Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
konnte er es nicht fassen, dass er getroffen worden war. Ihr Khopesh zuckte auf und ab und die Kreatur fiel mit demselben verwunderten Ausdruck.
Vor sich hörte Tsagaglalal Waffengeklirr, Metall, das auf Metall traf, das satte Klatschen von Holz auf Fleisch, das Fauchen der Sparten und das Ächzen der beiden Männer. Als sie die Nebelwand durchbrach, sah sie sie Rücken an Rücken gegen eine fast zehnfache Übermacht kämpfen. Die Rüstung des Älteren glühte feuerrot, wurde jedoch zusehends matter. Den Unsterblichen umgab seine Aura mit einem zarten Schimmer. Beide Männer waren schwer verwundet, doch bereits ein halbes Dutzend Sparten lag tot zu ihren Füßen.
Mit einem Schlag stürmten alle Sparten auf einen geheimen Befehl hin vorwärts und schwangen ihre Speere und Schwerter.
Tsagaglalal sah Niten unter einem Dutzend Treffer zu Boden gehen. Prometheus stellte sich über ihn, beschützte ihn mit wirbelndem Schwert. Doch die Sparten waren einfach zu zahlreich und zu schnell. Auch Prometheus fiel, in den Rücken getroffen von denen, die sich nicht trauten, sich ihm in fairem Kampf zu stellen.
Die Wächterin schrie.
Der Ton war archaisch, ein ungezügeltes Geheul, wie es nie aus dem Mund eines Menschen hätte kommen dürfen. Doch Tsagaglalal war kein Mensch, war nie einer gewesen. Der Ton schnitt durch den Nebel und stach durch die Nacht und alle Bewegung kam zum Stillstand. Die Sparten schauten sich nach der Quelle des Geheuls um und marschierten auf die Gestalt in der weißen Keramikrüstung zu.
Die Luft war plötzlich erfüllt vom intensiven Duft nach Jasmin.
»Die Zweige der Elementemagie«, fauchte Tsagaglalal und hämmerte eine Kreatur in den Boden, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. »Gleichwertig und gleichartig. Keiner mächtiger als der andere. Wasser …«
Ein ganzer Brückenabschnitt verflüssigte sich. Sechs Sparten wurden augenblicklich von der schmutzig braunen Brühe geschluckt und fielen hinunter in den Pazifik.
»Luft …«
Ein anderer Brückenabschnitt verdampfte. Drei der Kreaturen hatten kaum noch Zeit, zu schreien, bevor sie durch die Lücke in das unbarmherzige Wasser der Bucht stürzten.
»Feuer …«
Ein zwei Meter langes Stück der Metallkonstruktion verglühte. Drei Krieger standen so unglücklich, dass sie verschmorten und in nicht einmal einer Sekunde zu Asche wurden.
Eine Handvoll Sparten war noch übrig. Sie fauchten nervös und wichen vor der zierlichen Frau in Weiß zurück.
»Und Erde.«
Der Brückenabschnitt, auf dem die Sparten standen, verwandelte sich in Treibsand. Die Krieger hatten nicht einmal mehr Zeit, zu schreien, bevor er sie verschlang. Im nächsten Moment hatten sich die Brückenteile wieder verfestigt und ihre ursprüngliche Form angenommen. In der geriffelten Oberfläche waren noch schwach die Abdrücke von Körpern zu erkennen.
Tsagaglalal wischte sich die Hände ab. Die verbliebenen Leichen der Echsenwesen kickte sie kurzerhand beiseite, um zu den beiden Männern zu gelangen. Sie kniete sich neben sie. »Ich habe Sophie erst heute Morgen gesagt, dass kein Zweig der Magie mächtiger ist als der andere. Sie sind alle gleich und gleichwertig …« Sie hielt inne. Keiner der Männer rührte sich. »Oh nein«, flüsterte sie.
Die Männer waren übersät mit Wunden. Prometheus’ Rüstung war völlig ruiniert und Nitens schwarzer Anzug hing in Fetzen an seinem hageren Körper. Vorsichtig drückte sie den Finger auf Nitens Halsschlagader, doch sie spürte keinen Puls. Nach Prometheus’ Puls zu suchen, erübrigte sich. Er hatte nie einen gehabt. Doch sie zog seine Augenlider nach oben und sah nur Weiß.
»Nein«, stieß sie kämpferisch hervor.
Der Ältere und der Unsterbliche hatten bei der Verteidigung der Stadt ihr Leben gegeben.
»Nein«, wiederholte sie mit fester Stimme. »Das lasse ich nicht zu.« Dann warf sie den Kopf zurück und heulte ihren Schmerz laut hinaus.
Bastet und Quetzalcoatl standen oben auf dem Hügel und schauten hinunter auf die Golden Gate Brücke. Plötzlich roch es nach Jasmin und sie sahen unten im Nebel die weiße Kugel auflodern.
Und dann durchschnitt der Ton die Nacht und obwohl es zehntausend Jahre her war, seit sie ihn zuletzt gehört hatten, erkannten sie ihn sofort wieder.
Die beiden Älteren schauten sich an, dann rannten sie zu ihren Wagen. Bereits Sekunden später schoss Bastets Limousine aus der Parklücke. Die Reifen rutschten und drehten auf dem nassen Pflaster durch. Quetzalcoatl war dicht hinter
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