Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
Vom Netzwerk:
wäre, wenn das jemand mit Menschen machen würde – was wäre, wenn man
ersetzen
einstellen würde und uns alle in fiktive Personen verwandelt?«
    »Woher willst du wissen, dass das noch nicht geschehen ist?«, fragte Marc.
    »Wow, das hört sich nach einem wirklich mächtigen Gegenstand an. Wie hast du den in die Finger bekommen? Haben sie dich ihn einfach so ausleihen lassen?«
    »Nein, es war eher eine inoffizielle Ausleihe. Ich habe den Schlüssel für die Gibson-Chrestomathie, so wie Aaron den Schlüssel zum Wells-Erbe hat. Ich kann gut mit Computern umgehen – das ist ein bisschen mein Spezialgebiet. Ich bin einfach reingegangen und habe den Digitizer genommen. Gleich anschließend habe ich ihn zurückgelegt.«
    »Wie groß ist ein Digitizer? Wie sieht er aus?«
    »Wie eine Kreuzung aus einem Füller und einer Fernsteuerung.«
    »Und der liegt da einfach in der Chresto rum? Wieso könnte sich den nicht einfach jemand ausleihen und fehlerfreie Kopien der
Mona Lisa
herstellen oder Diamanten duplizieren oder sich eine riesige Roboterarmee besorgen und den Planeten erobern?«
    »Ich glaube nicht, dass der Digitizer fehlerfreie Kopien von irgendetwas erzeugen kann«, sagte Marc. »Er stellt virtuelle Darstellungen her, Bilder und Skulpturen und so was.«
    »Aber wo liegt der Unterschied zwischen der
Mona Lisa
und einem Bild der
Mona Lisa,
wenn es gut genug ist? Es sind beides Bilder.«
    Er dachte darüber nach. »Okay, vielleicht könnte man die
Mona Lisa
duplizieren. Aber das würde nur bei Dingen funktionieren, die bereits vorher eine Darstellung von irgendetwas waren – Kunst und dergleichen. Es würde nicht bei Sachen funktionieren, die, du weißt schon,
real
sind.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du recht hast – ich glaube, man
kann
Kopien machen«, sagte Anjali. »Es gibt eine Einstellung
Identität
. Ich glaube, die sorgt dafür, dass das Objekt sich selbst darstellt. Wenn man den Digitizer auf
Duplizieren
und
Identität
stellt, könnte man vielleicht identische Kopien herstellen. Aber du müsstest schon ein echter Computer-Nerd sein, um das oder etwas ähnlich Gefährliches hinzukriegen. Man kann die erweiterten Einstellungen nicht ohne Tonnen von Passwörtern und Zugangscodes benutzen. Ich habe es mal probiert, und das Schlimmste, was ich hinbekommen habe, war das Cover meines Französisch-Buchs in eine lausige Zeichnung des Eiffelturms zu verwandeln. Selbst meine kleine Schwester malt besser, und die kriegt nicht mal ein Strichmännchen vernünftig hin.«
    Ich konnte das nachfühlen. Ich bekam auch kein Strichmännchen vernünftig hin.
    »Außerdem ist der Digitizer angeblich furchtbar fehleranfällig«, fuhr Anjali fort. »Ich bezweifle sehr stark, dass man damit eine fehlerlose
Mona Lisa
hinbekommt. Dafür ist das Gerät einfach nicht gut genug.«
    »Trotzdem – wow«, sagte ich.
    »Hallo, ihr zwei? Ich muss in einer Dreiviertelstunde beim Basketballtraining sein«, sagte Marc. »Können wir über diese Liste sprechen?«
    »Oh, Entschuldigung! Stimmt ja. Hier sind alle Gegenstände, die Ms.Callender verlangt hat, mit sämtlichen Zusatzinformationen, die mir nützlich erschienen. Elizabeth, kannst du dich daran erinnern, welches die Blindgänger waren?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich. Ich ging die Liste durch und machte Häkchen bei den Gegenständen, die falsch gerochen hatten.
    »Großartig. Gibt es irgendetwas, das euch sofort auffällt, das an diesen Gegenständen besonders ist?«, fragte Anjali.
    Marc und ich studierten die Liste. Einige Gegenstände waren erst in der letzten Woche ausgeliehen worden; andere waren seit über einem Jahr nicht angefordert worden. Mit ein oder zwei Ausnahmen hatten unterschiedliche Gäste die Gegenstände zuletzt ausgeliehen. Ein paar Namen wiederholten sich hier und da, aber diese Gäste schienen auch ziemlich viele der Gegenstände ausgeliehen zu haben, die magisch rochen.
    Marc schüttelte den Kopf. »Ich kann kein Muster erkennen.«
    »Ich auch nicht. Was ist mit dir, Anjali?«, fragte ich.
    »Noch nicht. Aber ich habe da so ein Gefühl … Gebt mir ein paar Tage.«
    Wir bezahlten unsere Rechnung und gingen unserer Wege, Marc zum Basketballtraining zurück zur Schule und Anjali nach Hause. Ich ging zur U-Bahn, ein bisschen besorgt wegen der magischen Gegenstände, aber noch mehr erleichtert, weil die beiden mich wie eine Freundin behandelten.
    Am Freitag war das große Spiel, zu dem ich mit Anjali gehen wollte. Ich hatte die Komplimente für meine

Weitere Kostenlose Bücher