Die Geheimnisse der Therapeuten
und dann musste ich die Artikel bestellen und manchmal 14 Tage warten, bevor ich sie per Post zugeschickt bekam. Heute habe ich dank des Internets praktisch einen sofortigen Zugang.
Auch wenn die neuen Technologien meine Arbeit wirklich erleichtert haben, wie es für viele Menschen gilt, verliere ich durch sie manchmal auch sinnlos Zeit, die ich anders nutzen könnte. Ich müsste vermeiden, ein bisschen zu oft in mein E-Mail-Postfach zu schauen und mein Mobiltelefon bei den Behandlungen anzulassen (tut mir leid, wenn ich es doch vergesse, glücklicherweise klingelt es nur selten). All diese Gesten, die alltäglich geworden sind, erzeugen die Illusion, ständig aktiv und in Bewegung zu sein, während es einer Flucht nach vorn gleicht, die nicht immer effizient ist. Wir sind immer weniger Herr über unsere Zeit, während wir uns, so wie es ist, auf einem ungebremsten Kurs des Aktionismus bewegen. Beispielsweise denke ich, während ich diesen Artikel redigiere, schon an das nächste Buch, das ich schreiben will. Ich muss wirklich aufpassen, dass dieses Wettrennen mit der Zeit mich nicht das Wesentliche vergessen lässt: den gegenwärtigen Augenblick.
Bin ich am Arbeitsplatz gemobbt worden?
Vor einigen Jahren wurde ich von meinem damaligen Chef, der mich bis dahin gefördert hatte, aufs Abstellgleis geschoben. Es hatte nichts mit der Art von Mobbing zu tun, das einige Menschen erleben, aber ich konnte besser begreifen, was man »Kaltstellen« nennt.
Ich musste von einem sehr schönen Büro in einen Raum umziehen, der ein Drittel der GröÃe meines alten Büros hatte, recht muffig war und an einem abgelegenen Ort lag. Wenn ich an einer Konferenz teilnahm, bei der jeder nach seinen Arbeitsprojekten gefragt wurde, wurde ich ignoriert oder übergangen. Man trug mir Sätze zu, die gefallen waren: Angst sei ein Modephänomen, das vergehen würde, und meine Arbeit habe keine Priorität. Ich war nicht mehr auf dem Laufenden, was die Projekte anging, und meine Mitarbeiter wurden gegen ihren Willen auf andere Stellen versetzt.
Meine Antistress-Regeln, um eine Situation des Ausgeschlossenwerdens zu überwinden
â Ich bin keine Niete.
Meine Stelle kommt mir rechtmäÃig zu. Ich habe nichts verbrochen, obwohl man so tut, denn meine Arbeit wird nicht mehr anerkannt und als wertlos beurteilt. Glücklicherweise haben einige Menschen drauÃen meine Arbeit immer anerkannt.
â Ich isoliere mich nicht.
Als ich einem Freund und Kollegen, einem Psychiatrieprofessor von einer anderen Station, mein Herz ausschüttete, fand ich Gehör und Unterstützung bei ihm und anderen Menschen drauÃen, insbesondere bei einem anderen Chefarzt, der mich freundlich bei sich aufnahm und auf dessen Station ich nun seit mehreren Jahren glücklich und zufrieden arbeite. Ohne diese menschliche Unterstützung hätte niemand etwas von dem Problem gewusst und es verstanden.
â Ich selbst beschlieÃe zu gehen oder zu bleiben, wenn es notwendig ist.
Damals war ich nahe daran, mich beruflich vom Krankenhausdienst zu verabschieden. Ich hatte schon Räume besichtigt und überlegt, mich niederzulassen. Irgendwann, in einem Augenblick groÃen Zögerns, stellte ich mir eine einzige Frage: »Was würde ich am liebsten machen, und wo kann ich mich meiner Ansicht nach am besten einbringen?« Ich habe durchgehalten und abgewartet in der Ãberzeugung, dass ich im Krankenhaus bleiben wollte und sollte. Heute bedaure ich es nicht.
â Ich tanke drauÃen auf.
In der Zeit, als ich mit dieser Situation konfrontiert war, begann ich wieder, viel Sport mit meinen Kindern zu treiben und viel Musik zu hören.
Tatsächlich beschwerte sich keiner über mich, aber die Parole, die eine bestimmte Person ausgab, wurde als rechtens anerkannt: »Er muss gehen.« Das Schwierigste in solchen Situationen ist, dass man sich nicht rechtfertigen oder erklären kann und sich zur Tür hinausgeschoben fühlt, ohne etwas daran ändern zu können.
Diese Phase war nicht sehr erfreulich, und ich musste einige Antistress-Regeln anwenden, die ich weiterempfehlen kann.
»In jedem Unglück steckt auch etwas Gutes.« Es ist nicht leicht, sich an diesen Satz zu halten, aber tatsächlich habe ich noch nie so viel gearbeitet wie damals und so sehr die Unterstützung meiner Familie zu spüren bekommen und geschätzt. Ich versuchte, das Positive zu sehen; ich
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