Die Geheimnisse der Therapeuten
mich gelehrt haben.
Nur das verändern wollen, was in unserer Hand liegt
Unsere Bemühungen auf das begrenzen, was in unserer Hand liegt.
Wir sollten den Lehren des griechischen Philosophen Epiktet folgen, der empfiehlt, unsere Bemühungen auf das zu begrenzen, was in unserer Hand liegt, das heiÃt, auf unser eigenes Verhalten. Alles andere liegt nicht in unserer Hand, es ist also illusorisch, es ändern zu wollen. Das ist Zeitverschwendung und garantiert vor allem Frustration bei uns selbst wie bei allen anderen, die wir gern ändern möchten. Ich versuche dieses Prinzip in meiner therapeutischen Praxis anzuwenden. So beklagte sich eine Patienten bei mir über ihren Mann. Er sei immer aggressiv und habe nur wenig Achtung vor ihr. Ich fragte sie: »Liegt das Verhalten Ihres Mannes in Ihrer Hand? Ich glaube nicht. Also was können wir hier daran tun? Bestenfalls können wir, falls Sie wollen, untersuchen, wie Ihr eigenes Verhalten das unerfreuliche Verhalten Ihres Mannes begünstigt.«
Es ist verführerisch und oft sehr angenehm, vor der Tür eines anderen zu kehren, statt sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Ich stelle es Tag für Tag in meinem Privatleben fest. Eine kleine Untersuchung meines Verhaltens hat mich leider schnell von meiner Neigung überzeugt, dem köstlichen kleinen Vergnügen nachzugeben, anderen die Schuld zuzuweisen, wenn etwas schiefläuft, statt den Anteil ausfindig zu machen und zu korrigieren, der mit mir zu tun hat. Die Versuchung, gut dazustehen und jedes Problem zu vereinfachen, indem man anderen die Schuld gibt, ist stets da. Von der unauffindbaren Brille bis hin zur Verspätung angeblich wegen des Verkehrs, ganz zu schweigen von Klagen über den mangelnden Respekt der Menschen in der Stadt, die Luftverschmutzung, die zunehmende Unhöflichkeit und die steigenden Preise ist die Liste dieser kleinen oder groÃen Missstände unerschöpflich, die ich meinen Artgenossen, den anderen, in die Schuhe schieben kann.
Leider (oder glücklicherweise) ist dieses kleine Vergnügen von kurzer Dauer. Die Realität ist eigensinnig, sie rächt sich schlieÃlich an denen, die sie verleugnen. Ich muss mich dem Offensichtlichen stellen: Ich habe die Brille verlegt und nicht meine Frau. Ich bin zu spät losgefahren, der Stau hat meine Verspätung nur noch verstärkt. Und (unter all den anderen) trage auch ich zur Luftverschmutzung, der Unhöflichkeit und den ausufernden Preisen bei, weil ich immer mehr haben will.
Kurz: Letztlich würde ein wenig Ehrlichkeit meinerseits den Vorteil bringen, mir Zeit zu ersparen. Aber werde ich mir das kleine oder groÃe Vergnügen verkneifen können, etwas von mir auf andere abzuwälzen?
Sich ein konkretes und begrenztes Ziel der Veränderung setzen
Vage Ziele sind nicht erreichbar. Man muss sich also ein konkretes Ziel der Veränderung setzen. Ein objektives, nicht abstraktes Ziel muss genau umrissen und verständlich sein und konsequent zu einer Handlung führen. Es muss in der ersten Person ausgedrückt werden (»ich«), denn es handelt sich um unser eigenes Verhalten.
Einige Beispiele von konkreten Zielen
»Ich will fünf Kilo abnehmen« ist besser als: »So wie ich aussehe, geht es nicht weiter.« »Ich wäre gern imstande, vor anderen das Wort zu ergreifen« ist vorzuziehen vor: »Ich habe kein Selbstvertrauen.« »Ich möchte lernen, nicht gleich aus der Haut zu fahren« ist auf eine konkrete Handlung hin orientiert im Gegensatz zu: »Ich möchte wissen, warum ich immer gleich aus der Haut fahre.«
Sich in schwierigen Situationen auf ein Motto stützen
In meinem Beruf und meinem Privatleben verwende ich das Motto als Hilfestellung. Es handelt sich um eine formelhafte Anweisung, die man auswendig lernt und sich selbst gibt. Sie muss kurz sein, damit man sie sich gut merken kann und im Fall des Falles zur Hand hat. Das Motto dient in kritischen Situationen, in denen man von Emotionen überwältigt ist, als Gedächtnisstütze. Wenn man alles vergessen hat, ist das Motto da, um an das Wesentliche zu erinnern und die Richtung zu weisen.
Hier zwei Beispiele für die Verwendung eines Mottos: »Habe ich einen Beweis dafür?« ist ein Motto, das eine Patientin nützlich fand, die dazu neigte, sofort und emotional auf ein Ereignis zu reagieren, denn sie interpretierte es immer auÃerordentlich negativ. Ihr
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