Die Gefangene des Highlanders
stecken.
„Wieso nicht, Braden? Das ist die beste Lösung …“
„Nein!“
„Wieso nein?“, fragte Marian erstaunt.
Braden war so aufgebracht, dass er mit der Faust gegen die Mauer hieb.
„Weil ich es sage!“
„Das ist kein Grund“, bemerkte Marian.
Braden hatte plötzlich das Gefühl, sie genieße die Lage. Hasserfüllt sah er sie an. Sie liebte also Graham MacBoyll, warum, zum Teufel, hatte sie dann für ihn, Braden, gekämpft? Warum hatte sie ihn gepflegt?
„Glaubst du im Ernst, Graham MacBoyll wird eine Frau nehmen, die in der Gewalt eines anderen war?“, sagte er spöttisch.
Marian schob verächtlich die Lippen vor, und ihr Mund wurde klein und rund wie eine Kirsche. Doch sie strich sich gemächlich das nasse Haar aus den Schläfen und reckte den Oberkörper. Braden spürte, wie ihm das Blut heiß durch die Adern wallte, er hätte sie prügeln können.
„Graham wird sich daran nicht stören“, sagte sie und lächelte boshaft. „Er hat mir deutlich genug gezeigt, dass er mich und keine andere zur Frau begehrt. Daran wird sich nichts geändert haben.“
„Wir werden Boten zu deinem Vater senden“, überlegte Druce, der schon mit Feuereifer dabei war, Marians Plan in die Tat umzusetzen. „Braden wird dich, seine Geisel, freilassen, damit du Graham heiraten kannst, dafür soll dein Vater mir Fias Hand geben. Das ist ein fairer Handel, bei dem dein Vater nur gewinnen kann …“
„So machen wir es“, stimmte Marian zu, die Braden dabei fest im Auge behielt. Seine Züge waren dunkel vor Zorn.
„Gar nichts machen wir“, knurrte er.
Druce verstand die Welt nicht mehr. Eben noch hatte Braden es abgelehnt, den Konflikt mit Gewalt zu lösen – jetzt bot sich eine glänzende Möglichkeit an, alles durch einen einfachen Tausch in Ordnung zu bringen. Und da wollte er nicht!
„Verdammt – warum nicht, Braden?“
„Weil ich nicht bereit bin, meine Geisel freizugeben.“
Marian stemmte die Arme in die Hüften, was ihre Figur nur umso aufregender machte.
„Hast du vergessen, dass du mich längst freigegeben hast, Braden MacDean? Oder ist dein Wort inzwischen nichts mehr wert?“
„Mein Wort gilt“, sagte er dumpf. „Du bist frei, zu gehen, wohin du willst. Aber nicht zu Graham MacBoyll!“
„Richtig Braden“, sagte Druce. „Im Moment wäre es ausgesprochen unklug, wenn sie schon zu Graham laufen würde. Zuerst werden wir ihrem Vater diesen Handel vorschlagen und danach hübsch langsam …“
Weder Marian noch Braden hatten ihm zugehört. Marians Gesicht hatte sich gerötet, ihre Locken begannen zu trocknen und ringelten sich keck empor.
„Wieso nicht zu Graham MacBoyll? Was stört dich daran?“
Er suchte in seinem Kopf nach Vorwänden.
„Glaubst du, ich sehe tatenlos dabei zu, wie du dich mit einem meiner Feinde verbindest? Graham hat deinem Vater Waffenhilfe gegen die MacDeans geleistet!“
„Hör zu, Braden“, sagte sie drohend. „Ich versuche, einen schlimmen Konflikt zu verhindern und zwei Menschen glücklich zu machen. Lass endlich die Vergangenheit ruhen!“
Er sah in ihre zornblitzenden Augen, dachte daran, dass Graham MacBoyll vielleicht schon mit ihr allein gewesen war, und die Fähigkeit zum ruhigen Nachdenken verließ ihn vollends.
„Du kannst es also nicht erwarten, dein Glück an der Seite von Graham MacBoyll zu finden“, stieß er bitter hervor. „Dann verstehe ich nicht, weshalb du hier für mich gekämpft hast, Marian.“
„Du bist ja vollkommen verrückt geworden!“, schimpfte sie. „Was stört es dich, wenn ich Grahams Frau werde? Ich tue es aus dem einzigen Grund, damit ihr keinen neuen Krieg anfangt.“
„Lass mich lachen!“, rief er höhnisch. „Du hast doch die ganze Zeit nur darauf gelauert, zu ihm laufen zu dürfen. Wenn ich gewusst hätte, dass du krummbeinige Männer mit Ziegenbärten bevorzugst …“
„Was hättest du dann getan?“, fauchte sie. „Dir einen Ziegenbart wachsen lassen? Hör mir zu, Braden MacDean: Und wenn Graham auch bucklig und taub wäre, so ist er doch tausendmal mehr wert als deine gottverdammte Sarazenin!“
Er erstarrte, und sein zorndunkles Gesicht wurde plötzlich blass.
„Was sagst du da?“, flüsterte er.
„Deine dunkeläugige Sitha, die du zu deiner Königin machen wolltest, die du mehr liebst als dein Leben …“
„Wer hat dir solche Dinge erzählt?“, fragte er und seine Stimme bebte leise.
Marian warf wütend den Kopf hoch.
„Es ist doch die Wahrheit, oder?“, beharrte sie.
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