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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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drei Wochen schließen, und wir könnten richtig Ferien machen. Boston, Maine, Neuschottland - da gibt’s eine Fähre, wir könnten direkt nach Halifax fahren.«
    »Halifax?«
    »Da wollte ich immer schon hin«, sagte Sima. »Erinnerst du dich, wie wir in unseren Flitterwochen fast hingefahren wären?«
    »Nein.«
    »Egal. Es wäre eine herrliche Fahrt, und du hast das Meer doch immer gemocht.«
    »Glaubst du, dass es im April warm genug ist?«

    »Bis wir dort sind, ist es Mai.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Sima sah ihn über den Rand ihrer Teetasse hinweg an. »Also«, fragte sie und machte sich auf einen Streit gefasst - er würde sagen, es sei alles wegen Timna, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hatte -, »was meinst du?«
    »Ich finde, das ist eine gute Idee.«
    »Wirklich?«
    »Sicher, warum nicht?«
    Sima nickte und trank ihren Tee. »Aber bist du sicher?«, fragte sie, denn nun, da er zugestimmt hatte, war sie nicht mehr so überzeugt. »Findest du nicht, dass ich nur flüchten will?« Sie hielt inne und trommelte mit den Fingern an die Tasse. »Denkst du nicht, es ist bloß deshalb, weil ich mich in die Sache mit Timna so hineingesteigert habe und weil sie mich jetzt verlässt?«, fragte sie und erkannte, bereits während sie es aussprach, dass sie beide wussten, wie sehr das zutraf. Aber sie brauchte seine Vergebung, damit sie sich selbst vergeben konnte.
    »Warum verreisen Leute denn sonst, wenn nicht, um zu flüchten?«
    »Ja? Ich schätze, du hast recht. Ja, vielleicht ist es so.«

29
    S ima fuhr wieder in die City. Sie hatte sich vage ein paar Ausreden zurechtgelegt - sie habe immer schon einmal auf dem Bauernmarkt herumstöbern wollen, zu jenem Geschäft gehen, wo einem das Wasser im Mund zusammenlief, wie ihr gesagt worden war, und wo angeblich immer noch Heringe von der Art verkauft wurden, wie Lev sie mochte -, aber hauptsächlich wollte sie einfach nur wieder durch die Straßen schlendern und dieses Gefühl der Freiheit spüren.
    Lächelnd stieg sie von der U-Bahn herauf und stellte sich vor, ihre Freunde zu treffen - Patrick aus der Bar, Liza aus dem Secondhandladen - und sie lachend zu begrüßen, wenn sie sich an diesem frühlingshaften Samstagmorgen auf der Straße erkannten. Sie ging über den Union Square Market, probierte Dinge, stellte Fragen und widerstand diesmal nicht dem Drang, etwas zu kaufen: Käse für Lev zusammen mit pinkfarbenen Crackern in einer Zellophanhülle mit Bändern darum, Bienenwachskerzen und ein Potpourri aus Rosenblüten für sich selbst. Die getrockneten Blüten dufteten genau so, wie man sich vorstellte, dass sie nach einem Regenguss riechen würden.
    Vom Markt wanderte sie nach Osten, dann nach Süden und folgte wieder Timnas Spuren und den Erinnerungen an die alten Leute, die früher hier gelebt hatten. Hungrig geworden blieb sie vor ein paar Restaurants stehen, um die Speisekarte zu lesen, aber schließlich ging sie in ein kleines Lokal, auf dessen Speisekarte genau dasselbe angeboten wurde wie in so vielen anderen, die sie kannte: Milchreis und Salat mit Hüttenkäse, griechische und italienische Spezialitäten und Bagels mit Schmalz.

    Ihr Kaffee war bereits serviert worden, ihr Omelett allerdings noch nicht, als Timna das Lokal betrat.
    Sima sah sie sofort.
    Sie blickte zu Boden, zur Seite, ihr Herz klopfte so heftig wie damals beim Spionieren, und sie dachte, erwischt! Aber dann sah sie, dass Timna innehielt, sie entdeckte und überrascht, aber erfreut ihren Namen rief. Sie war ihr nicht gefolgt, sagte sie sich, sie war ihr nicht gefolgt, und dennoch war sie hier.
    »Was machen Sie hier?«, fragte Timna.
    Sima fasste sich und erwähnte den Markt. Timna nickte und wurde vom Klingeln ihres Mobiltelefons abgelenkt. Sie glitt in die Nische, die Platz für zwei Gäste bot, meldete sich und sah auf ihre Uhr, während sie etwas auf Hebräisch sagte.
    »Nurit wird sich verspäten, also bleibe ich ein bisschen bei Ihnen sitzen«, sagte sie und legte auf. »Der Markt also? Ich hätte nicht gedacht, dass der etwas für sie ist.«
    Sima zeigte ihr ihre Einkäufe und konnte es kaum glauben: Hier saß sie, Timna gegenüber - genauso, wie sie es sich all die Zeit erhofft und wovor sie sich gefürchtet hatte. Timna beschäftigte sich eine Weile mit dem Duft der getrockneten Blumen und sagte, er erinnere sie an einen Garten mit wilden Rosen am Meer, den sie besucht hätten, als sie noch ein Kind gewesen sei. Als die Bedienung das Omelett brachte, beklagte sich

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