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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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»Achr, wir folgen dir!«
    Diese Halunken! dachte Grau aufgebracht. Nicht genug damit, daß sie den Tapferen Löwen beleidigen und ihm in den Rücken fallen wollen, auch auf die Menschen haben sie es abgesehen. Na wartet, ihr Banditen, ihr sollt zu spüren bekommen, was Zähne und Krallen sind!

    Jegliche Vorsicht außer acht lassend, preschte Grau mit einem gewaltigen Satz aus seinem Versteck hervor, schleuderte die Tiger beiseite, die zwischen ihm und Achr standen, den einen mit der Brust, den anderen mit einem einzigen kraftvollen Prankenhieb. Er wollte sich auch auf den Anführer des Rudels stürzen, ihn an der Kehle packen, doch die Sekunden, die er dafür brauchte, genügten dem Gegner, sich vor dem Biß des Löwen zu retten. Beide standen sich nun reglos gegenüber, schätzten ihre Kräfte ab, suchten den günstigsten Augenblick für einen Angriff.
    Grau war anderthalb mal so groß wie der Säbelzahntiger, doch der war geschmeidiger, übertraf ihn an Wendigkeit. Gewiß – wären sich die zwei allein im Wald begegnet, hätte es sich der Tiger reiflich überlegt, einen Kampf mit einem so starken Gegner zu beginnen. Doch jetzt fühlte Achr die Blicke seines ganzen Rudels auf sich.
    Die Tiger hatten die beiden Anwärter auf die Leitrolle umringt, sie saßen erwartungsvoll auf den Hinterbacken und wollten wissen, wer sich im Zweikampf als der Stärkere erwies. Doch während Achr noch auf Unterstützung durch seine Sippe hoffen durfte, wäre eine Niederlage für Grau gleichbedeutend mit einem Todesurteil gewesen: Die Tiger würden ihn sofort zerfleischen.
    Achr schlich, zum Sprung bereit, mit eingeknickten Vorderpfoten um den Löwen herum, immer darauf bedacht, seine Kehle vor einem tödlichen Zugriff zu schützen. Grau drehte ihm den Kopf zu, ließ ihn nicht aus den Augen und entblößte sein kräftiges Gebiß. Es sah fast aus, als lachte er. Der Tiger ließ geschmeidig seine Muskeln spielen, kam, nahezu im Kriechgang, ganz dicht an Grau heran, um sich gleich darauf wieder zurückzuziehen und ihn ein Stück entfernt zu umkreisen. Das alles waren jedoch Ablenkungsmanöver; er wollte den Löwen unsicher machen, um sich im geeigneten Moment im Sprung auf ihn zu stürzen. Mit sämtlichen Krallen und Säbelzähnen würde er sich dann im Rücken des Widersachers festhaken.
    Schließlich hielt Achr den Augenblick für gekommen. Er sah, daß der Löwe kurz zu den anderen Tigern hinüberschielte, um gegen eine eventuelle Attacke von ihrer Seite gewappnet zu sein. Urplötzlich schnellte er nach vorn. Doch dem Löwen war die kaum wahrnehmbare Bewegung des Gegners trotzdem nicht entgangen. Er riß seinen Körper herum und schleuderte ihn dem Tiger entgegen.
    Grau hatte richtig reagiert. Der Tiger wurde mitten im Flug getroffen, als er keinen Boden mehr unter den Füßen hatte, und durch das Gewicht Graus auf den Rücken geworfen. Der Löwe drückte ihn mit aller Kraft nieder, und gegen seine Pranken hatte Achr nicht die geringste Chance. Zumal ihn der Löwe nun auch noch bei der Kehle packte. Der Tiger erkannte sofort: Eine einzige Bewegung von ihm, und es gäbe ein Raubtier weniger auf der Welt. Deshalb verharrte er reglos. Jeglicher Widerstand war zwecklos und würde ihm nur Schaden bringen. Genauso reglos verharrte auch das Rudel. Die Gefährten hatten Angst, der Löwe könnte sich anders besinnen und auf sie losgehen.
    Schließlich knurrte Achr widerwillig, so daß man förmlich spürte, welche Überwindung es ihn kostete:
    »Ich ergebe mich.«
    Grau lockerte augenblicklich seinen Griff. Er erlaubte dem Tiger, sich zu erheben, ließ ihn laufen. Achr trottete langsam, wie ein geprügelter Hund, mit hängendem Schwanz zu seinen Gefährten. Er schämte sich über diese Niederlage, die er noch dazu vor aller Augen hatte hinnehmen müssen. Forschend schaute er die Tiger an, bereit, sich beim geringsten Anzeichen von Spott oder Verachtung für die erlittene Schmach schadlos zu halten. Doch die anderen mieden seinen Blick, sie begriffen nur zu gut, was ihr Anführer fühlte. Sie gestanden sich auch ein, selber nicht gerade mutig gewesen zu sein. Was aber hätten sie andererseits gegen ein solches Exemplar von Höhlenlöwen ausrichten können.
    Grau war sich nun sicher, daß es keiner von den Tigern mehr wagen würde, über ihn herzufallen. Er schüttelte sich, brachte seine prachtvolle Mähne in Ordnung, hob stolz den Kopf und stieß ein laut hallendes Gebrüll aus, was bedeuten sollte: Ich habe gesiegt und die Führung des

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