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Die geheime Treppe

Die geheime Treppe

Titel: Die geheime Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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irgendjemandem. Der ganze Bereich wirkte wie ausgestorben. Kein Laut war zu hören bis auf das Surren der Klimaanlagen.
    »Die gehen wohl alle gleichzeitig zum Mittagessen«, murmelte Bob. Er lief den Gang bis zum Ende hinunter, wo die Milchglastür zu Davys Arbeitszimmer dunkel schimmerte.
    Doch plötzlich huschte ein schwacher Schein hinter der Glasscheibe vorbei!
    »Was zum Teufel?« Bob duckte sich instinktiv. Eine Taschenlampe! Da war jemand mit einer Taschenlampe in Davys Zimmer!
    Der dritte Detektiv schlich sich näher. Die Tür war nur angelehnt. Sollte er Verstärkung holen? Bis dahin wäre der Typ über alle Berge. Um Hilfe rufen? Hier war keiner. Nein, er musste handeln. Bob schüttelte die Beklemmung ab und schob die Tür ganz vorsichtig einen Spalt weit auf.
    Er erblickte die Silhouette eines großen Mannes, der sich über Davys Schreibtisch beugte. Der Eindringling, der Bob den Rücken zugewandt hatte, war von Kopf bis Fuß in einen langen, schwarzen Kapuzenumhang gehüllt und hatte den Strahl einer Stablampe auf den Schreibtisch gerichtet. Leises Rascheln drang zu Bob. Wie Spinnen, die über Papier krochen. Der Mann blätterte in etwas.
    Bob tastete nach dem Lichtschalter. Er machte sich fluchtbereit und drückte den Schalter so leise wie möglich nach unten. Im nächsten Augenblick flammte die Neonröhre an der Decke auf.
    Der Mann zuckte zusammen und hielt den Bruchteil einer Sekunde inne. Dann griff er sich an den Kopf und fuhr herum. Bob warf einen Blick auf das Gesicht und – wich erschrocken zurück! Da war kein Gesicht! Das war ... nichts! Nur ein schwarzes Loch!
    Starr vor Schreck sah er das Wesen auf sich zufliegen. Mit einer Hand drückte es etwas an seinen Körper und mit der anderen griff es nach Bob. Dann packten den dritten Detektiv schwarze Krallen am Kragen und schleuderten ihn ins Zimmer.
    Bob knallte mit dem Kopf gegen den Schreibtisch und sank zu Boden. Im Fallen drehte er sich um und sah den Schatten zur Tür hinaushuschen. Sein Blick fiel auf die Füße, die der Umhang freigab. Etwas Rotes blitzte auf. Rote Pranken! ... Schuhe? ... rote Lederslipper? , dachte Bob noch. Dann wurde es schwarz um ihn.

Tatze und Schwert
    Er lag mit dem Genick auf einer Eisenbahnschiene. Seine Hände konnte er nicht bewegen. Und von fern donnerte es.
    Ein Zug! Da kommt ein Zug! Und ich liege gefesselt auf den Schienen!
    Panik breitete sich in ihm aus wie eine große Welle, und Bob riss die Augen auf. Der Himmel über ihm war schwarz. Oder eher braun. Wie Holz. Wie rissiges Holz.
    Das war Holz!
    Seine Hände? Waren nicht gefesselt. Nur eingeklemmt zwischen seinem Körper und dem ... Schreibtisch?
    Der dritte Detektiv kam vollends zu sich und richtete sich auf. Er saß halb unter einem Schreibtisch auf dem Boden eines Zimmers. Davys Arbeitszimmer! Und die vermeintliche Schiene war eine Strebe des Drehstuhls, auf der sein Nacken gelegen hatte. Der Zug? Nur das Dröhnen in seinem Kopf, der auch noch höllisch schmerzte.
    Und dann fiel ihm alles wieder ein. Der schwarze Mann ohne Gesicht, die Krallen, dass er ins Zimmer gezogen worden war. Und dass der Mann rote Slipper getragen hatte.
    Bob schaute auf die Uhr. Er war kaum eine halbe Minute bewusstlos gewesen. So schnell es ihm möglich war, stand er auf und taumelte zur Tür. Mit der einen Hand rieb er sich die Beule an seinem Hinterkopf, mit der anderen drückte er die Klinke hinunter. Vielleicht erwischte er den Kerl noch.
    Die Tür war zu. Abgesperrt! Bob rüttelte ein paar Mal daran, aber sie war wirklich verschlossen.
    »Hallo!« Das Wort hallte laut und schmerzhaft in seinem Kopf wider. »Ist da wer?« Bob erinnerte sich an das nicht vorhandene Sekretariat, den leeren Flur. Mittagszeit. »Mist!«
    Er hämmerte gegen den Türrahmen, dass die Scheibe klirrte. Die Scheibe! Bob sah sich nach etwas um, mit dem er die Scheibe zertrümmern konnte. Der Drehstuhl! Er zog ihn zu sich heran, hob ihn an und rammte ein Stuhlbein in die Scheibe.
    Sie knackte, bekam Sprünge, splitterte aber nicht. Eine widerstandsfähige Folie schützte das Glas vor Stößen. Er würde ewig brauchen, um die Scheibe zu demolieren. Entmutigt ließ er den Stuhl sinken. Den Eindringling konnte er vergessen.
    Plötzlich sah er das Telefon! Wenn er sich beeilte, könnte es klappen! Sie mussten einfach die Uni zusperren und keinen mehr rauslassen! Bob umkurvte den Schreibtisch und hob den Hörer ab. Er wählte die Notrufnummer, aber schon nach der Neun drang ein entnervender Dauerton

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