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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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Löwe gerührt. »Ich freue mich, deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Und wie es bei uns so schön heißt: Meine Beute ist von nun an auch deine Beute, meine Höhle die deinige!«

    Karfax schwang zum Abschied seine gewaltigen Flügel und erhob sich in die Lüfte. Schon bald war er nur noch ein kleiner schwarzer Punkt am Horizont, vor dem Hintergrund der Berge kaum wahrnehmbar, dann verschwand er gänzlich hinter dem Paß.
    Grau beschloß, die Nacht im Wäldchen zu verbringen, um vor dem weiten Weg gründlich auszuruhn. Nicht weit von ihm rauschte ein Bächlein dahin, dessen eiskaltes Quellwasser selbst dem abgehärteten Höhlenlöwen schmerzhaft an die Zähne griff. Denn es entsprang jenen hohen Felsen, wo der Schnee auch im heißesten Sommer nicht taute.
    Als Grau seinen Durst gelöscht hatte, streckte er sich träge auf einer Lichtung aus, hielt aber sicherheitshalber noch einmal Ausschau, um möglichen Gefahren begegnen zu können. Er ließ seinen Blick in die Runde schweifen und gewahrte hoch über den Bergen einen Vogel, der sich schnell näherte.
    Vielleicht kommt Karfax zurück, dachte er erfreut. Doch in dem Maße, wie die Erscheinung größer wurde, begriff der Löwe, daß er sich getäuscht hatte. Das da war ganz und gar kein Vogel, sondern etwas schier Unbegreifliches.
    »Allmächtiger Choo!« rief er erschrocken aus, denn diese Formulierung von der Rameria hatte er selbst während seines langen Elmendaseins nicht vergessen. »Was ist denn das für ein Vieh!«
    Zielstrebig flog ein gigantischer Drache durch die Luft. Sein langgestreckter Körper endete in einem mit Dornen gespickten Schwanz, der schuppige Kopf, aus dessen Rachen alle Augenblicke eine spitze, vorn gegabelte Zunge sprang, glich dem einer Schlange. Das Tier hatte kräftige, mit Krallen versehene Pfoten. Seine großen runden Augen waren weit geöffnet, nur selten klappten die Lider auf und zu.
    Grau kam sich im Vergleich zu diesem Monstrum wie ein Lämmchen vor. Der Drache befand sich jetzt genau über ihm, und er konnte die riesigen Flügel bestaunen. Die Flughäute zwischen den Zehen erinnerten an kräftig gespannte Segel.
    Dieses fremde, furchtgebietende Ungetüm war, wie man sich denken kann, niemand anders als der Drache Oicho, eines der friedfertigsten Wesen im ganzen Zauberland. Er befand sich auf einem Flug ins Reich der Zwinkerer, um Nachschub für den Bau des Katamarans »Arsak« herbeizuschaffen. Doch wie sollte Grau das ahnen?
    Jedenfalls versteckte er sich erst einmal. Nicht etwa, daß er Angst gehabt hätte! Er befand sich nur in einem fremden Jagdrevier, und da galt es vorsichtig zu sein. Zumal er sich bei all seinem Instinkt nicht vorstellen konnte, wie dieses Tier zu packen war, falls es ihn angriff. Deshalb schlug Grau sich lieber seitlich in die Büsche.
    Es dunkelte. Das Flüßchen kuschelte sich bereits unter eine wattige Nebeldecke, und wenig später breitete die Nacht ihr schwarzes Kleid über den Büschen aus, in denen Grau Zuflucht gesucht hatte. Der Löwe gähnte herzhaft und freute sich schon auf den wohlverdienten Schlaf, doch diese Hoffnung sollte sich schnell zerschlagen.
    Kaum war Grau nämlich eingeschlummert, wurde in der Nähe geräuschvoll Strauchwerk auseinandergeschoben, man hörte das Knacken von Zweigen. Jemand brach sich quer durch den Wald Bahn, offenbar um zum Fluß zur Tränke zu gelangen. Grau war augenblicklich wieder auf den Beinen, er lugte vorsichtig aus seinem Versteck, bereit, der Gefahr ins Auge zu sehen.
    Gar nicht weit von ihm, nur ein paar Dutzend Meter entfernt, trotteten im Gänsemarsch und ohne jede Hast drei ihm unbekannte Tiere vorbei. Vom Aussehen her erinnerten sie an Flußpferde, besaßen aber ein dichtes weißes Fell, das in der Dunkelheit sanft schimmerte. In dem gespenstisch grünlichen Licht, das ihre Umrisse nur vage erkennen ließ, zeichneten sich tonnenartige Leiber ab, die auf jeweils sechs Säulenbeinen ruhten. Unmittelbar am Körper aber saß, ohne auch nur die Andeutung eines Halses, ein mächtiger runder Kopf.
    »Das wird ja immer besser!« stöhnte der Löwe. »Dieses Zauberland wimmelt geradezu von Ungeheuern, eins immer größer als das andere. Die Säbelzahntiger sind gegen die hier bestimmt die reinsten Kätzchen.«
    Bei diesen riesigen Tieren aber handelte es sich um die Sechsfüßer aus dem unterirdischen Reich der Erzgräber. Das Mädchen Elli aus Kansas und ihr Cousin Fred Cunning hatten dort einst das Schlafwasser wiederentdeckt, das für die Bewohner von

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