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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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sehr sie sich auch anstrengten, die Trosse an den Stein heranzuführen – sie wurde heftig von ihm zurückgestoßen. Da schlug Sor vor, eine Grube unter dem Stein auszuheben, und zwar so tief und breit, daß er seitlich hineinkippen würde. Danach könnte der Haken dann befestigt werden. Und diesmal gelang der Versuch! Die Grube war kaum bis zur Mitte des steinernen Deckels gegraben, als dieser auch schon zu schwanken begann und auf die gewünschte Seite fiel. Da er nun abgestoßen wurde, hing er schwerelos über dem Boden.
    »Hurra!« rief Sor, rannte zu dem Stein und sprang mit einem Satz hinauf. Der Deckel bewegte sich kein bißchen. Erst als sich auch Kau-Ruck und so viele Männer zu ihm gesellt hatten, daß kein Stück Platz mehr blieb, senkte sich die Scheibe um wenige Zentimeter. Dabei drängten sich immerhin acht Personen auf dem Stein! Oicho stupste den Deckel sacht mit der Fußspitze an, und schon sauste er, leicht wie eine Flaumfeder, über dem Boden dahin. Da diese »fliegende Untertasse« anscheinend überhaupt nicht mehr anhalten wollte, sprang Sor schnell ab und stemmte sich dagegen.
    Nun gab es keinen Grund mehr, länger in der sengenden Sonne der Wüste zu verweilen. Sie beschlossen, ihr Lager in einem Wäldchen am Fuße der Weltumspannenden Berge aufzuschlagen. Oicho wurde erneut beladen, dann nahm er den steinernen Deckel in Schlepp. Einige der Männer stiegen auf seinen Rücken, die anderen sprangen auf die Scheibe.
    Der Drache startete mit ein paar leichten Flügelschlägen und glitt dann flach über dem Boden dahin. Er gab sich Mühe, langsam zu fliegen, dennoch erreichte die Scheibe hinter ihm die Geschwindigkeit eines Autos. Die Passagiere mußten sich ziemlich festklammern, um bei diesem Tempo nicht abzustürzen. Doch der Flug dauerte zum Glück nicht lange – schon nach wenigen Minuten waren sie am Wäldchen angelangt.
    Kau-Ruck befaßte sich zunächst mit den beiden Raketen, mit denen sie zur Erde gelangt waren. Die kleinere, zweisitzige, versteckten sie gut getarnt hinter Gräsern und Büschen, die andere aber, die Transportrakete, in der Grau befördert worden war, wurde mit Hilfe Oichos auf den steinernen Deckel gehoben. Dort mußte sie zuverlässig befestigt werden, genau wie jedes weitere Teil des Katamarans: die beiden Bootshälften rechts und links, das Oberdeck, das die Rakete überdachen und vor neugierigen Blicken schützen sollte, die Kajüte selbst, die über der Scheibe saß und das Zentrum bildete. Diese Kajüte würde das Ruder beherbergen und das Steuerpult für den Raketenantrieb. Außerdem mußte der Katamaran ja auch mit Segeln und den dazugehörigen Masten einschließlich der Takelage ausgestattet werden.
    Oicho war mit einem von Lestars Arbeitern wieder zurückgeflogen, um in der Smaragdenstadt das erforderliche Zubehör zu fertigen. Die anderen aber beschäftigten sich mit der Herstellung jener Dinge, die sie an Ort und Stelle erledigen konnten. Sie mühten sich mehrere Tage, verschnauften lediglich, um ein paar Stunden zu schlafen oder etwas zu essen.
    Aber auch freiwillige Helfer fanden sich zur Genüge ein. Die Vogelpost der Krähe Kaggi-Karr hatte die Nachricht vom Besuch der Gäste bis in die entferntesten Winkel des Zauberlandes getragen. Als die Zwinkerer und Käuer, die Springer und Erzgräber nun von der Rettungsaktion für Charlie Black erfuhren, kamen sie und andere in Scharen herbeigeströmt, um ihre Hilfe anzubieten.
    Bald war der Drache Oicho erneut zur Stelle, und diesmal hatte er den Weisen Scheuch sowie seinen Feldmarschall Din Gior mitgebracht. Der Scheuch wurde in seiner Eigenschaft als Gebieter über die Smaragdenstadt gebeten, die Leitung des Zeltstädtchens zu übernehmen, das inzwischen entstanden war, und er stimmte freudig zu. Leichtfüßig eilte er in Begleitung des treuen Din Gior von früh bis spät durchs Städtchen, kümmerte sich um die Neuankömmlinge, sorgte für Ordnung.
    Der Feldmarschall wich nicht von seiner Seite, und sein prächtiger Bart, für dessen ausgiebige Pflege jetzt freilich keine Zeit mehr blieb, flatterte fröhlich im Wind.
    Dann war es endlich soweit. Der Katamaran mit der Aufschrift »Arsak« erhob sich stolz zu voller Größe. Schmuck und erhaben sah er aus! Doch selbst mit der gesamten Ladung: Proviant, Gerätschaften, Ballast und den beiden Besatzungsmitgliedern schwebte er noch über dem Boden. Sie mußten am Heck und am Bug Halterungen anbringen, die ihn festhielten, sonst wäre er womöglich noch vor der Zeit

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