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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ich auf dem Kunstmarkt einige Erfolge hatte, das Haus einzurennen versuchen..."
    Er trat auf mich zu, blickte abschätzig auf mich herab und ich hatte im selben Moment das Gefühl, dass etwas in mein Bewusstsein einzudringen versuchte. Es war nicht mehr, als ein ganz kurzer, fast zaghafter Versuch, gegen den ich mich reflexartig abzuschirmen versuchte.
    Er nahm meine Hand, aber ich zog sie sofort zurück.
    "Ich würde mich gerne ein anderes Mal weiter mit Ihnen über Kunst unterhalten", wisperte er. Sein Blick bekam eine geradezu unangenehme Intensität. "Im Moment wüsste ich allerdings nicht, wie ich Ihnen bei dieser Mordsache weiterhelfen sollte..."
    "Vielleicht haben Sie eine Erklärung dafür, dass das Brennan-Original, das Waters sich angeschafft hatte, nach dem Mord buchstäblich leer war. Lediglich die Grundierung und Ihre Signatur waren noch zu sehen", mischte sich jetzt Tom in das Gespräch ein, der die ganze Situation mit sichtlichem Unbehagen betrachtete.
    Brennan wandte sich zu ihm herum.
    Im selben Moment erklang aus dem Nachbarraum ein dissonanter Akkord, den der uns bis dahin verborgen gebliebene Pianist zu einem genau abgestimmten Zeitpunkt gesetzt zu haben schien.
    "Nein, tut mir leid, Mr. Hamilton. Dafür habe ich keine Erklärung..." Sein Blick war plötzlich nach innen gerichtet.
    Toms Bemerkung hatte irgend etwas in ihm ausgelöst, auch wenn der Maler sich sichtlich darum bemühte, nichts von dieser Regung nach außen dringen zu lassen. Sein Gesicht wurde maskenhaft. "Wenn Sie mich jetzt allerdings bitte entschuldigen würden. Ich muss wieder an die Arbeit..."
    "Da wäre noch eine eher private Angelegenheit, Mr. Brennan...", erklärte ich.
    "Kommen Sie bitte ein anderes Mal wieder!"
    Seine Hand wanderte hinauf zur Schläfe. Ein gequälter Gesichtsausdruck zeichnete dann seine Züge. Was ist es, das ihn so mitnimmt? Ist seine Gabe ebenso ausgeprägt wie die meine? Sind es am Ende gar meine übersinnliche Kräfte, die ihn derartig leiden lassen?
    Ich hatte keine Antworten auf diese Fragen.
    Brennan hatte sich bereits zur Tür hin umgewandt, als ich sagte: "Sie stellen auf Ihren Bildern vorrangig Dämonen und andere Kreaturen des Schreckens dar..."
    "Ich sagte schon, dass ich darüber mit Ihnen nicht diskutieren werde!"
    "...aber es gibt eine Ausnahme. Sie hängt in der Galerie Sounders & McInnerty. Das Bild stellt einen jungen Mann mit langem blonden Haar und geflickter Jeans dar. Die Art und Weise, wie Sie ihn auf die Leinwand gebannt haben ist beinahe fotorealistisch zu nennen. Ich frage mich, ob Sie eine Vorlage hatten. Ein Foto, ein Modell - was auch immer!"
    Er schüttelte den Kopf.
    "Nein, Miss Vanhelsing. Ich lehne das Malen nach Vorlagen grundsätzlich ab. Es hemmt den Strom der Fantasie. Alles, was ich male, steht vorher ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Ich weiß nicht, ob Sie verstehen können, was ich meine. In gewisser Weise gibt es also Modelle, aber sie existieren hier oben!" Und während er das aussprach, fasste er sich mit der flachen Hand an den Kopf.
    "Sie erinnern sich doch an dieses Gemälde", vergewisserte ich mich. "Schließlich sticht es aus Ihrem sonstigen Schaffen doch sehr heraus..."
    Brennans Züge versteinerten. Er wirkte jetzt sehr düster und abweisend.
    "Ich erinnerte mich an jedes meiner Bilder. Und ganz besonders auch an dieses... Dessen können Sie gewiss sein!"
    "Ich kenne den jungen Mann, den Sie abgebildet haben", stellte ich dann fest.
    Brennans Gesicht verriet Verwunderung.
    "So?"
    "Es handelt sich um meinen Kollegen Jim Field. Die Ähnlichkeit ist zu groß, um auf Zufälligkeiten beruhen zu können..."
    "Manchmal interpretiert der Betrachter seine eigenen Vorstellungen in ein Gemälde hinein. Das geschieht immer wieder."
    "Mein Kollege ist tot und ich frage mich, wie sein Gesicht auf dieses Bild gekommen ist..."
    "Sehen Sie!" Brennans Zeigefinger schnellte in die Höhe.
    In seinen Augen blitzte es. "Sie müssen sich täuschen, Miss Vanhelsing. Es sei denn..."
    Seine Augenbrauen bildeten jetzt eine geschwungene Linie.
    Falten bildeten sich auf seiner Stirn.
    "Was?", hakte ich nach.
    Er schüttelte den Kopf.
    "Nichts ", murmelte er. "Gar nichts... Und jetzt gehen Sie bitte!"
     
    *
     
    Das Klavierspiel hatte aufgehört. Die Tür zum Nachbarraum öffnete sich knarrend. Tom und ich drehten uns herum und auch Allan Brennans Augen waren auf die junge Frau mit dem langen, rotblonden Haar, das ihr offen über die Schultern fiel, gerichtet. Das helle Kleid,

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