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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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uns zu unserer Zeit soviel angeberische Prahlerei nicht geleistet hätten!" Jim Field grinste. "Ich bin so etwas gewohnt", meinte er.
    "Meine Hauswirtin war noch von ganz anderem Kaliber!" Er wandte sich an Tante Lizzy. "Gute Nacht, Mrs. Vanhelsing. Es war sehr interessant, sich mit Ihnen zu unterhalten..." Dann drehte er sich herum, wünschte auch mir eine gute Nacht und ging den Flur entlang. Erst jetzt sah ich, dass er ein Buch unter den Arm geklemmt hatte.
    Ich hob die Augenbrauen. "Du hast im etwas zu lesen gegeben, Tante Lizzy?", fragte ich.
    Die alte Dame nickte. "John Pranavindramans SCHULE DER UNSTERBLICHKEIT. Der junge Mann scheint dringend jemand zu brauchen, mit dem er über seine Jenseitserlebnisse reden kann." Ich war überrascht.
    "Und? Hat er etwa mit dir darüber gesprochen?"
    "Nein. Er ist noch nicht soweit. Im Moment ist Jim Field noch ziemlich verwirrt - aber wer wäre das nicht an seiner Stelle?" Sie atmete tief durch. "Ich weiß nicht, wie müde du bist, mein Kind..."
    Ich versuchte verzweifelt ein Gähnen zu unterdrücken.
    "...aber ich habe einiges herausgefunden, was dich interessieren dürfte. Meine Entschlüsselung der Schriften des Namenlosen Abtes ist dadurch nicht so recht voran gekommen. Aber egal!"
    Wir gingen zusammen in die Bibliothek, die ungewöhnlich aufgeräumt war. Normalerweise war ich es gewöhnt, dass die kleinen runden Tische ebenso mit aufgeschlagenen Büchern und Notizen übersät waren wie die Sessel und der etwas eigenartige Schreibtisch, der sich in einer Ecke befand und vor allem durch die vier geschnitzten Dämonenköpfe an seinen Kanten auffiel. Aber heute war das anders. Nichts lag herum. Nur auf einem der antiken Tischchen befand sich ein Teegedeck, während auf dem Schreibtisch ein Band mit den Schriften des Namenlosen Abtes lag. Daneben ein paar zerfledderte Bände, deren Seiten zum Teil halb zerfallen waren, was nichts anderes bedeutete, als dass sie kaum älter als 120 oder 130 Jahre alt sein konnten. Seit jener Zeit verwendete man nämlich Chlor bei der Papierherstellung, was dazu führte, dass die Bücher nach einigen Jahrzehnten zerfielen. Viele Schriften des Mittelalters waren daher noch in einem weit besseren Zustand, als Bücher, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts herausgebracht worden waren, wie Tante Lizzy mir einmal erläutert hatte.
    "Ein niederländischer Okkultist namens Jan van Kleuweren befasste sich mit dem Leben des Namenlosen Abtes. Die nichtautorisierte Fassung dieser Biographie erschien um 1890 in einer kleinen Sammlerauflage als Privatdruck. Darin wird die Vermutung geäußert, dass es sich bei dem Namenlosen Abt um den Abt eines kleinen Klosters bei Winchester handelt, der schließlich wegen seiner alchimistischen und okkulten Experimente exkommuniziert wurde. Er floh und fand unerkannt, als ein namenloser Bruder mit Schweigegelübde, Aufnahme im Kloster Salisbury. Mit der Zeit fand er heraus, dass dort an der Abschrift geheimer Bücher gearbeitet wurde."
    "Du meinst das LIBRUM HEXAVIRATUM!", stieß ich hervor. Tante Lizzy nickte.
    "Die Mönche von Salisbury hatten sich der Erforschung der schwarzen Magie verschrieben. Der Namenlose Abt ließ sich in ihre Gemeinschaft aufnehmen, versuchte dann aber in den Besitz eines der Exemplare des LIBRUM HEXAVIRATUM zu gelangen. Er schaffte es sogar, mit einem der Exemplare zu fliehen. Ganz in der Nähe des Klosters - bei den sechs Steinen, so heißt es in der Legende - soll ihn dann buchstäblich der Blitz getroffen haben. Weder von dem Namenlosen Abt noch von seinem Exemplar des LIBRUM HEXAVIRATUM blieb mehr als graue Asche übrig. Über die Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder Berichte darüber, dass sein Geist in der Gegend um die Kultstätte von SixStones umherwandelte. Okkultisten haben mehr als einmal versucht, den Namenlosen Abt zu beschwören, in der Hoffnung, durch ihn in den Besitz des unermesslichen Wissens zu gelangen, über das er verfügt haben muss."
    "Hatte er Gelegenheit, im LIBRUM zu lesen", fragte ich. Tante Lizzy hob die Schultern.
    "Da kann man nur spekulieren", meinte sie. "Van Kleuweren ist, was diese Frage betrifft, etwas widersprüchlich."
    "Und die Schriften des Abtes selbst? Geben sie keine Auskunft?"
    "Nein. Er verfasste sie in den ersten Monaten seines Aufenthaltes im Kloster Salisbury, als er nach und nach herausfand, dass sich die Mönche keineswegs mit dem kunstvollen Abschreiben von Evangeliaren beschäftigten oder sich dem Studium der Heiligen Schrift widmeten.

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