, er habe sogar vor, sie noch zusätzlich durch einen Wassergraben zu schützen. Braden würde seine Burg kaum wiedererkennen.
Marian lobte ihn und hoffte inständig, dass seine Mühen nicht umsonst waren. Alles kam darauf an, dass das elende Fieber sich endlich legte, auch ein so starker Kerl wie Braden konnte diese zehrende Glut nicht tagelang aushalten.
Er hatte die Augen jetzt häufiger geöffnet, schien Marian gelegentlich wahrzunehmen, doch sein Blick glitt an ihr vorüber zum Eingang hin, durch den das Tageslicht in den Raum fiel. Auf ihre Versuche, ihn anzureden, gab er keine Antwort. Stattdessen warf er sich unruhig auf dem Lager umher, stöhnte manchmal laut und schien in seinen Fieberträumen gefangen.
Marian begriff voller Mitleid, dass es schlimme Träume sein mussten. Er murmelte Worte und Sätze vor sich hin, die sie nicht verstehen konnte. Als sie sich über ihn beugte, erkannte sie, dass er in einer fremden Sprache redete. Waren es die schrecklichen Erlebnisse im Heiligen Land, die ihm keine Ruhe ließen? Jene Ereignisse, die aus dem unternehmungslustigen jungen Abenteurer einen so düsteren Mann geformt hatten?
Neugierig beugte sie sich zu ihm herab, hielt ihr langes Haar mit der Hand fest, damit es nicht wie ein rötliches Vlies über sein Gesicht fiel und ihn kitzelte.
Wenn sie ihn doch nur verstehen könnte!
„Sitha …“
Marina runzelte die Stirn. Was sollte das sein? Ein Ort? Ein Palast? Ein Name …
„Sitha … du wirst mit mir gehen, Sitha …“
Endlich – nun benutzte er wieder seine Muttersprache. Sie drehte den Kopf zur Seite und näherte ihr Ohr seinen heißen, trockenen Lippen.
„Du wirst mit mir gehen … in meine Heimat, Sitha …“
Marian fuhr hoch – großer Gott, wie dumm sie gewesen war. Dumm wie ein Moorhuhn! Sie warf wütend das Haar zurück, ihre Schläfen hämmerten. Sitha! Das war sie ! Der Name jener verfluchten Sarazenin, in die er verliebt war.
Sie presste die Lippen so fest an die Zähne, dass es schmerzte. Er träumte von ihr! Die ganze Zeit über, während sie in pflegte, um sein Leben bangte, wer weiß was anstellte um ihn zu heilen, war dieser Mistkerl in seinen Träumen bei der schönen Sarazenin gewesen. Sitha – was für ein Name! Er passte für ein Schaf oder eine Hündin.
Die Neugier überwog ihren Zorn – sie beugte sich wieder zu ihm herunter. Was redete er da?
„… mit mir in meine Heimat weit im Norden, in den Bergen Schottlands …“
Unglaublich! Er hatte sie also doch mitgenommen? Oder nicht? Sie neigte sich noch tiefer. Fast berührte ihr Ohr schon seine Nase, doch leider drehte er den Kopf zur Seite.
„… in den Bergen Schottlands. Dort wirst du meine Königin sein …“
Das wurde ja immer besser! Seine Königin sogar. Empört richtete sie sich auf und entging damit gerade noch einem kräftigen Hieb seiner rechten Faust. Verblüfft sah sie zu, wie er sich
Weitere Kostenlose Bücher