Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
nun hier vorfinden wirst? Ich versuchte diese düsteren Gedanken so gut es ging zu verscheuchen und mich voll und ganz auf das zu konzentrieren, was vor mir lag...
Die beiden Männer blickten mich mit starren, vor Schrecken geweiteten Augen an. Sie lagen leblos da, und ich hatte das Gefühl, als ob sich eine eisige Hand auf meine Schulter gelegt hätte.
Gleichzeitig spürte ich einen leichten Druck hinter meinen Schläfen.
Irgend etwas ist in der Nähe!, durchfuhr es mich. Ein Wesen, von dem diese mentalen Impulse ausgehen... Ich sah mich um, hielt den Atem für einem Moment an. Absolute Stille herrschte hier. Es blies kein Wind, es schrie kein Vogel... Kein Tier regte sich im dichten Unterholz des nahen Dickichts. Eine geradezu gespenstische Stille lastete über diesem Landstrich. Man konnte die Gefahr beinahe mit Händen greifen, so gegenwärtig erschien sie mir. Er ist in der Nähe und lauert auf dich!, durchzuckte es mich. Der Namenlose Abt...
Ich atmete schließlich tief durch.
Was konnte ich tun, wenn ich diesem Untoten tatsächlich begegnete? Es gab keinen Grund, weshalb er zögern sollte, mich ebenso schnell und kompromisslos zu töten, wie er es bei den vorangegangenen Opfern getan hatte.
Mein Puls schlug schneller.
Ich machte ein paar Schritte nach vorn, ging den Weg entlang und sah dann zwei Fußabdrücke.
Sie waren vollkommen schwarz, so als wäre der Untergrund auf geheimnisvolle Weise verbrannt worden. Ich beugte mich nieder, berührte die schwarze Substanz mit den Fingerkuppen der rechten Hand.
Asche!
Ich glaubte zu spüren, wie etwas meine Seele berührte. Eine Kraft, ein fremdes Bewusstsein... Ich zuckte unwillkürlich zusammen und sah mich um.
Nirgends war etwas zu sehen.
Die reliefartigen Strukturen auf den Rinden der knorrigen, eigenartig verwachsenen Bäume, sahen aus wie Dämonenfratzen, die mich anstierten.
Wo bist du, Namenloser Abt?, fragte ich mich. Warum zeigst du dich nicht?
Die fremde Kraft, die mein Bewusstsein berührt hatte, zog sich urplötzlich zurück, wie jemand, der zu nahe ans Feuer gekommen war, seinen Arm zurückschnellen ließ. Warum?
Von einer Sekunde zur anderen war diese Kraft nicht mehr da.
Bist am Ende du es, der sich vor einer Begegnung fürchtet?, ging es mir durch den Kopf.
Ein Geräusch drang in mein Bewusstsein. Ich drehte mich herum und sah mehrere Dienstfahrzeuge der Polizei herannahen.
Ich atmete tief durch und sah ihnen entgegen. Die Wagen hielten an. Inspector Drake stieg als erster aus. Ich würde ihnen einiges zu erklären haben.
Drake ging sofort auf mich zu. Er sah sich kurz um. Einer seiner Leute kümmerte sich um die Toten.
"Ich hoffe, Sie haben hier nichts verändert!", blaffte Drake mich an. In seinen Gesichtszügen stand tiefes Misstrauen.
"Nein, natürlich nicht", erwiderte ich. "Schließlich ist es nicht meine Absicht, Ihnen die Arbeit schwerer zu machen, als sie ohnehin schon ist...."
Drake hob die Augenbrauen und setzte ein süffisantes Lächeln auf. "Ach, wirklich? Warum halten Sie sich dann nicht aus allem heraus und überlassen uns die Aufklärung von Verbrechen!"
"Sind Sie denn schon weitergekommen?" Er holte zwar tief Luft, aber anschließend brachte er keinen Ton über die Lippen. Offenbar waren er und seine Leute in dem Fall der Toten von SixStones noch immer keinen einzigen Schritt weiter, was mich im übrigen kein bisschen wunderte.
Drake blickte kurz zu seinem Kollegen hinüber, der sich über die Toten gebeugt hatten. Dieser zuckte die Achseln.
"Wir müssen auf den Gerichtsmediziner warten..."
"Ja, ja, schon gut." Drake wandte sich an mich. Er kniff die Augen etwas zusammen und fixierte mich auf ziemlich unangenehme Weise. "Woher wussten Sie, was wir hier vorfinden würden?"
"Ich wusste es nicht", behauptete ich.
"Aber - "
"Ich habe lediglich jemanden in Salisbury darüber reden hören, dass er gerade diese Piste entlanggefahren sei..."
"Wer soll das gewesen sein?", hakte er nach. Ich gab ihm eine Fantasiebeschreibung. Er blickte mich misstrauisch an und knurrte dann düster: "Wie kommt es eigentlich, dass ich immer den Eindruck habe, dass Sie mir nicht die Wahrheit sagen, Miss Vanhelsing?"
"Vielleicht sollten Sie Ihr Verhältnis zur Presse im Allgemeinen mal überdenken!", versetzte ich.
"Ich glaube nicht, dass es daran liegt." Ich zuckte die Schultern. "Wie auch immer", meinte ich.
"Ich werde Sie jetzt nicht länger stören, sondern dass tun lassen, was Ihre Aufgabe ist..."
*
Ich setzte
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