Die geheime Treppe
aus der Muschel.
»Hausanschluss«, knurrte Bob. »Ich muss irgendetwas vorwählen. Die Null?« Nachdem er die Null gewählt hatte, ertönte ein Freizeichen. »Na also!« Bob wartete auf die Vermittlung. Und wartete. »Komm schon!« Und wartete.
»Ich hasse Vermittlungen! Da geht doch nie wer ran!« Bob drückte verärgert auf die Gabel und tippte wahllos drei Tasten. Überrascht registrierte er das Freizeichen. Offenbar hatte er zufällig eine gültige Nummer erwischt. Nach sieben- oder achtmaligem Klingeln hob jemand ab.
»Hallo! Hallo!«, rief Bob, noch bevor sich jemand gemeldet hatte. »Ist da wer? Hallo?«
Auf der anderen Seite räusperte sich jemand, die Verbindung knackte, irgendetwas fiel herunter, Bob hörte ein »Hoppala« und dann ein lang gezogenes »Jaaaa?«. Wie eine alte Tür, die langsam aufging.
»Hören Sie! Hier ist Bob Andrews. Ich wurde –«
»Williamson hier«, sagte jemand in Zeitlupe. »Philosophische Fakultät. Wer spricht bitte sehr?« Langsamer konnte man kaum sprechen. Als würden die Wörter auf Krücken gehen.
»Bob Andrews hier«, wiederholte Bob umso schneller. »Sie müssen mir helfen! Ich wurde –«
»Nein, hier ist Timothy Williamson. Sie haben sich geirrt –«
»Ja, ja, ich weiß. Aber hier ist Bob Andrews. Verstehen Sie mich? Ich bin in irgendeinem Zimmer –«
»Und was kann ich für Sie tun, Mr ... wie war noch einmal Ihr werter Name?«
Bob verdrehte die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! »Andrews. Aber egal. Ich wurde überfallen und in ein Zimmer gesperrt. Es ist das Zimmer von Mr Swann. Und der Eindringling muss ... «
»Mr Swann? Aber Sie sagten doch, Sie heißen Ambruse.«
»Nein, Andrews, aber ich bin im Zimmer von Mr Swann und wurde überfallen!«
»Und warum rufen Sie dann mich an? Sie sollten dringend die Polizei verständigen.«
Bob schlug sich vor die Stirn. Am liebsten hätte er ins Telefonkabel gebissen. Warum musste er auch an einen derart begriffsstutzigen und lahmen Philosophen geraten! »Das kann ich aber nicht, weil das hier ein Hausanschluss ist.«
»Von wo aus rufen Sie denn an?«
»Aus der Uni. Hier aus dem dritten Stock. Geschichtsfakultät.«
»Aus welcher Uni?«
»PUSC.«
»PUSC? Das sind ja wir! Dann sind Sie ja ganz in der Nähe!« Der Mann klang ehrlich erstaunt.
»Ja, ja, ja.« Bob verzweifelte zusehends und verkniff sich mit Mühe einen Fluch. »Aber ich wurde in ein Zimmer eingesperrt und komme nicht mehr raus!«
Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Bob glaubte schon, der Mann hätte aufgelegt. Doch dann fragte er streng: »Franklin Heartwright? Bist du das etwa?«
Bob starrte den Hörer an, als wäre er ein unbekanntes Tier. »Franklin wer?« Dann verstand er. »Nein, bitte! Das ist kein Scherz! Ich wurde wirklich überfallen.«
»Ich werde mit dem Dekan über dich sprechen!«
»So hören Sie doch!«
»Umgehend werde ich das tun!«
Bob knirschte mit den Zähnen. »Ja. Tun Sie das!«, knurrte er in den Hörer und legte entnervt auf.
Es dauerte fast fünfzehn Minuten, bis Bob erlöst wurde. Er versuchte zwar noch ein paar andere Nummern, bekam aber niemanden mehr an den Hörer. Als Davy die Tür öffnete, erblickte er daher einen äußerst mürrisch dreinblickenden dritten Detektiv, der mit verschränkten Armen auf dem Drehstuhl saß und ungeduldig mit den Füßen wippte.
»Bob! Was machst du denn hier? Und was ist mit der Tür los?«
Bevor Bob antworten konnte, erschienen Justus und Peter im Türrahmen.
»Bob, wo bleibst du denn?«
Der dritte Detektiv holte laut und vernehmlich Luft. Dann sagte er mürrisch: »Ich wurde überfallen!« In einer kurzen Zusammenfassung erzählte er, was geschehen war. Auch den Philosophen bedachte er dabei mit einigen unfreundlichen Worten.
Davy starrte ihn entgeistert an. Dann lief er wortlos um seinen Schreibtisch herum und öffnete das Schrankfach. Ein erstickter Laut entfuhr seiner Kehle.
»Was ist los, Davy? Was hast du?«, rief Peter besorgt.
Davy ließ sich auf den Hosenboden sinken. »Die Notizen! Der Ordner mit den Notizen! Weg! Er ist weg!«
»Die Geheimschriftzettel?«
Davy nickte schwer. »Das Fach. Aufgebrochen.«
»Der Typ hatte irgendetwas an seinen Körper gepresst«, erinnerte sich Bob.
»Wir müssen die Polizei rufen«, ächzte Davy. »Schnell! Sie müssen diesen Kerl schnappen!«
Justus schüttelte den Kopf. »Der ist sicher längst weg. Wir sollten lieber selbst nach etwaigen Spuren suchen. Cotta können wir dann immer noch über den Vorfall
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