Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
Vom Netzwerk:
salzigen Geschmack im Mund gehabt. Doch als sie die Tür öffnete, seinen Namen rief, seinen ruhigen Blick sah, versagten ihr die Worte, Schleier zogen sich über ihre Augen, ihr Mund wurde trocken. Er würde erwidern, hab ich’s dir nicht gesagt, hab ich dich nicht gewarnt, dich so stark einzulassen, und er hätte recht gehabt. Sie schluckte, der salzige Geschmack wandelte sich ins Bittere.
    »Ja?«
    Sie stand an der Tür, berührte mit dem Finger den Metallhaken an einer Seite der Falttür - ein feiner Stich, der sie wieder zum Handeln zwang. »Ich hoffe, du wartest nicht darauf, dass ich Abendessen koche«, erklärte sie, »denn ich muss mich ausruhen. Ich bin den ganzen Tag beim Putzen die Leiter rauf- und runtergestiegen, und dann hat Timna auch noch mit fürchterlich schmutzigem Wasser den Boden gewischt, also brauche ich deine Hilfe, um später noch mal drüberzugehen.«
    Lev nickte und stand auf.
    »Ich weiß nicht, woran das liegt, vielleicht wischen sie in Israel nicht, aber …« Sie sah Lev an, der zur Spüle ging. »Wohin willst du denn?«
    »Ich wollte Wasser für Tee aufstellen.«
    »Oh.« Sima trat in die Küche und setzte sich an den Tisch. »Also vielleicht kannst du mir nach dem Abendessen beim Wischen helfen. Was ich bei Timna überhaupt nicht vermissen werde, ist ihre Art zu putzen, das kann ich dir sagen.«
    Lev füllte Wasser in den Teekessel und stellte ihn auf den Herd.
    »Wie auch immer«, meinte Sima und tat so, als sei sie abgelenkt, während sie nach der Zeitung griff, hob aber die Stimme, um sicherzugehen, dass er sie auch hörte, »das ist ohnehin alles vorbei.«
    »Was ist vorbei?«

    Sima blickte nicht auf, freute sich aber. »Timna.«
    »Was meinst du damit?«
    »Mit ihr ist es vorbei, das meine ich.«
    »Was - du feuerst sie, weil sie nicht wischen kann?«
    »Nein, ich feure sie doch nicht! Lev, denkst du wirklich, ich würde …«
    »Nein, nein. Aber was ist dann?«
    »Sie geht weg, das ist es. Sie hat sich ein Flugticket nach L. A. gekauft. Sie fliegt in zwei Wochen.«
    Lev antwortete nicht. Er machte den Schrank auf, nahm zwei Tassen heraus und gab in jede einen Teebeutel und einen Löffel. Sima legte die Zeitung zusammen, faltete die Hände darüber und wartete auf Levs Reaktion.
    »Vielleicht sehen wir sie wieder? Sie kommt vielleicht zu Besuch nach New York.«
    Sima zuckte die Achseln, beeindruckt von dem bittenden Tonfall in seiner Stimme. »Vielleicht, aber es wäre nicht mehr das Gleiche. Natürlich«, fügte sie hinzu, bevor er es konnte, »wusste ich, dass es so kommen würde …«
    »Aber so was überrumpelt einen doch immer ein bisschen.«
    Sima nickte, gleichzeitig überrascht und erleichtert, dass er ebenso empfand wie sie. Sie strich mit den Händen über den Tisch, ihre Nägel scharrten über das weiße Resopal. »Sie kommt zum Pessachfest«, sagte sie. »Sie ist beim zweiten Seder dabei, und das war’s dann.«
    Lev griff nach dem Kessel und nahm ihn vom Herd. »Nun«, antwortete er leise, als er das dampfende Wasser in die Tassen goss, »du kannst es ihr ja nicht verdenken. So eine Reise.«
    Sima räumte die Zeitung weg, als Lev zum Tisch kam, und passte auf, dass er nichts verschüttete, als er die Tassen vorsichtig abstellte. »Wer redet von verdenken? Sie ist jung, sie kann so was machen.«

    Lev nickte. »Und was wirst du machen?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine wegen einer Näherin, einer Verkäuferin.«
    »Ach. Na ja, ich hab daran gedacht, eine Zeit lang die Öffnungszeiten einzuschränken.« Sima hielt ihren Blick auf den Tee gerichtet. Er könnte sagen, nein, könnte ihre Pläne einfach abtun - zu viel Aufwand, zu teuer. »Wir könnten jetzt Urlaub machen und nicht bis August warten.«
    Lev nahm den Teebeutel aus der zweiten Tasse und legte ihn auf eine Serviette. Sima beobachtete, wie sich der braune Fleck ausbreitete.
    »Timna hat mich darauf hingewiesen: Der Laden gehört mir, ich kann Ferien machen, wann ich will. Ich muss mich nicht um den Aufbau des Geschäfts kümmern oder so was in der Art. Im Gegenteil, ich sollte die Öffnungszeiten reduzieren. Warum muss ich eigentlich sechs Tage die Woche, acht Stunden am Tag arbeiten? Wir haben deine Pension und meine Ersparnisse, es ist ja nicht, dass wir unbedingt Geld bräuchten …«
    Lev nickte zustimmend.
    »Also warum herumsitzen«, fuhr sie fort, »und bis August warten, um zehn lausige Tage irgendwohin zu fahren, wo es unerträglich heiß ist? Ich könnte den Laden nach Pessach für zwei,

Weitere Kostenlose Bücher