Die Gefangene des Highlanders
„Verdammt – du hast eine verfluchte Heidin geheiratet und mir willst du einen MacBoyll nicht gönnen. Ich sage dir etwas, Braden: Ich werde seine Frau, und wenn du zerplatzt!“
„Schweig!“, brüllte er sie an. „Schweig auf der Stelle, Marian.“
„Ich denke nicht daran!“
Sie schrie gellend auf, als er ihre Handgelenke fasste und ihr die Arme auf den Rücken bog. Wütend trat sie gegen seine Beine, versuchte ihn zu beißen, doch er hielt ihre Arme mit eiserner Faust und suchte in aller Ruhe mit der anderen Hand einen Riemen, mit dem er sie fesseln konnte.
„Schrei so laut du willst, Marian“, sagte er und umwand ihre Handgelenke mit einem Strick. „Du wirst hier auf meiner Burg bleiben, solange ich es will!“
„So kann man sich also auf dein Wort verlassen!“, schimpfte sie und setzte einen ergebnislosen Tritt gegen sein Schienbein. „Lügner. Wortbrüchiger! Schwindler!“
„Auf mein Wort kann man sich immer verlassen“, sagte er grinsend. „Ich habe dich freigegeben, und du bist fortgeritten. Und jetzt in diesem Augenblick habe ich dich wieder gefangen genommen.“
„Wenn ich gewusst hätte, wie hinterhältig du bist, dann wäre ich niemals zurückgekehrt“, fauchte sie.
„Hätte ich gewusst, dass du dich die ganze Zeit über nach deinem Geliebten sehnst, dann hätte ich dich anders behandelt!“, sagte er wütend und drängte sie in eine Ecke des Raumes. „Graham ist mein Feind, Marian, er hat nicht verdient, dass ich sein Liebchen schone …“
Marian spürte seine Hände schwer auf ihren Schultern, und sie bekam plötzlich Angst. Würde er ihr tatsächlich Gewalt antun? Oh, sie hatte ihn gereizt, hatte ihm eine Menge Bosheiten an den Kopf geworfen, es wäre kein Wunder, wenn er sich jetzt im Zorn vergessen würde. Zitternd stand sie da, spürte seine lastende Nähe, die Hitze, die von seinen Händen auf sie überging, und sah ihm in die Augen. Sie waren schmal und dunkel, und es glomm ein gefährliches Feuer darin.
Druce, der immer noch im Raum stand, räusperte sich vernehmlich.
„Übertreibst du es nicht ein wenig, Braden“, fragte er unsicher. „Ich meine, es reicht doch, wenn sie verspricht, nicht zu fliehen. Musst du sie gleich fesseln?“
Braden macht eine Bewegung, als müsse er sich losreißen, für einen Moment drückten sich seine Finger fest in Marians Schultern, dann ließ er sie los und wandte sich zu Druce um.
„Gehen wir.“
Die dicke hölzerne Tür war neu gezimmert worden und verschloss das kleine Turmzimmer so sicher, dass an Flucht nicht zu denken war. Marian lehnte sich erschöpft gegen die Wand, atmete tief ein und schloss die Augen. Immer noch sah sie Braden vor sich, spürte die Glut in seinem Blick und fühlte einen wohligen Schauer. Er hatte sie schon oft so angesehen, doch niemals zuvor hatte sie sein Verlangen so stark gespürt wie in diesem Augenblick.
Ein kleines Fünkchen glomm in ihr auf, begann zu tanzen und erfüllte sie schließlich ganz und gar.
Er war eifersüchtig! Anders war sein merkwürdiges Verhalten nicht zu erklären. Er war eifersüchtig auf Graham MacBoyll – ausgerechnet auf diesen hässlichen Ziegenbock. Er hatte sie sogar festgebunden und eingesperrt, damit sie nicht davonlaufen und Grahams Frau werden konnte.
Aber – wenn er eifersüchtig war, dann liebte er sie doch?
Sie rutschte langsam mit dem Rücken an der Wand hinunter, bis sie auf dem Boden saß, und starrte angestrengt auf das schmale Fensterchen, hinter dem nichts als grauer Regen zu sehen war. Nebelschwaden hatten die Heide längst überflutet und den Waldrand ausgelöscht, nur hin und wieder war der dunkle Schatten des Wächters zu erkennen, der auf der Mauer seinen Dienst tat.
Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie glaubte, ihr würde gleich schwindelig werden. Er war eifersüchtig. Er liebte sie. Es musste so sein. Aber es konnte doch gar nicht sein. Er liebte doch die andere. Warum wäre er sonst so zornig geworden, als sie über die Sarazenin sprach?
Kapitel 16
„Aber was hat sie denn getan, Herr?“, fragte Aisleen verzweifelt und rang die Hände. „Warum soll sie dort eingeschlossen bleiben?“
„Weil ich es befehle!“, sagte Braden hart und schob das Mädchen beiseite.
Er ärgerte sich über das Gemurmel unter den Männern, über die fragenden Blicke, die ihn trafen, das Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Man hatte Marians zornige Schreie im Turm gehört und war erschrocken herbeigelaufen. Swan hatte sich mit fliegenden Haaren auf den
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