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Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die geheime Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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mögliche. Aber ich würde Ihnen nicht raten, loszuziehen und eine Ausgabe von Goodbye, Columbus zu kaufen« – Pflichtlektüre in einem der Englischkurse für Erstsemester – »wenn ich Ihnen das so ungehobelt sagen darf.«
     
    Georges Laforgue war beunruhigt, als ich ihm erzählte, was ich vorhatte. »Das ist eine ernste Sache«, meinte er. »Es ist Ihnen doch klar, nicht wahr, wie begrenzt Ihr Kontakt zum übrigen Lehrkörper und zum College sein wird?«
    »Er ist ein guter Lehrer«, sagte ich.
    »Kein Lehrer ist so gut. Und sollte es sich ergeben, daß Sie eine Meinungsverschiedenheit mit ihm haben oder auf irgendeine Weise ungerecht behandelt werden, dann gibt es niemandem im Lehrkörper, der irgend etwas für Sie tun kann. Pardon, aber ich sehe nicht, was es für einen Sinn haben soll, dreißigtausend Dollar Studiengebühr zu entrichten, bloß um bei einem einzigen Lehrer zu studieren.«
    Ich erwog, diese Frage an den Stipendienfonds des Hampden College weiterzuleiten, aber ich sagte nichts.
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Verzeihen Sie, aber ich hätte gedacht, die elitären Prinzipien dieses Mannes würden eher abstoßend auf Sie wirken«, sagte er. »Offen gesagt, ich höre zum ersten Mal, daß er einen Studenten aufnimmt, der so sehr von Studienbeihilfen abhängig ist. Als demokratische Anstalt basiert Hampden College nicht auf solchen Grundsätzen.«
    »Nun, gar so elitär kann er nicht sein, wenn er mich angenommen hat«, wandte ich ein.
    Meinen Sarkasmus nahm Laforgue nicht zur Kenntnis. »Ich vermute, er weiß gar nicht, daß Sie ein Stipendium beziehen.«
    »Na, wenn er es nicht weiß«, sagte ich, »werde ich es ihm nicht erzählen.«
     
    Julians Klasse traf sich in seinem Büro. Es war schließlich eine sehr kleine Klasse, und außerdem hätte kein Seminarraum sich an Komfort oder Ungestörtheit damit vergleichen lassen. Julian vertrat die Theorie, daß die Schüler in einer freundlichen, unschulischen Atmosphäre besser lernten; und dieses üppige Treibhaus
von einem Zimmer, wo mitten im Winter überall Blumen blühten, war eine Art platonischer Mikrokosmos dessen, was ein Schulzimmer seiner Meinung nach sein sollte. (»Arbeit?« sagte er einmal erstaunt zu mir, als ich unseren Unterricht so bezeichnet hatte. »Finden Sie wirklich, was wir tun, ist Arbeit?«
    »Wie sollte ich es sonst nennen?«
    »Ich würde es die prächtigste Art des Spielens nennen.«)
    Auf dem Weg zur ersten Stunde sah ich Francis Abernathy, der wie ein schwarzer Vogel über die Wiese stelzte; sein Mantel flatterte dunkel wie Krähenflügel im Wind. Gedankenverloren rauchte er eine Zigarette, aber die Vorstellung, er könnte mich sehen, erfüllte mich mit unerklärlicher Bangigkeit. Ich drückte mich in eine Tür und wartete, bis er vorbeigegangen war.
    Als ich im Lyzeum auf dem Treppenabsatz um die Ecke bog, sah ich ihn zu meinem Schrecken auf der Fensterbank sitzen. Ich sah ihn rasch an und blickte dann ebenso rasch weg und wollte den Korridor hinuntergehen, aber da sagte er: »Warte.« Sein Ton war cool, beinahe britisch.
    Ich drehte mich um.
    »Bist du der neanias? « fragte er spöttisch.
    Der neue junge Mann. Ich bejahte.
    »Cubitum eamus? «
    »Was?«
    »Nichts.«
    Er nahm die Zigarette in die Linke und reichte mir die rechte Hand. Sie war knochig und weichhäutig wie bei einem Mädchen.
    Er machte sich nicht die Mühe, sich vorzustellen. Nach kurzem, verlegenem Schweigen nannte ich meinen Namen.
    Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und warf sie durch das offene Fenster hinaus. »Ich weiß, wer du bist«, sagte er.
    Henry und Bunny waren schon im Büro; Henry las in einem Buch, und Bunny lehnte sich über den Tisch und redete laut und ernsthaft auf ihn ein.
    » ... geschmacklos, das ist es, mein Alter. Bin enttäuscht von dir. Ich hätte dir ein bißchen mehr savoir faire zugetraut, wenn ich das mal sagen darf ...«
    »Guten Morgen«, sagte Francis, trat hinter mir ein und schloß die Tür.
    Henry blickte auf, nickte und wandte sich wieder seinem Buch zu.
    »Hi«, sagte Bunny, und dann zu mir: »Oh, hallo.« Zu Francis
gewandt, fuhr er fort: »Was glaubst du wohl? Henry hat sich einen Montblanc-Füller gekauft.«
    »Wirklich?« sagte Francis.
    Bunny deutete mit dem Kopf auf den Becher mit den glatten schwarzen Füllfederhaltern auf Julians Tisch. »Ich habe ihm schon gesagt, er soll sich vorsehen, sonst denkt Julian noch, er hat ihn geklaut.«
    »Er war dabei, als ich ihn liaufte«, sagte

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