Die geheime Waffe
Hauptfeldwebel geschafft hatte, bekam er in seiner Position genug mit, um für Schurken wie Rechmann und Sedersen von Nutzen zu sein.
»Wir müssen uns darüber unterhalten, was wir jetzt tun sollen«, forderte Sedersen Rechmann auf, da ihm der Schrecken in die Glieder gefahren war.
»Jetzt aufzugeben ist sinnlos. Wir müssen unsere Aktionen nur schneller umsetzen als bisher geplant.« Rechmann winkte seinen Leuten mitzukommen und verließ den Keller, ohne sich weiter um Henriette und Torsten zu kümmern.
Dunker hielt ihn im Vorraum auf. »Was machen wir mit den beiden?«
»Die sind erst einmal sicher verstaut. Was mit ihnen passiert, überlegen wir morgen oder, besser gesagt, heute bei Tag.« Damit war für Rechmann die Sache vorerst erledigt. Er betrat den Aufzug, in dem Sedersen schon auf ihn wartete, und fuhr nach oben. Bevor sie ausstiegen, lachte er auf. »Sie haben mich gefragt, wie wir die belgische Königsfamilie ausschalten können. Jetzt weiß ich, wie wir vorgehen müssen.«
ZWÖLF
K aum hatten die Kerle den Raum verlassen, wälzte Torsten sich herum, um nach Henriette zu sehen. »Wie geht es Ihnen?«
Henriette keuchte wie nach einem langen Lauf. »Man könnte sagen, ich habe mich schon besser gefühlt. Aber das eine Auge ist noch offen, und beim zweiten sehe ich auch noch durch einen Spalt. Da meine Zähne noch im Kiefer sitzen, habe ich das Ganze besser überstanden, als zu befürchten war.«
»So wie ich diese Kerle einschätze, werden sie uns bald auf kleiner Flamme rösten. Daher sollten wir etwas Gehirnschmalz aufwenden, um herauszufinden, wie wir von hier verschwinden können.«
»Ich glaube nicht, dass das so einfach ist. Wir müssten erst einmal unsere Fesseln loswerden und dann aus dem Keller herauskommen. Meiner Meinung haben wir nur dann eine Chance, wenn es Wagner gelingt, unsere Spur aufzunehmen.«
»Still«, herrschte Torsten seine Begleiterin an. »Wir wissen nicht, ob wir hier abgehört werden. Daher sollten wir verfängliche Äußerungen vermeiden.«
»Entschuldigung!« Henriette schämte sich so sehr, dass ihr die Tränen in die Augen schossen.
Unterdessen versuchte Torsten nachzudenken, begriff aber nur eines: Solange sie so gut verschnürt herumlagen wie jetzt, war an Flucht nicht zu denken.
Das war auch Henriette klar, und da sie nicht so straff gefesselt worden war wie ihr Begleiter, sagte sie sich, dass sie nun die Initiative übernehmen musste.
DREIZEHN
S edersen ließ sich von Jef van der Bovenkant einen doppelten Cognac servieren, bevor er sich seinen engsten Vertrauten zuwandte. Dabei bemerkte er, dass er noch immer die verkohlten Reste der Pläne des SG21 in der Hand hielt. Angewidert ließ er sie fallen und forderte Jef auf, ihm ein sauberes Tuch zu bringen.
»Wie konnte das nur passieren? Wir haben doch alle Spuren gut verwischt!«, fragte er Rechmann sichtlich niedergeschlagen, während er sich die Rußspuren von den Händen rieb.
»Jetzt nur keine Panik, Chef«, erklärte sein Stellvertreter mit mühsam erkämpfter Gelassenheit. »Hätten die deutschen Behörden gewusst, dass wir hinter dem Ganzen stecken, hätten sie nicht bloß die beiden Schnüffler geschickt. Die vermuten zwar was, halten aber nicht den Fetzen eines Beweises in der Hand.«
»Und wie sollen wir weiter vorgehen?«
»Ich sagte es schon: weitermachen und die Schlagzahl erhöhen! Übermorgen wird Gaston van Houdebrinck beerdigt. Wie es hieß, wird die gesamte königliche Familie dort anwesend sein. Eine bessere Gelegenheit, diese Sippschaft auf einen Schlag zu erledigen, werden wir so schnell nicht mehr bekommen.«
Während Sedersen wieder Hoffnung schöpfte, zuckte Jef van der Bovenkant zusammen. In seinen aktiven Tagen bei der Flämischen Faust hatten er und seine Kameraden wüste Parolen gegen den Staat Belgien, gegen die Wallonen und gegen alle Ausländer gebrüllt, den König aber stets ausgenommen. Seinetwegen hätte Albert II. sogar König von Flandern bleiben können. Er erinnerte sich daran, dass er als Kind in der Schule gelobt worden war, weil er einen schönen Aufsatz über den Sinn der Monarchie in Belgien geschrieben hatte. Als
Belohnung hatte er sogar Schloss Laeken, den Wohnsitz der Königsfamilie, besuchen dürfen.
Als er nun Sedersen und dessen deutschen Handlanger über König Albert, seine Frau und deren Nachkommen reden hörte, als wären sie Ungeziefer, das es zu vernichten galt, bäumte sich alles in ihm auf. Das waren keine Menschen mehr, sondern Monster! Wieder
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