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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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tauchten die Toten des Überfalls auf die Bahnlinie und die ermordeten Kinder in Lauw vor seinem inneren Auge auf, und er fragte sich, wieso er sich mit solchen Leuten eingelassen hatte. Natürlich war er immer noch für ein freies Flandern, aber er wollte das Land nicht diesen Ungeheuern ausgeliefert sehen. Alles in ihm drängte danach, Sedersen und Rechmann zur Rede zu stellen. Er begriff jedoch, dass er sich nichts anmerken lassen durfte, wenn er nicht als Verräter liquidiert werden wollte. Nur wenn er weiter den Trottel für die Kerle spielte, hatte er eine Chance, Albert II. zu warnen. Dafür brauchte er nur ein Telefon und ein paar Minuten Zeit.
    Noch während er sich in Gedanken die Worte zurechtlegte, fiel ihm ein, dass er den König nicht einfach anrufen konnte. Weder kannte er die Nummer, unter der Schloss Laeken zu erreichen war, noch eine Person, die er informieren konnte. Wenn er aber die ihm bekannten flämischen Behörden anrief, lief er Gefahr, auf einen Anhänger Zwengels zu treffen, der seine Warnung sofort an Sedersen weitergab.
    Trotzdem wollte er einen Weg suchen, dieses Verbrechen zu verhindern. Wenn der König und der Kronprinz starben, gab es niemanden mehr, der mäßigend auf die Menschen in seinem Heimatland einwirken konnte. In dem Chaos, das dann zwangsläufig entstand, würden Männer wie Sedersen, Zwengel und Eegendonk ihre Ziele erst recht mit brutaler Gewalt verfolgen und dem flämischen Volk eine Regierung aufzwingen, die es wahrlich nicht verdient hatte.
    Während Jef van der Bovenkant verzweifelt überlegte, wie
er den König retten konnte, berieten die Männer, die er bedienen musste, wie der Anschlag durchzuführen sei, ohne auf den jungen Flamen zu achten. Der war für sie nicht mehr als ein Möbelstück, das man benutzte und sofort wieder vergaß. Bisher hatte Jef sich deswegen geärgert, nun aber war er froh darüber.
    Als Alarm gegeben worden war, hatte man ihn mit einem lächerlichen Auftrag in die Küche geschickt, neben der sich seine Kammer befand, und daher hatte er nicht mitbekommen, was die Ursache für den ganzen Lärm gewesen war. Aber als sich Sedersen und Rechmann nun über ihre beiden Gefangenen unterhielten, machte er sich seine eigenen Gedanken.

VIERZEHN
    Z unächst hatte Henriette versucht, ihre Fesseln abzustreifen. Doch obwohl ihre Hände nur mit einem einzigen Kabelbinder hinter dem Rücken zusammengebunden waren, gelang es ihr nicht. Durch die Anstrengung lief ihr der Schweiß über die Stirn und brannte in ihrem verletzten Auge.
    »Verdammt! Ich muss das Zeug loswerden!« Sie fluchte und zerrte erneut an dem Kabelbinder.
    »Seien Sie nicht so hektisch«, wies Torsten sie zurecht.
    »Sie wären auch hektisch, wenn Sie dringend aufs Klo müssten.«
    »Das ist unschön für Sie!«
    »Für Sie auch, weil Sie sich nicht einmal die Nase zuhalten können«, gab Henriette zurück.
    »Vielleicht sind ein paar von den Schurken in der Nähe! Ich versuche, ob ich so laut rufen kann, dass man uns hört. He, ihr da! Kommt her, sonst braucht ihr bald Gasmasken!«
    Es dauerte einige Augenblicke, dann wurde die Eingangstür
geöffnet. Dunker, der mit zweien seiner Kumpane draußen Wache hielt, schaute herein. »Was ist denn los?«
    »Meine Kollegin muss mal aufs Töpfchen!«
    »Auf den Trick falle ich nicht herein!« Dunker wollte sich schon wieder abwenden, doch Torsten schnauzte ihn an. »Du Vollidiot! Wir sind beide gefesselt. Hast du Angst, wir würden dir und deinen Kumpanen nachkriechen und euch ins Bein beißen?«
    Dunker fuhr herum und lief rot an. »Wenn du willst, kann ich da weitermachen, wo Rechmann aufgehört hat.«
    »Ihr seid ja alle solche Helden! Kein Wunder, dass ihr euch nach dem Krawall in Suhl schnell in Belgien verkrochen habt.«
    Torsten war nur noch wütend. Er hatte von seiner früheren Freundin Graziella Monteleone gehört, wie diese in einem Camp italienischer Faschisten behandelt worden war. Möglicherweise würde man auch Henriette nicht zur Toilette lassen, sondern sie dann, wenn sie in die Hose gemacht hatte, vor allen Leuten nackt ausziehen und mit einem Wasserschlauch abspritzen.
    Auf die Idee kam Dunker jedoch nicht, sondern drehte sich zu seinen beiden Spießgesellen um. »Ihr bleibt hier und passt auf, dass nichts passiert. Ich rede mal mit Rechmann …«
    »Mit Igor«, unterbrach ihn einer seiner Freunde grinsend.
    »Wenn du ihn in seiner Gegenwart so nennst, macht er Schaschlik aus dir.« Dunker ärgerte sich zunehmend über die

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