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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Lucinda verstand nicht, wie er das schaffte, einfach abzutauchen, als ob ihm alles auf der Welt egal wäre. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte sich so weit zu beruhigen, dass sie lesen oder auf die Landschaft gucken konnte, aber Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf wie aufgeschreckte Vögel und wollten keine Ruhe geben. Wie würde es weitergehen? Wenn sie die Tinkerfarm erbten, würde ihre Mama das nicht früher oder später erfahren müssen? Würde sie mit ihnen auf die Farm kommen? Und wenn Mama jetzt total ausflippte?
    Aber was ihr am allermeisten zu schaffen machte, merkte Lucinda, war das starke Gefühl, dass so viel unerledigt geblieben war. So viele Fragen waren immer noch nicht beantwortet. Sie ließ das Buch sinken, das sie zur Hand genommen hatte.
    »Du bist nicht der Einzige, der das nicht kapiert«, sagte sie zu ihrem Bruder.
    Sie musste lauter gesprochen haben als beabsichtigt, weil Tyler sie sogar mit seinen Ohrknöpfen verstand. »Der was nicht kapiert?«, fragte er, ohne von seinem Hamsterspiel aufzublicken.
    »Keine Ahnung?« Sie wartete. Er knurrte und stellte das Spiel ab. »Eine ganze Menge«, sagte sie. »Was hat die Hexe mit diesem Pilz eigentlich bei Onkel Gideon bezweckt? Und warum bin ich nicht auch zu einem Zombie geworden: nur weil ich nicht so viel von dem Sporenzeug abbekommen habe wie er?«
    |427| Tyler sah sie mit unschuldigster Miene an. »Ich glaube, du wolltest sagen: ›Warum bin ich nicht noch mehr zu einem Zombie geworden, als ich eh schon bin?‹«
    Sie trat ihm gegens Schienbein, damit er sich zusammennahm. »Lass den Quatsch. Wir wissen aus diesem Brief, dass der Pilz aus der Nähe von Madagaskar kam. Hast du mir nicht erzählt, Octavio hätte auch irgendwas von Madagaskar gesagt?«
    »Stimmt, er hat gesagt, dass es genau auf der andern Seite der Erde liegt, gegenüber der Verwerfungsspalte hier. Glaube ich jedenfalls. Dass die zwei Orte wie Nord- und Südpol sind. Aber es war ziemlich wissenschaftlich.« Er schüttelte den Kopf. »Okay, ein Riesenpilz aus einer Verwerfungsspalte bei Madagaskar. Aber mir ist noch was anderes nicht klar: Wie ist Gideon ihm entkommen? Wieso ist er am Vierten Juli in der Gegend rumgeirrt?«
    »Ich habe einen Verdacht.« Lucinda klemmte ein Taschentuch als Lesezeichen in ihr Buch und schob es in ihren Rucksack zurück. »Als ich an dem Tag am Treibhaus war, habe ich vermutlich deshalb Sporen abbekommen, weil ein Teil des Treibhausgestänges geschmolzen war. Ich glaube, da muss beim ersten Gewitter damals ein Blitz eingeschlagen haben.«
    »Und?«
    »Und dort hatte Mrs. Needle mit ziemlicher Sicherheit Onkel Gideon versteckt. Dann ist der Blitz eingeschlagen, und deshalb«, sie nickte nachdrücklich, »deshalb ist der Pilz irgendwie ausgeflippt. Das war jedenfalls der Punkt, glaube ich, wo Onkel Gideon entkommen ist. Erst war das Gewitter, richtig? Am nächsten Tag war der Vierte Juli und wir waren bei den Carrillos, und plötzlich kam er über die Felder an.«
    Tyler nickte. »Okay. Klingt halbwegs einleuchtend. Aber was ist mit den andern Sachen? Ich weiß, dass Colin das Kontinuaskop |428| hat. Was ist, wenn er sich in der Verwerfungsspalte rumtreibt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Im Moment können wir nichts dagegen machen. Du hast Ragnar und Simos Bescheid gesagt. Sie werden die Augen offenhalten. Sie meinten, sie würden es zu finden versuchen oder ihn auf jeden Fall von der Spalte fernhalten.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Der Typ ist so ein Vollidiot.«
    Lucinda hatte keine Lust, sich zu streiten. »Und der Spiegel, der Waschkommodenspiegel. Sie meinten, dass Onkel Gideon ihn aus Mrs. Needles Zimmer rausschaffen lassen will, das wäre doch gut, oder?«
    »Ich nehme es an. Aber wieso wusste Octavio nichts davon? Wie konnte das Ding da in seinem Haus stehen, und der Mann, der
alles
wusste, wusste davon gar nichts?«
    Lucinda fand die Vorstellung, dass Tyler den schon lange gestorbenen Octavio Tinker in einem Gang unter der Erde getroffen hatte, immer noch so gruselig, dass sie nicht näher darüber nachdenken wollte. »He«, sagte sie. »Ich habe Onkel Gideons ärgsten Feind auf die Farm gebracht, und ich hab’s überlebt. Alles an der Tinkerfarm ist verrückt.«
    Tyler lachte. »Ich fass es nicht, dass du das gemacht hast, Schwesterherz. Du bist eine Wucht.«
    Wenn sie jetzt daran zurückdachte, jagte ihr die ganze Geschichte mit Stillman immer noch Schauer über den Rücken. Was hatte sie sich dabei gedacht? Aber was

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