Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
begann es zu ahnen.
Meine Augen gewöhnten sich an die Lichtverhältnisse, und ich konnte Einzelheiten erkennen...
Dunkle, tentakelartige Arme bewegten sich und wirbelten den grauen Staub auf, der den Boden bedeckte.
Grünlich leuchtende Augen öffneten sich. Zu hunderten!
Wie dunkle Schattenwesen krochen die Maquatli auf mich zu.
Sehr langsam, fast wie in Zeitlupe bewegten sie sich. Immer mehr tauchten aus der Finsternis heraus auf. Gigantische Exemplare darunter.
Mein Gott, es gibt es wirklich, durchzuckte es mich. Das Reich jenseits der Kälte, von dem in den Indio-Sagen die Rede war.
Die Heimat der Maquatli.
Hinter meinen Schläfen begann es unangenehm zu pulsieren.
Ich ahnte, dass hier die Quelle jener mentalen Kraft war, die ich gefühlt hatte.
Die Götter der Tiefe sahen mich mit ihren leuchtenden Dämonenaugen an...
Einen Augenblick später überkam mich eine Welle des Schmerzes, so grausam wie jene, die ich gefühlt hatte, als Lombardi sein Messer in den Körper des Maquatli stieß, der mich von Bord der LAGO GRANDE geholt hatte.
*
Tom fühlte, wie sich ein Tentakel des Maquatli um seinen Körper schlang, während ihn die grünen Augen kalt anfunkelten.
Das Licht, das aus ihnen herausstrahlte, begann zu pulsieren.
Tom duckte sich instinktiv, während dicht über ihn hinweg grelle Strahlen durch das Wasser zischten. Dort, wo sie auf die blauen Wände auftrafen bildeten sich schwarze Stellen.
Das spiegelglatte, unzerstörbar wirkende Material, aus dem die Wände geformt waren, platzte. Ganze Stücke brachen aus den Wänden heraus.
Tom hatte indessen sein Tauchermesser aus dem Gürtel gezogen und in einem Akt der Verzweiflung zugestochen. Mit einer schnellen Vorwärtsbewegung tauchte er unter dem grellen Strahl hinweg und kam auf diese Weise nahe genug an den Körper des krakenhaften Ungeheuers heran.
Der Griff der Tentakel, die sich um ihn herumgelegt hatten lockerte sich jedoch nicht.
Gemeinsam mit dem Maquatli sank Tom hinab - jenem blauschimmernden Schlund entgegen, in dem Patricia Vanhelsing verschwunden war.
Aus den Augenwinkeln heraus nahm Tom undeutlich wahr, wie Francoise Careau von einem der grellen Strahlen getroffen wurde, die die Maquatli durch den kugelförmigen Raum zucken ließen. Ihr Körper leuchtete unnatürlich auf, so als hätte man ihn mit einer fluoreszierenden Schicht umgeben. Dann zerfiel er vor Toms Augen zu feinem, grauen Staub.
Ein grauenhafter Anblick, der einem schier das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
Im nächsten Moment fühlte Tom einen Stoß.
Das Krakenungeheuer, dem er das Messer in den Körper gestoßen hatte, schleuderte ihn von sich. Der Stoß war so heftig, dass Tom beinahe die Besinnung verlor. Gleichzeitig schossen grelle Strahlen aus den Augen des Monstrums. Sie trafen Sekundenbruchteile später auf Toms Körper.
Schon glaubte er, innerhalb des nächsten Moments selbst zu grauem Staub zu zerfallen, der langsam zu Boden sinken würde...
Aber die Strahlen gingen durch ihn hindurch. Sie trafen auf die blauschimmernde Wand, ohne etwas zu bewirken.
Ein Stück zu seiner Linken sah Tom, wie Dietrich von Schlichten einem der Ungeheuer die Spitze einer Harpune entgegenhielt.
Tom glaubte, seinen Augen nicht zu trauen!
Die Harpune ging durch das Monstrum hindurch!
Die Maquatli wurden transparent. Ihre Körper lösten sich auf, wurden zu schwachen Projektionen ihrer selbst, ehe sie nach wenigen Augenblicken völlig verschwanden. Sekunden nur und es sah aus, als wären sie nie dagewesen.
*
Die Welle des Schmerzes verebbte langsam. Wie aus dem Nichts heraus sah ich weitere Maquatli auftauchen. Sie schienen einfach an diesem finsteren Ort, an den ich gelangt war, zu materialisieren.
Warum habt ihr mich hier her gebracht?, fragte ich mich.
Worauf wartet ihr? Warum versengt ihr mich nicht mit euren furchtbaren Strahlen und lasst mich zu Staub zerfallen - so wie Lombardi?
Sie näherten sich noch etwas. Ich wirbelte herum und stellte fest, dass ich längst eingekreist war. Von allen Seiten krochen sie auf mich zu. Überall wimmelte es nur so von langen Tentakeln.
*
Tom Hamilton, Dietrich von Schlichten und Allan Monroe hatten auf schnellstem Weg an die Oberfläche kommen müssen. Der Sauerstoff war verbraucht.
Und so schwer es Tom auch gefallen war, ohne Patti hinaufzusteigen. Es blieb keine andere Möglichkeit. Ohne ausreichenden Sauerstoff in dem riesigen Gebäudekomplex nach Pattis Verbleib zu suchen, war reiner
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