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Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die geheime Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Sie sich mit ein paar Bedingungen einverstanden erklären.«
    »Nämlich?« Ich war plötzlich hellwach.
    »Werden Sie morgen ins Sekretariat gehen und einen anderen Studienberater beantragen? Er griff nach einem Stift in einem Becher auf seinem Schreibtisch, in dem lauter Montblanc-Füller standen, »Meisterstück«, mindestens ein Dutzend. Er schrieb rasch eine Notiz und reichte sie mir. »Nicht verlieren«, sagte er. »Das Sekretariat teilt mir niemals Studenten zur Beratung zu, wenn ich nicht darum ersuche.«
    Die Notiz war in einer männlichen, ans neunzehnte Jahrhundert erinnernden Handschrift verfaßt, und die »E« sahen griechisch aus. Die Tinte war noch feucht. »Aber ich habe einen Studienberater«, sagte ich.
    »Es ist mein Grundsatz, keinen Studenten anzunehmen, den ich nicht auch berate. Andere Mitglieder unserer Fakultät sind mit meinen Unterrichtsmethoden nicht einverstanden, und Sie werden Probleme bekommen, wenn jemand anders ermächtigt ist, Einspruch gegen meine Entscheidungen einzulegen. Sie sollten sich auch ein paar Abmeldeformulare geben lassen. Ich denke, Sie werden sich aus allen Kursen, die Sie derzeit belegt haben, abmelden müssen, mit Ausnahme des Französischkurses, den Sie lieber behalten sollten. Mir scheint da ein Defizit auf neusprachlichem Gebiet vorzuliegen.«
    Ich war erstaunt. »Aber ich kann nicht alle meine Kurse absagen.«
    »Warum nicht?«
    »Die Belegfrist ist vorbei.«
    »Das ist vollkommen unwichtig«, sagte Julian heiter. »Die Kurse, die Sie statt dessen belegen sollen, sind bei mir. Wahrscheinlich werden Sie für den Rest Ihres Studiums hier drei oder vier Kurse pro Semester bei mir belegen.«
    Ich sah ihn an. Kein Wunder, daß er nur fünf Studenten hatte. »Aber wie kann ich das?«
    Er lachte. »Ich fürchte, Sie sind noch nicht allzu lange in Hampden. Der Verwaltung gefällt es nicht besonders, aber sie können nichts dagegen tun. Gelegentlich versuchen sie, Schwierigkeiten wegen vermeintlich mangelnder Fächervielfalt zu machen, aber es ist noch nie zu einem echten Problem geworden. Wir studieren Kunst, Geschichte, Philosophie, alles mögliche. Wenn ich auf einem bestimmten Gebiet Defizite feststelle, entscheide ich vielleicht, Ihnen Nachhilfeunterricht zu geben, oder ich überstelle Sie unter Umständen auch an einen anderen Lehrer. Da Französisch aber nicht meine erste Sprache ist, halte ich es für klug, wenn Sie weiter bei Mr. Laforgue Unterricht nehmen. Im nächsten Jahr fange ich Latein mit Ihnen an. Das ist eine schwierige Sprache, aber Ihre Griechischkenntnisse werden es Ihnen leichter machen. Latein zu lernen, wird Ihnen ein Genuß sein.«
    Ich hörte ihm zu und fand seinen Ton ein wenig unangenehm. Zu tun, was er verlangte, war gleichbedeutend damit, daß ich mich von Hampden College abmeldete und ganz und gar in seine kleine Altgriechischschule hinüberwechselte – mit fünf Studenten, mich eingerechnet sechs. »Alle meine Kurse bei Ihnen?« fragte ich.
    »Nicht restlos alle«, sagte er ernst, und dann lachte er, als er mein Gesicht sah. »Ich glaube, daß es schädlich und verwirrend für einen jungen Geist ist, eine Vielfalt an Lehrern zu haben, genauso wie ich glaube, daß es besser ist, ein Buch gründlich zu kennen, als hundert oberflächlich«, sagte er. »Ich weiß, daß die moderne Welt mir da eher nicht zustimmt, aber Platon hatte schließlich nur einen Lehrer, und Alexander auch.«
    Ich nickte langsam und bemühte mich dabei, eine taktvolle Rückzugsmöglichkeit zu finden, als unsere Blicke sich trafen und ich plötzlich dachte: Warum nicht? Mir war ein bißchen schwindelig von der Kraft seiner Persönlichkeit, aber die Radikalität seines Vorschlags war nicht minder reizvoll. Seine Studenten – falls sie als Beleg für die Qualität seines Unterrichts gelten konnten – waren eindrucksvoll genug, und sosehr sie sich auch voneinander unterschieden, sie hatten doch eine gewisse Coolness gemeinsam, einen grausamen, wohlerzogenen Charme, der nicht im geringsten modern war, sondern den fremdartigen kalten Hauch der antiken Welt atmete: Sie waren prächtige Geschöpfe, solche Augen, solche Hände, solches Aussehen – sic oculos, sic ille manus, sic ora ferebat. Und ich wollte so sein wie sie.
    Das alles war sehr weit weg von Plano und der Tankstelle meines Vaters. »Und wenn ich meine Kurse bei Ihnen belege, wird es dann nur Griechisch sein?«« fragte ich ihn.
    Er lachte. »Natürlich nicht. Wir werden Dante studieren, Vergil, alles

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