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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Karte, wenn ich Wasser bekomme.«
    »Oh nein«, sagte Waterweg. »So herum funktioniert es nicht, mein Junge. Wenn ich die Karte in den Händen halte, dann bekommst du Wasser. Also? Möchtest du reden?«
    José schüttelte den Kopf. Aber Marit sah, wie er litt. Wie der Durst ihn quälte, genau wie sie selbst. »José …«, begann sie, »willst du ihm nicht doch lieber sagen …?«
    »Verschwinde!«, knurrte er. »Geh auf das feine Schiff deines feinen Onkels und betrink dich an seinem feinen Wasser. Von mir aus bleibe ich hier sitzen und schweige, bis die Welt untergeht!«
    Waterweg ließ Marits Arm nicht los, auch nicht, als sie durchs Wasser wateten. Die runden Köpfe der Seelöwen tauchten in einiger Entfernung auf, doch diesmal kamen sie nicht heran, um zu spielen. Sie spürten die Spannung zwischen den beiden schweigenden Menschen. Als sie vor dem Schiff im Wasser standen, konnte Marit zum ersten Mal die Lettern an der Bordwand lesen: MARI NOCTURNA stand dort, dunkelblau auf weißem Grund. Die Nächtliche Maria. Ein seltsamer Name.
    Waterweg zog sie die Leiter hinauf.
    Auf dem Schiff reichte er Marit eine Wasserflasche. Sie dachte an José, während sie trank. An die Schnur, die in seine Handgelenke einschnitt. Mit Waterwegs Wasser trank sie ihr schlechtes Gewissen, es schmeckte bitter und giftig, und sie wusste, dass es nicht am Wasser lag. Aber sie konnte nicht anders. Sie musste trinken.
    Er wartete, bis sie auch noch den letzten Tropfen aus der Flasche geschüttelt hatte. Dann zog er sie an sich und umarmte sie lange. Sie sträubte sich und schließlich ließ er sie los.
    »Weißt du, was für Sorgen ich mir gemacht habe?«, fragte er. »Ich dachte, ich hätte dich verloren. Seit wann sprichst du wieder? Und seit wann sprichst du spanisch?«
    »Ich spreche nur noch spanisch«, antwortete Marit. »Nur meine Träume träume ich noch auf Deutsch.«
    »Von mir aus«, sagte Waterweg. »Von mir aus sprich chinesisch mit mir, wenn du nur sprichst! Ich bin so froh. So froh, dass ich dich gefunden habe.«
    Er verschwand in der winzigsten Kajüte, die man sich vorstellen konnte, und tauchte mit Armen voller Essen wieder auf: Dauerbrot und Butter, Wurst, Bananen und frische Guaven.
    »Erzähl mir, was geschehen ist«, sagte er. »Erzähl mir alles. Damals im Sturm, als ich die Mariposa fast eingeholt hatte … da ahnte ich ja nicht, dass du an Bord warst. Ich begann es zu ahnen, als ich den Bären am Strand gefunden habe.«
    Marit fragte sich wieder, wie er es im Sturm überhaupt geschafft hatte, den Mast zu reparieren, draußen, allein auf See.
    »Wir dachten, du wärst tot«, sagte sie. »Nach dem Sturm.«
    Er nickte. »Aber ich habe eine Aufgabe, bei der ich es mir nicht leisten kann zu sterben. Vorerst nicht.«
    Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn. Er sah ihrer Mutter so ähnlich. Sie hasste ihn für diese Ähnlichkeit.
    »Du hast mich nicht ihretwegen hierhergebracht«, sagte sie. »Wegen meiner Mutter. Wegen ihres alten Traums. Es war alles eine Lüge.«
    »Ja«, sagte er. »Ja und nein. Es gab etwas zu erledigen hier und ich habe mich freiwillig gemeldet. Weil ich an den Traum deiner Mutter dachte.«
    »Zu erledigen … Es hat mit der Karte zu tun.«
    Er nickte. »Die Karte. Aber ich glaube nicht, dass du verstehst.«
    »Nein. Ich verstehe nichts. José hat gesagt, er hätte sie von seinem Vater bekommen. Was geschieht auf der Isla Maldita? Es hat nichts mit irgendwelchen toten Piraten zu tun, nicht wahr? Womit dann?«
    Waterweg schüttelte langsam den Kopf. »Von seinem Vater … la Isla Maldita … Jetzt verstehe ich nichts mehr. Er hat die Karte Casaflora gestohlen. Dachte ich. Moment.« Seine stechenden blauen Augen suchten ihre. »Kann es sein, dass es noch eine Karte gibt?«
    Marit biss sich auf die Lippen. Vielleicht hätte sie nicht sagen sollen, was sie gesagt hatte. Es war alles so verwirrend! Zwei Karten?
    »Du arbeitest für die Deutschen«, sagte sie. »Ist es nicht so?«
    »Ich bin deutsch«, antwortete Waterweg. »Du auch, übrigens.«
    Nein, wollte Marit sagen. Ich war es einmal. Ich hatte einmal eine Heimat. Doch jetzt habe ich keine mehr. Sie ist verbrannt. »Warum ist es so wichtig«, fragte sie stattdessen, »eine verdammte Karte zu finden?«
    »Das ist … nicht wichtig«, erwiderte er zu ihrem Erstaunen. »Es ist wichtig, dass sie nicht in die falschen Hände gerät. Hier. Iss.« Er reichte ihr ein Brot mit einer Scheibe Wurst.
    Marit schüttelte den Kopf. »Ich esse kein Brot

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