Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
lächelte; ihre schwarzen Lippen spannten sich über den spitzen weißen Zähnen. »Du kannst nur hoffen, dass sie nie entkommt, Zauberin. Sie ist nicht gut auf dich zu sprechen.«
Flamel schloss die Hand zur Faust und seine grüne Aura sickerte zurück in sein Fleisch. Eine smaragdgrüne Flüssigkeit lief wie Tinte über seinen Arm.
»Danke, dass ihr mich gerettet habt«, sagte Perenelle.
»Danke, dass du uns befreit hast«, kam es von der Krähengöttin.
»Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nie gedacht, dass ich euch wiedersehe.« Die Zauberin breitete die Arme aus. »Vor allen Dingen nicht noch einmal hier.«
»Wir hatten es auch nicht vor«, gab die Krähengöttin zu. Sie drehte sich zum Maschinenhaus um. Ihr Federumhang strich wispernd über den Boden. »Das ist … falsch .«
Nicholas und Perenelle blickten sich an. »Falsch?«
»Wir sind von der Nächsten Generation«, erklärte die Kreatur. »Wir sind in jener schrecklichen Zeit nach dem Fall von Danu Talis aufgewachsen. Es war uns damals klar – und es hätte auch unserer Schwester klar sein müssen –, dass die Älteren ihren eigenen Untergang herbeiführten. Sie waren faul und arrogant geworden und das war mit ein Grund für den Untergang ihrer Welt. Sie glaubten, die Menschen würden sie als Götter verehren, dabei verachtete und fürchtete die Menschheit sie. Wir waren nicht dabei, doch die Geschichten vom Aufstand der Menschen haben wir oft genug gehört.« Eine Klaue mit schwarzen Krallen wies auf das Maschinenhaus. »Falls die Bestien da drin an Land gelangen, werden die Älteren auf diese Erde zurückkehren und der Kreislauf der Zerstörung beginnt von Neuem.« Sie lächelte. »Und trotz unseres krähenähnlichen Aussehens waren wir nie Feinde der Menschen. Viele Nationen haben uns in Ehren gehalten. Sieht so aus, als seien wir wieder Verbündete, Zauberin.«
Perenelle nickte. »Danke. Und auch danke, dass ihr zurückgekommen seid. Eure Anwesenheit macht den entscheidenden Unterschied aus. Jetzt haben wir eine Chance.« Sie streckte die Hand aus.
Die Krähengöttin betrachtete sie, ergriff sie dann langsam, fast zaghaft, und schüttelte sie. »Soll ich dir etwas sagen? Wir glauben, du bist der erste Mensch, der uns je freiwillig die Hand gereicht hat.«
»Weshalb das?«, fragte Flamel.
»Oh …« Die Ältere lachte leise. »Es kommt schon mal vor, dass wir hineinbeißen.«
»Und was machen wir jetzt?«, wollte Flamel wissen. »Sind wir drei stark genug, um was immer in diesen Gebäuden hier ist, angreifen zu können?«
Die Krähengöttin schüttelte den Kopf und ihr Federumhang raschelte. »Wir wissen, was da drin ist. Sämtliche berüchtigten Ungeheuer aus den Legenden der Menschen, Monster in allen Variationen und dazu noch jede Menge Anpu. Sie stehen unter dem Befehl von Xolotl«, fügte sie bedeutungsvoll hinzu.
Nicholas und Perenelle schüttelten den Kopf. Der Name war ihnen nicht geläufig.
»Der Zwillingsbruder von Quetzalcoatl«, klärte die Krähengöttin sie auf. »Der böse Zwilling.« Sie lächelte. »Früher konnte man sie nicht auseinanderhalten, aber der Wandel hat sich bei Xolotl besonders schlimm ausgewirkt. Er hat kein Fleisch mehr auf den Knochen, sie liegen völlig blank. Außerdem hat er jetzt den Kopf eines Hundes, und eines ziemlich hässlichen dazu. Die Anpu verehren ihn als einen der Ihren. Wir sind mächtig, aber wir gehören der Nächsten Generation an und könnten ihn nicht besiegen. Lediglich ein unwahrscheinlich mächtiger Älterer hätte vielleicht eine Chance. Nur wissen wir nicht, wo wir den auftreiben sollen.«
»Aber ich weiß es«, sagte Perenelle. »Areop-Enap ist hier. Wenn wir die Urspinne aufwecken könnten, würde sie mit uns kämpfen.«
»Aber während wir sie wecken, legt das Schiff ab«, wandte Flamel ein.
»Du bist der Alchemyst«, erwiderte die Krähengöttin. »Meister der arkanen Künste. Und du« – sie wies mit dem Kinn auf Perenelle – »bist eine Zauberin. Ihr müsst doch irgendetwas unternehmen können!«
»Wir sind schon sehr schwach …«
Perenelle legte ihrem Mann die Hand auf den Arm. »Denk an das Allereinfachste, Nicholas. Mach es einfach.«
»Und schnell«, fügte die Krähengöttin hinzu. »Das Boot ist bald bereit zum Ablegen.«
Verzweifelt blickte Flamel sich um. »Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich die Zusammensetzung des Metalls verändern, damit es porös wird, oder den Bug magnetisch aufladen, sodass er alles Metall anzieht.«
»Viel zu kompliziert«,
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