Die geheime Waffe
mutig. Mal sehen, ob sie das auch noch ist, wenn meine Männer sie so richtig durchgebumst haben! « Rechmann nahm Henriette nicht ernst und wollte sie mit der Drohung einer Massenvergewaltigung erschrecken. Die
junge Frau spie ihm jedoch nur vor die Füße. Da ihre Lippen bluteten, glänzte ihr Speichel im Licht der Neonleuchten rot.
Mit dem einen Auge, das noch offen war, blinzelte Henriette Torsten zu. »Wir von Tarows haben immer unsere Pflicht erfüllt, Renk, auch wenn diese uns auf einen Weg ohne Wiederkehr führte. Sie sagen nichts!«
»Sie vergessen, dass ich Ihr Vorgesetzter bin, Leutnant. Ich werde reden, aber nur, wenn unsere Gastgeber Sie ab sofort in Ruhe lassen – und zwar in jeder Beziehung!«, antwortete Torsten, so ruhig er es vermochte, und sah dann zu Rechmann hoch. »Also gut. Leutnant von Tarow und ich sollten der Verbindung zwischen deutschen Neonazis und rechtsradikalen Gruppen in den Niederlanden und Belgien nachspüren. Bei unserer Recherche sind wir auf die Militärschule in Breda gestoßen. Von dort war es nicht mehr weit bis hierher.«
Torstens Erklärung klang so schlüssig, dass Rechmann ihm im ersten Augenblick glaubte. Dabei behielt er die Frau aufmerksam im Auge.
Henriette sah es und fauchte wütend los. »Renk, Sie sind ein elender Schwächling! Und das nennt sich Offizier der Bundeswehr. «
Beim ersten Mal hatte Rechmann Torstens Nachnamen nicht recht verstanden. Doch jetzt horchte er auf. »Sagtest du Renk? Von dem habe ich doch schon gehört. Bist du vielleicht der Idiot, der auf Hajo Hoikens’ Kopf aus gewesen ist? Ich habe in Kameradenkreisen so etwas läuten hören.«
»Sie gehen wohl oft in die Kirche, weil Sie es läuten hören«, gab Henriette wütend zurück.
Ohne auf sie zu achten, versetzte Rechmann Torsten einen üblen Fußtritt. »Hoikens war ein guter Kumpel von mir und der Beste in meiner Ausbildungskompanie. Damals sind wir oft bei einem Bier zusammengesessen und haben Pläne geschmiedet, wie wir diese morsche Republik zerschmettern und aus ihrer Asche ein neues Deutsches Reich errichten können.«
»Heute können Sie auch etwas, nämlich mich am Abend besuchen! « Torsten wälzte sich herum und grinste trotz seiner schmerzenden Rippen zu Rechmann hoch. »Ihr Freund Hoikens hat bereits ins Gras gebissen! Wenn Sie so weitermachen, blüht Ihnen das Gleiche.«
»Von dir vielleicht? Dafür hast du den Hintern zu weit unten! « Rechmann trat Torsten noch einmal in die Rippen und wollte eben das Verhör weiterführen, als einer der anderen Freischärler hereinkam und Sedersen mehrere verkohlte Papierfetzen reichte. Dieser starrte darauf und hielt sie dann Rechmann unter die Nase.
»Die beiden waren in meinem Zimmer und haben dort Gans’ Pläne und meinen Safeschlüssel gestohlen. Wie es aussieht, sind sie hinter meinem Spezialgewehr her!«
Rechmann drehte sich mit einer Miene, die jene, die ihn nicht kannten, als Ausdruck höchster Zufriedenheit angesehen hätten, zu Torsten um. »Du wolltest mich eben verscheißern, du Mistkerl. Ihr seid nicht hinter unseren Verbindungen zu den Holländern her!«
Sedersen sah seinen Gefolgsmann erschrocken an. »Verdammt, woher kann die Bundeswehr erfahren haben, wer das zweite SG21 besitzt?«
»Ich bringe die beiden zum Reden, das verspreche ich.« Rechmann begleitete seine Worte mit einem weiteren Fußtritt und grinste, als er Torstens Rippen knacken hörte.
»Das war nur die erste der Rippen, die ich dir eintreten werde. Wenn ich mit dir fertig bin, hast du mir alles erzählt, was ich von dir wissen wollte, und wirst mich anbetteln, dir endlich den Gnadenschuss zu geben.«
»Sie sind sehr von sich überzeugt.«
»Im Gegensatz zu dir habe ich auch allen Grund dazu. Also, wie seid ihr auf uns gestoßen?« Rechmann hob den Fuß, als wolle er erneut zutreten, ließ es dann aber sein, als Torsten zu reden begann.
»Euer Tippgeber für die Container hat nach eurem Überfall auf den Zug Muffensausen bekommen und uns alles erzählt, was er wusste. Danach mussten wir nur noch euren Spuren folgen.«
Rechmann ballte die Rechte. »Dafür werde ich Mentz sämtliche Gräten brechen!«
Bei dem Namen Mentz klingelte es bei Torsten Sturm. Karl Mentz war der Vorgesetzte seines Freundes Hans Borchart in der Feldafinger Kaserne. Er hatte ihn zwar für einen eigenartigen Kauz gehalten, aber niemals gedacht, er könnte mit Rechtsradikalen und Terroristen in Verbindung stehen. Obwohl Mentz es auf der Karriereleiter nur bis zum
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