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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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als er den Namen des Patienten erfuhr.
    »Caleb Jenkins?«, wiederholte er, um sicherzugehen.
    »Ja. Ich verstehe es selber nicht; bei Caleb waren die Symptome so wenig ausgeprägt, dass sie mir damals, bei der ersten Begegnung, völlig entgingen«, erwiderte Beckwith, sichtbar angespannt.
    »Aber es war nie die Rede von einer sexuellen Störung.« John erinnerte sich an die Verteidigungsstrategie, die er gemeinsam mit Beckwith entwickelt hatte.
    »Zu Anfang trat sie auch nicht offen zutage. Die Eltern wandten sich wegen seiner Internetsucht an mich, die ihnen Sorgen machte, und baten mich, ihnen einen Therapeuten zu empfehlen; ich sagte ihnen, dass ich den Fall selbst übernehmen würde. Erst dann entdeckten wir, was wirklich mit ihm los war, unterschwellig.«
    »Er fuhr zu Ihnen nach Providence?«
    »Ja. Je länger wir miteinander arbeiteten, desto klarer wurde mir, dass seine Sucht noch andere … Komponenten besaß. Eine Art parallel verlaufende Pathologie, eine krankhafte Vorliebe für Chatrooms und Pornografie.«
    »Dann begann er, Merrill zu schreiben …«
    »Behauptet Greg.« Der Doktor sah auf seine Uhr. »Schneller, John …«
    John bemühte sich, tief durchzuatmen, aufmerksam zuzuhören und so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen, um alles zu unternehmen, was für Kates Rettung erforderlich war. Es kam ihm so vor, als ob Beckwith und er sich ein Wettrennen gegen die Zeit lieferten, um das East Wind Inn zu erreichen, bevor sie Caleb Jenkins auf dem Weg zum Leuchtturm in die Arme lief.
    »Die Jenkins’ schickten ihren Sohn regelmäßig nach Providence zur Therapie, und ich tat mein Bestes, um ihm zu helfen …«
    »Sie blieben mit Ihnen in Verbindung, oder?« John gab noch mehr Gas. Die Konzentration auf das Gespräch bewahrte ihn davor, aus Sorge um Kate den Verstand zu verlieren.
    »Ja. Die Jenkins’ steckten zu dem Zeitpunkt, als Caleb seine Bedürfnisse auszuleben begann, in einer schweren Ehekrise. Mrs. Jenkins litt unter Depressionen. Ihr Mann hatte ein Verhältnis mit einer anderen Frau …«
    Scham und Wutgefühle überkamen John; er wollte nicht hören, dass auch sein Mitstreiter vor Gericht eingeweiht war.
    »Tut mit Leid, John. Ich wusste Bescheid über Ihre Frau und Barkley Jenkins.«
    »Hat Felicity es Ihnen gesagt?«
    »Ja. Und Caleb hat es später bestätigt.«
    John schwieg, konzentrierte sich auf die Straße. Sie waren nicht weit von der Stelle entfernt, wo Theresa das Reh angefahren hatte, auf dem Heimweg von ihrem Rendezvous mit Barkley. Was bedeutete, dass sie sich dem Leuchtturm näherten – und Kate.
    »Es besteht kein Grund, sich zu schämen«, sagte der Doktor. »Sie können doch nichts dafür, und außerdem ist Ehebruch in Amerika inzwischen nichts Besonderes mehr. Bedauerlicherweise hatte die Untreue seines Vaters eine folgenschwere Wirkung – sie setzte bei Caleb ein Wut- und Gewaltpotenzial frei, wenn man so will. Und dadurch entstand eine Kettenreaktion, denn nun musste sich der Vater gegen die Verachtung seines Sohnes behaupten. Und Barkley Jenkins ist ein jähzorniger Mensch.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Baum.«
    »Wohl wahr. Felicity versuchte Barkley zu bewegen, mich ebenfalls zu konsultieren – eine Art Familienberatung, schätze ich. Barkley weigerte sich. Er leidet genau wie sein Sohn an einer Art Allmachtskomplex. Glaubt, er könnte sich alles erlauben und ungestraft davonkommen. Wie spät ist es, John?«
    »Kurz nach neun«, antwortete John, als er in die Redcoat Road abbog, den Zufahrtsweg zu dem alten Munitionsschacht, in dem die ersten Siedler Waffen versteckt hatten, um gegen die Briten zu kämpfen. Er ging in den Feldweg zum Leuchtturm über.
    »Gerade rechtzeitig«, sagte der Doktor. Als sich John zu ihm umdrehte, hatte Dr. Philip Beckwith eine Pistole in der Hand, den Lauf auf ihn gerichtet.
    »Was soll das?«, fragte John fassungslos.
    »Sie haben es sowieso schon erraten«, sagte der Doktor, als John in den nicht gekennzeichneten Feldweg einbog. »Sie wussten von Fairhaven, und da war es nur noch eine Sache der Zeit, bis Sie den Zusammenhang zwischen mir und Caleb … und Merrill entdeckten. Die Kommunikation der beiden lief natürlich über mich. Ich wollte heute Abend alle Spuren beseitigen, bevor Sie mir auf die Schliche kämen, was mir auch gelungen wäre, wenn Ihre Freundin nicht beschlossen hätte, zum Leuchtturm zu fahren. Vielleicht ist sie jetzt bei Willa.«
    John antwortete nicht.
Bei Willa
: Lebte sie noch? Der Strahl des

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