Die Gefangene des Highlanders
sich am Nachmittag um die Zöglinge kümmern.
Doch Druce hatte anderes im Sinn. Kaum vom Pferd gestiegen, eilte er auf Braden zu, fasste ihn am Arm und zog ihn in den Turm hinein.
„Wir müssen reden, Waffenbruder …“
Braden kannte seinen Freund gut genug – wenn Druce derart aufgeregt war, konnte ihn nichts und niemand zum Schweigen bringen. Geduldig hockte Braden auf seinem Schemel, nickte verständnisvoll zu Druce’ Schilderungen, schüttelte empört den Kopf, wenn sein Freund sich über etwas erregte, und gab sich ganz und gar dem Geschäft des Zuhörens hin. Erst nach einer Weile hatte Druce sich wie soweit beruhigt, dass Braden Fragen stellen konnte.
„Du hast also vor, Fia zur Frau zu nehmen?“
„Bei Gott, das will ich!“, rief Druce aus
Braden hätte ihm jetzt gern einen Vortrag über die Bosheit der Weiber gehalten, doch es war ihm klar, dass seine Erkenntnisse nicht auf fruchtbaren Boden fallen würden. Der arme Kerl war verliebt.
„Und du erwartest von mir, mit dir gemeinsam gegen David MacAron zu ziehen?“
„Du bist mein Waffenbruder, Braden. Ich zähle auf dich!“
Braden nickte. Sie waren Waffenbrüder, das war nicht zu leugnen. Sie hatten einander immer beigestanden, auch hatte Druce sich letztlich um seinetwillen mit seinem zukünftigen Schwiegervater zerstritten.
Dennoch bedeutete Waffenbrüderschaft keineswegs, dass man sich gemeinsam für eine aussichtslose Sache in einen sinnlosen Tod stürzen musste.
„Du weißt, dass wir dann nicht nur David MacAron, sondern auch Graham MacBoyll zum Feind haben werden.“
Druce schluckte zweimal und sah Braden ärgerlich an. Natürlich würde Graham nicht begeistert sein. Doch war das ein Grund, jetzt Bedenken zu haben?
„Ach was“, meinte er und scharrte mit dem Fuß. „Wir holen Fia aus der Burg, und ich führe sie heim in mein Land. Wenn sie erst meine Frau geworden ist, wird Graham sowieso das Nachsehen haben …“
„Mag sein“, sagte Braden spöttisch. „Er könnte aber auch auf die Idee kommen, gemeinsam mit David MacAron gegen die Burg deines Vaters zu ziehen, um sich Fia zurückzuholen. Was wirst du dann tun, Druce?“
Druce vollführte eine ungeduldige Bewegung mit beiden Armen, es sah fast so aus, als wolle er durch ein nicht vorhandenes Gewässer schwimmen.
„Wenn und ob und vielleicht und es könnte sein“, schimpfte er. „Bist du mein Waffenbruder oder nicht? Wirst du mir helfen, so wie ich dir geholfen habe, oder willst du mich im Stich lassen? Sag mir besser gleich die Wahrheit, damit ich weiß, woran ich bin.“
Braden fasste den Aufgeregten an beiden Schultern und drückte ihn auf den Hocker, was keine leichte Angelegenheit war, denn Druce war viel zu erregt, um sich freiwillig niederzusetzen. Doch Bradens Muskeln war selbst Druce nicht gewachsen.
„Ich bin dein Freund, Druce. Das weißt du. Ich werde dir immer zur Seite stehen, selbst dann, wenn ich davon überzeugt bin, dass du Blödsinn treibst. Aber ich bin nicht bereit, mich auf eine Sache einzulassen, die alle Beteiligten in den sicheren Tod führt. Wenn wir alle in solch einem irrwitzigen Kampf umkommen, kann es weder dir noch Fia nutzen …“
Druce wandte den Kopf unwillig hin und her.
„Du redest genau wie Marian. Aber die ist ein Weib, und ich habe geglaubt, dass du, Braden …“
Braden horchte auf. Eine winzige, verrückte Hoffnung wuchs in seinem Inneren.
„Marian? Du hast mit Marian darüber gesprochen?“, fiel er seinem Freund ins Wort. „Wann?“
„Vorhin traf ich sie im Wald, sie ritt den Wallach und …“
„Wo im Wald?“
Druce zuckte die Schultern. Es wurde ihm jetzt erst bewusst, dass Marians Ausritt etwas Ungewöhnliches war.
„Am Wasserfall, aber sie ist …“
Lärm übertönte seine Worte, von draußen her erschallten Rufe, Lachen, jemand warf einen hölzernen Eimer um, die Hunde kläfften. Rupert zog die schwere Holztür auf und streckte den Kopf hinein. Er strahlte förmlich vor Erleichterung.
„Herr, sie ist wieder da!“
Braden fuhr so rasch von seinem Sitz auf, dass er fast mit dem Kopf gegen einen Vorsprung gestoßen wäre. Druce schaute verdrossen drein – die Unterbrechung des Gesprächs passte ihm jetzt überhaupt nicht. Dann musste er rasch zur Seite springen, sonst hätte sein Freund Braden ihn auf dem Weg zur Tür über den Haufen gerannt.
Braden war sich dessen bewusst, dass seine Eile lächerlich wirken musste. Genau wie die Erleichterung, die deutlich auf seinen Zügen zu lesen war, denn er
Weitere Kostenlose Bücher