Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
eine Rauchfahne zog er Nebelschwaden hinter sich her, als er fast in Zeitlupe aufs Heck des vertäuten Bootes krachte. Dieses wurde unter Wasser gedrückt und gleichzeitig schoss der Bug nach oben. Mit einem metallischen Kreischen brach das Boot auseinander. Gewaltige Wassermassen überfluteten Docks und Wege und eine Handvoll Anpu wurde zuerst auf die Felsen geschleudert und dann ins Meer gerissen. Der Bug des geborstenen Bootes krachte ins Wasser und wieder überflutete eine Welle die Docks. Die beiden Bootshälften kenterten sofort, und als sie sanken, hörte man die metallenen Rumpfteile an den Felsen der Insel entlangratschen.
Nicholas wischte sich die Hände ab. »Und ich brauchte lediglich ein halbes Dutzend Ziegelsteine zu zerreiben. Alles andere hat der Kamin erledigt.«
Perenelle schmiegte sich an ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. » Magnifique «, flüsterte sie.
»Ein kleines Wunder«, pflichtete die Krähengöttin ihr bei. »Du wirst verzeihen, wenn wir dich nicht küssen.«
»Und ihr werdet verzeihen, wenn ich zugebe, dass mir das auch lieber ist.«
»Wir bekommen bald Gesellschaft, und zwar eine ziemlich verärgerte«, bemerkte Perenelle.
Grelles Licht drang durch den Nebel, als die Türen des ehemaligen Versorgungslagers aufflogen. Anpu strömten heraus und nahmen rechts und links der Tür Aufstellung. Sie reckten die Schnauzen in die Luft und schnupperten. Die Gestalt, die dann unter die Tür trat, hatte nur noch vage Ähnlichkeit mit irgendetwas Menschlichem. Ein bunter Federumhang mit Kapuze verhüllte ein Skelett. Als ein Windstoß den Umhang nach hinten wehte, konnte man die polierten weißen Knochen über den inneren Organen eines Mannes erkennen. Anders als am Körper waren am Kopf noch Fleisch und Fell. Es war ein Hundekopf mit langer Schnauze und spitzen Ohren. Er sah räudig aus und ein Ohr schien eingerissen. Die Kreatur bewegte sich ungelenk, und als sie näher kam, sah man, dass die Füße verdreht waren und die langen Zehen mit den schwarzen Nägeln nach hinten zeigten.
Das Wesen warf den Kopf zurück und schnupperte wie die Anpu. Seine Kiefer mahlten, und als es redete, kamen die Worte als verwaschenes Gurgeln heraus. »Was rieche ich da? Ah, Minze, der Gestank des unrühmlichen Alchemysten. Mein Bruder wollte dafür sorgen, dass du die Insel gar nicht erreichst. Ich habe ihm gleich gesagt, dass wir uns hier begegnen würden. Ich bin Xolotl, Bruder von Quetzalcoatl, Sohn von Coatlicue, und ich bin gekommen, um diese Stadt für die Älteren in Besitz zu nehmen.«
Als keine Antwort kam, schlurfte er ein paar Schritte näher. Mit einer Knochenhand hielt er den Umhang am Hals zusammen, die andere reckte er in die Luft. Über jeder Fingerspitze tanzte wie bei einer brennenden Kerze eine gelbe Flamme. Die Flammen spiegelten sich in seinen runden, feuerroten Augen, als er versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Er bellte wie ein Hund, bevor er weitersprach. »Wo bist du, Nicholas Flamel? Ich will dich sehen, bevor du stirbst.«
Der Alchemyst trat vor und ließ sich von seiner grünen Aura beleuchten. »Was gedenkst du zu tun, Monster, ohne ein Boot, mit dem du deine Ungeheuer ans Festland bringen kannst? Wie es aussieht, sitzen wir alle hier auf dieser Insel fest.«
Xolotl wedelte mit seiner Hand vage in Richtung San Francisco. Die Flämmchen bogen sich hin und her. »Das war nicht das einzige Boot, Alchemyst. Dee hat für diesen Fall eine kleine Flotte Ausflugsboote gekauft. In diesem Moment sind sie wahrscheinlich schon auf dem Weg hierher. Auf jeden Fall werden sie kommen, sobald der Nebel sich lichtet.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe meinem Bruder gesagt, dass das mit dem Nebel ein Fehler war. Aber womit sollen wir uns jetzt die Zeit vertreiben, bis die Boote kommen?« Er öffnete die Kiefer zu einem hündischen Grinsen. »Womit wohl? Indem wir euch fertigmachen!« Er wies mit seiner Flammenhand auf den Alchemysten und sofort erschien ein Dutzend Anpu lautlos an seiner Seite. »Bringt sie zu mir. Lebendig! Das Vergnügen, dich persönlich zu töten, werde ich mir nicht nehmen lassen, Alchemyst.«
Flamel klatschte in die Hände und direkt vor ihm schoss eine Mauer aus grünen Flammen aus der harten Erde. Die starke Hitze trieb die Anpu-Krieger mit versengtem, rauchendem Fell zurück.
»Wir sind hier auf einer Insel, Alchemyst«, jaulte Xolotl. »Du kannst dich nirgendwo verstecken.«
»Ich verstecke mich nicht.« Flamel trat von der Flammenwand
Weitere Kostenlose Bücher