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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war Nacht. Ihre Gesichter wirkten entrückt. Flammen loderten aus der mit Knochen umgrenzten Feuerstelle empor. Eine junge Frau - ebenfalls in Fell gekleidet, saß vor dem Feuer und hob beschwörend die Arme.
    "Meredvoyi dragach!", rief sie.
    Der unheimliche Singsang der Tanzenden antwortete ihr.
    Die Bilder rasten jetzt vor meinem inneren Auge. Es war wie ein buntes, schwindelerregendes Kaleidoskop.
    Hoch schossen die Flammen empor und aus dem grellen Licht materialisierte eine düstere Gestalt. Die Kutte war tief ins Gesicht gezogen. Nichts als pure Finsternis schien darunter zu liegen. Die Gestalt hob die Hände. Aus den Fingerkuppen ragten krallenartige Nägel hervor. Dann zuckten grelle Blitze durch die Dunkelheit. Ein Sechseck aus gleißendem Licht bildete sich und die Findlinge waren seine Eckpunkte. Das nächste, was ich sah, waren die starren Gesichter der Toten...
    Dann war die Vision vorbei.
    Ich taumelte. Alles drehte sich vor meinen Augen, ein Strom aus Bildern und Farben ließ alles verschwimmen. Und hinter meinen Schläfen pochte es wie wild. Ein unbarmherziges Hämmern, das meinen gesamten Kopf unangenehm dröhnen ließ. Ich fiel und fand mich in Toms Armen wieder.
    Er hielt mich. Ich lehnte mich gegen ihn, umfasste ihn mit meinen Armen und gewann nach einigen Augenblicken die Fassung zurück. Ein leichtes Schwindelgefühl blieb, außerdem ein dumpfer, beständiger Druck in den Schläfen. Ein Blitz zuckte über den Himmel und gleich darauf folgte wie ein Peitschenschlag der Donner. Der eigenartige, heiße Wind raubte mir schier den Atem. Er war noch heftiger geworden. Und jetzt fielen die ersten Regentropfen.
    "Patti!", hörte ich Toms Stimme wie aus weiter Ferne.
    "Patti..."
    "Oh, Tom", flüsterte ich und blickte in sein Gesicht. Ich verlor mich einige Augenblicke lang im ruhigen Blick seiner meergrünen Augen. Ich brauchte ihm nicht zu sagen, dass ich eine Vision hinter mir hatte. Er sah mich fragend an und ich sagte: "Diese Gestalt, die uns auf dem Feldweg begegnete..."
    "Ja?", fragte er, nachdem ich stockte.
    "Dieser Kuttenträger ist für den Tod der Druiden verantwortlich. Er materialisierte direkt aus dem Feuer. Vielleicht haben diese ahnungslosen Okkultisten dieses Wesen beschworen, ohne um die tödliche Gefahr zu wissen, die von ihm ausging...
    "Und er ist hier irgendwo in der Nähe", murmelte Tom, während er den Blick umherschweifen ließ.
    "Meredvoyi dragach...", flüsterte ich.
    "Was?"
    "Das waren die Worte der jungen Frau, die an diesem Feuer kniete... Ich werde Tante Lizzy mal danach fragen, ob diese Worte in der Magie der Druiden irgendeine Bedeutung haben." Toms Handy klingelte in diesem Moment, während der Regen jetzt heftiger wurde. Tom holte den Apparat aus der Innentasche seiner Jacke. Der Anruf konnte eigentlich nur bedeuten, dass der Abschleppdienst inzwischen unseren Wagen gefunden hatte.
    Ich schloss die Augen.
    Und dann sah ich die Szene noch einmal vor mir. Die tanzenden Druiden, der Singsang, die Gestalt des dunklen Kuttenträgers, die grellen Blitze, die aus seinen Händen herauszuckten und den Tod brachten...
    Ein Detail war anders, als zuvor.
    Ich sah für den Bruchteil eines Augenblicks ein Gesicht hinter einem der gewaltigen Findlinge auftauchen. Der Schein der Flammen beleuchtete es kurz, bis einer der Tänzer seinen Schatten darauf warf.
    Es gibt einen Zeugen!, durchfuhr es mich. Einen Zeugen, der alles mitangesehen hatte...  
    Nur ganz kurz stand dieses Gesicht vor meinem inneren Auge, dann war es verschwunden.
    Es waren die Züge eines jungen Mannes. Er hatte rotblondes Haar und markante Linien im Gesicht. Die Augen waren vor Entsetzen geweitet.
    Er war bei der gesamten Zeremonie dabei gewesen, ist aber vermutlich nicht getötet worden!, wurde es mir klar. Vielleicht, weil er sich außerhalb des Hexagons befunden hatte, das durch die Findlinge gebildet wurde. Tom nahm meine Hand.
    "Komm, Patti. Sonst wird dein Wagen abgeschleppt und die lassen uns einfach hier..."
     
    *
     
    Die Haare klebten mir bereits feucht am Kopf, als wir den Wagen erreichten. Der Regen hatte indessen wieder aufgehört. Das Gewitter war verstummt, ehe es so richtig losgelegt hatte.
    Auch von dem heißen Glutwind, der wie aus dem Nichts über diesen Landstrich gefegt war, konnte man nichts mehr spüren. Die Luft war jetzt angenehm frisch.
    Ich atmete tief durch.
    Der Fahrer eines Abschleppwagens begrüßte uns. Es handelte sich um einen jüngeren Mann. Er war sehr groß, mindestens ein

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