Die geheime Waffe
Gesetzen unseres Landes gemäß bestraft und nicht über den Haufen geschossen wie tollwütige Hunde!«
Im ersten Moment sah Torsten so aus, als wollte er Petra eine scharfe Antwort geben. Dann aber atmete er ein paarmal tief durch und hob beschwichtigend die Hand. »Tut mir leid! Ich meine es nicht so. Aber es kotzt mich an, dass diese Kerle straffrei ausgehen konnten, obwohl der eine der Anstifter und Drahtzieher des Mordes an einem Konkurrenten war und der andere ein übler Kinderschänder.«
Petra nickte verständnisvoll. »Die Sache scheint dich stark zu belasten. Vielleicht solltest du diesen Auftrag abgeben und erst einmal Urlaub machen. Du hast eine Pause bitter nötig.«
Torsten schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann Wagner nicht enttäuschen. Er vertraut darauf, dass ich herausbringe, wer diese Männer umgebracht hat, und vor allem: mit welcher Waffe!«
Er griff über Petras Schulter und drückte ein paar Tasten. Das Bild des Mannes verschwand. Dafür war nun ein stiftartiges Gebilde zu sehen, das aussah wie der vordere Teil eines Kugelschreibers. »Das ist ein Bild der Geschosse, mit denen diese beiden Männer umgebracht worden sind. Im Dienstjargon wird sie Patrone 21 genannt. So ein Ding kostet in der Herstellung mehr als tausend Euro. Dabei sind die Entwicklungskosten noch nicht mitgerechnet. Allerdings ist dieses Geschoss eine solche Geheimsache, dass selbst ich erst davon erfahren habe, als die Kacke schon am Dampfen war.«
»Wenn die Patronen so etwas Besonderes sind, müsste es doch möglich sein, ihren Weg nachzuvollziehen«, wandte Petra ein.
»Glaubst du, das hätten wir nicht versucht? Aber laut Herstellungsprotokoll
wurden nur so viele Patronen angefertigt, wie man an unsere Leute übergeben hat. Die Patronen sind noch in unserem Besitz, oder wir wissen genau, wie sie verwendet worden sind. Und doch werden nun Leute mit dieser Munition erschossen!«
Torsten merkte selbst, dass er ein wenig laut geworden war. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien.«
»Du bist wirklich urlaubsreif. Ich fürchte, die Sache mit Graziella hat dich geschafft. Es wäre wirklich besser, du würdest eine Zeit lang ausspannen, bevor du dich wieder in einen Auftrag verbeißt.«
Auch dieser Versuch, Torsten zur Vernunft zu bringen, ging ins Leere. Er winkte nur heftig ab und forderte sie auf, den Bericht über den dritten Toten aufzurufen.
Während Petra das Bild dieses Opfers einstellte, brummte sie vor sich hin und sah Torsten schließlich fragend an. »Kannst du mir erklären, warum es den da erwischt hat, einen angesehenen Geschäftsmann und beliebten Lokalpolitiker aus dem Münchner Umland?«
Torsten stieß ein böses »Ha!« aus und holte tief Luft. »Wenn ich das wüsste, hätte ich wahrscheinlich auch den Täter. Zuerst hatten wir den Verdacht, es handele sich um einen unentdeckten Neonazi in unseren Reihen, der die Pläne für diese Patronen an sich gebracht und diese nachgebaut hat. Doch selbst dir traue ich nicht zu, sie absolut baugleich mit den Originalpatronen kopieren zu können.«
Petra setzte eine beleidigte Miene auf, die Torsten jedoch ignorierte. »Außerdem zeigt der dritte Tote, dass es dem Mörder nicht allein darum geht, missliebige Ausländer und Kinderschänder abzuknallen. Halt. Warte! Lass das Bild so stehen! « Renk deutete aufgeregt auf den Monitor. Das Opfer war nur von hinten zu sehen. Trotzdem konnte Torsten ein kurzes, blaues Flimmern erkennen, das Petra nun zu vergrößern versuchte.
»Ich würde sagen, wir können davon ausgehen, dass dies ebenfalls ein Strahl aus einem Zielerfassungslaser ist«, sagte sie mit belegter Stimme.
DREI
E ine Zeit lang war es in Petras Büro so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören. Torsten hatte sich bis an die Wand zurückgezogen und versuchte, Schlüsse aus den mageren Fakten zu ziehen. Dabei mahlten seine Kiefer, und manches Mal ballte er unbewusst die Fäuste.
Petra musterte ihn besorgt. Früher war Torsten recht ausgeglichen und ruhig gewesen, auch wenn er in brenzligen Situationen blitzschnell reagieren konnte. Doch seit die hübsche Italienerin Graziella Monteleone ihm den Laufpass gegeben hatte, hatte er sich sehr verändert. Petra korrigierte sich sofort. Es hatte bereits nach dem Mord an seiner Freundin Andrea begonnen. Bis zum heutigen Tag hatte Torsten es nicht verwunden, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte, als er ohne Rücksicht auf die Wünsche seiner langjährigen Freundin Andrea den Aufenthalt
Weitere Kostenlose Bücher