Die Gefangenen des Korallenriffs
auf Reisen gegangen.
Sor war hell begeistert von diesem wunderbaren Fahrzeug. Er strich unablässig um den Katamaran herum, so als befürchtete er, im entscheidenden Augenblick nicht mitgenommen zu werden. Am liebsten hätte er wohl in der Kajüte übernachtet, doch Kau-Ruck gelang es, ihn von dieser Idee abzubringen.
»Wart’s nur ab«, sagte er lachend, »wenn wir erst ein paar Wochen auf hoher See sind, wirst du dich ganz von selber nach festem Boden zurücksehnen. Du wirst jede Gelegenheit nutzen, den Katamaran zu verlassen. Glaub mir altem Weltenbummler, ich kenn mich da aus, hab schließlich jahrelang in Raumschiffen zugebracht.«
Dennoch schlich Sor weiter um das Gefährt herum, begehrlich wie ein Kater um ein Schälchen Sahne. Aber auch Kau-Ruck konnte es fast nicht mehr erwarten, den »Arsak« in Aktion zu sehen. Dabei dachte er an Charlie Black – gewiß hielt er auf seiner unbewohnten Insel, oder wo er sonst war, schon sehnsüchtig nach einem Schiff Ausschau, das ihn erlösen könnte.
Eins freilich beunruhigte Kau-Ruck: Grau ließ nichts von sich hören. Auch der Tapfere Löwe tauchte nicht im Lager auf, obwohl er die Nachricht von der Ankunft der Besucher als einer der ersten erhalten haben mußte. Hoffentlich war ihnen nichts zugestoßen. Er war schon drauf und dran, Oicho auf die Suche nach den beiden zu schicken, damit er ihnen zu Hilfe kam, falls sie in die Fänge der Säbelzahntiger geraten waren, doch zum Glück erübrigte sich das.
Denn gerade als sie sich zusammengefunden hatten, um über Oichos Suchaktion zu beraten, näherte sich der Tapfere Löwe gemeinsam mit Grau lässig und majestätisch dem Bauplatz. In ihrem Gefolge aber schritten, fächerförmig angeordnet, geschmeidig und lautlos fünf Säbelzahntiger.
Beim Anblick der gefürchteten Tiger stoben die Bewohner des Zeltstädtchens, von Panik ergriffen, in alle Richtungen davon, und als dann noch die beiden Löwen vor Freude zu brüllen begannen, kletterten viele von ihnen auf die Bäume.
Die Löwen begriffen, daß sie die Leute erschreckt hatten, wurden wieder still und setzten sich friedfertig auf die Hinterbacken. Die Eskorte der Tiger tat es ihnen nach.
Dann war die Reihe an Grau, von seinen Abenteuern ins Innere des Zauberlandes zu berichten. Seine Freunde, die alten wie die neuen, hörten gespannt zu.
DIE ABENTEUER DES LÖWEN GRAU
Grau war in fröhlichen Sprüngen dem Riesenschatten des Adlers Karfax gefolgt. Er fühlte sich in seiner alten Haut ausgesprochen wohl. Es war einfach herrlich, wieder einen Körper zu haben, ganz und gar lebendig zu sein und nicht als Anhäufung von Wellen herumzulaufen.
Der Adler wies dem Höhlenlöwen den allerkürzesten Weg zum Zauberland, jenen nämlich, den vor Urzeiten der Große Zauberer Hurrikap angelegt hatte. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis der Sand unter Graus Pfoten von Gras und später von Geröll aus den Weltumspannenden Bergen abgelöst wurde. Zum Teil war es sogar mit Eis und Schnee durchsetzt.
Karfax hatte es eilig. Er wollte den Löwen noch bei Tageslicht über den Gebirgspaß ins Tal geleiten, bis hin zu Hurrikaps Schloß, wo der Gelbe Backsteinweg seinen Anfang nahm. Dieser Weg führte geradenwegs ins Reich des Tapferen Löwen, von dort durch die Wälder der Säbelzahntiger zum Fluß und schließlich an den Mohnfeldern vorbei in die Smaragdenstadt.
Von Zeit zu Zeit verlangsamte der Adler seinen Flug, drehte ein paar Kreise über dem Löwen, als wollte er ihn fragen, ob sie eine Rast einlegen sollten. Doch Grau schüttelte entschieden seine stolze Mähne und kraxelte unermüdlich die Berghänge hinauf. Er hatte es nämlich selber eilig, die grünen Wälder jenseits des Gebirges zu erreichen, aus denen der Wind schon appetitliche, verheißungsvolle Düfte zu ihm herübertrug.
Seinerzeit, als der Scheuch und der Eiserne Holzfäller vom heimtückischen Urfin Juice im Turm gefangengehalten wurden und Charlie Black ihnen mit seiner Nichte Ann zu Hilfe kommen wollte, war ihnen ein Felsspalt zum Verhängnis geworden. Diese Spalte wie auch andere Hindernisse brachte Grau spielend hinter sich. Dennoch gelangten Karfax und der Höhlenlöwe erst am Abend ins Hellblaue Land der Käuer.
»So, nun wird es aber Zeit für mich«, sagte der Adler. »Ich werde bereits zu Hause, im Adlertal, erwartet. Glückliche Reise, Grau! Der Gelbe Backsteinweg beginnt gleich hinter dem Wäldchen. Zum Tapferen Löwen mußt du nach rechts abbiegen.«
»Hab vielen Dank, Karfax!« erwiderte der
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