Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
das sie sich nicht so heftig bewegen lässt!"
"So wie bei dem Amerikaner, von dem die Zeitungen berichtet haben?", fragte Tom.
Paco verzog das Gesicht. Seine Augen waren jetzt völlig von dem grünen Leuchten erfüllt. Er lachte schallend.
Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich an seine Leute.
"Nein", sagte er, "wir werden Ihnen nichts geben..." Er fasste sich an die Schläfe. "Die Zeit drängt. Der Zorn der Götter wird größer und größer... Das Mittel würde nicht mehr zur Wirkung kommen. Also haltet diese Männer gut fest!"
Die Gefangenen wurden an die Reling geführt. Zuerst Monroe und von Schlichten, dann Tom Hamilton. Einen Augenblick später folgten O'Mara und seine beiden Gehilfen.
"Die Götter der Tiefe werden uns gnädig sein", sagte Paco mit feierlicher Stimme. "Seit Jahrhunderten ist keine so große Opferung mehr durchgeführt worden..."
Jene Indios, die nicht damit beschäftigt waren, die Gefangenen zu bewachen, bildeten einen Kreis, in dessen Mittelpunkt sich Paco befand.
Ein gespenstischer Singsang erhob sich.
"MAQUATLI QUERESEN K'YARAM'NUR", dröhnte es aus ihren Kehlen. Ein Ruf, der sich immer wiederholte.
"Was geschieht jetzt?", rief Monroe.
"Sie rufen die Götter der Tiefe", gab von Schlichten niedergeschlagen Auskunft.
Tom blickte in das dunkle Wasser hinab. Die unheimlichen Krakenwesen würden eins nach dem anderen an die Oberfläche kommen und sich ihre Opfer nehmen, um sie mit sich in die Tiefe zu reißen...
Patti!, durchzuckte es Tom.
Er wollte einen Blick auf seine Taucheruhr werfen, aber die Männer um ihn herum hielten ihn in ihrem eisernen Griff.
Tom atmete tief durch.
Du weißt es auch so!, ging es ihm schmerzlich durch den Kopf. Patricia Vanhelsing konnte nicht mehr am Leben sein.
Selbst bei günstigster Einteilung des Sauerstoffs nicht.
Er schluckte.
Ich liebe dich, Patricia, dachte er. Wo immer deine Seele jetzt auch sein mag...
Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen.
Irgendwann.
In einer anderen Welt, in einer anderen Zeit...
*
Nebelschwaden krochen über den Lago Titicaca. Sie reichten beinahe bis an die Yacht heran...
Ein gurgelndes Geräusch ertönte. Blasen stiegen an die Oberfläche. Und zwar mindestens an einem Dutzend Stellen gleichzeitig.
Der Singsang klang jetzt heiser.
Wie gebannt starrte Tom auf die bis dahin glatte Wasseroberfläche, die sich zu kräuseln begann. Verschiedene Wirbel entstanden.
Aus der Tiefe heraus schimmerte es hier und da grünlich.
Das Gurgeln wurde lauter.
Die Wirbel waren so stark, dass die LAGO GRANDE zu schwanken begann. Kleine Wellen klatschten gegen sie und spritzten bis zur Reling hoch.
Tentakel ragten hier und da empor. Das Wasser teilte sich an einer Stelle und der gigantische Kopf eines Maquatli kam empor. Die Augen leuchteten gespenstisch. Das gurgelnde Geräusch wurde geradezu ohrenbetäubend. Ein riesenhafter Tentakelarm schnellte aus der Tiefe empor und platschte auf die Wasseroberfläche.
Der Singsang der Indios verstummte.
Selbst Pacos Gesicht war blass geworden, als Dutzende von krakenhaften Maquatli nach und nach aus dem Wasser tauchten.
Tentakelbewehrte Wesen von unterschiedlichster Größe. Die kleinsten hatten gerade den Durchmesser einer Hand, während die größten in ihren Ausmaßen die LAGO GRANDE übertrafen.
Überall im Dunklen wimmelte und gurgelte es.
"Ihr Götter der Tiefe! Nehmt unser Opfer an!", rief Paco mit sich überschlagender Stimme.
Das, was geschehen war, hatte ganz offensichtlich selbst ihn, den Zeremonienmeister dieses unheimlichen, aus uralter Zeit stammenden Rituals überrascht. Und das, obwohl er doch eigenem Bekunden nach mit den Maquatli in direkter geistiger Verbindung stand...
Das grüne Leuchten in seinen Augen pulsierte im selben Rhythmus wie jenes in den Augen der Maquatli.
Die LAGO GRANDE schaukelte immer stärker hin und her.
Dumpf schlug ein Tentakelarm gegen den Bug.
Ein weiterer zerschlug auf der gegenüberliegenden Seite der Jacht mit einem einzigen, wuchtigen Hieb eines der Indio-Boote und schleuderte das Wrack dann einige Meter durch die Luft.
Eingekreist war die LAGO GRANDE, umgeben von Wasser, das erfüllt war von einem unheimlichen, gespenstischen Leben...
Ein langer Krakenarm griff hinauf bis zur Reling, die Saugnäpfe suchten Halt und fanden ihn. Die LAGO GRANDE geriet in Schieflage, während ein gigantischer, kuppelförmiger Kopf aus dem Wasser tauchte.
Kaltes Grauen erfasste nun sogar die Indios, die hier her gekommen waren, um
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