Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
grinsen. »Auch in zehntausend Jahren wirst du noch so mit dem Finger drohen.«
Josh setzte sich auf eine Stufe und legte die Hände in den Panzerhandschuhen auf die Knie.
»Josh, das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt –«, begann Sophie.
Josh pfiff. Fünf Töne, rein und klar. Sämtliche Anpu spitzten die Ohren.
»Josh?« Sophie blickte ihren Bruder fragend an.
»Du erinnerst dich doch noch an dein Beschleuniger-Tattoo?«, rief er zu ihr hinauf.
Sie nickte. Um ihr rechtes Handgelenk lief ein breites schwarzes Band wie ein Armband. Auf der Unterseite leuchtete ein goldener Kreis mit einem roten Punkt in der Mitte. Wann immer sie sich der Feuermagie bedienen musste, drückte sie einfach auf diesen Punkt.
»Ich habe einen Beschleuniger-Pfiff.« Und wieder pfiff er die fünf Töne.
»Das ist doch der Soundtrack von …« Sie kannte die Melodie gut, kam jedoch nicht auf den Titel des Films.
» Unheimliche Begegnung der dritten Art «, half er ihr auf die Sprünge und pfiff erneut. »Virginia Dare hat mich auf Alcatraz in Luftmagie unterrichtet.« Er runzelte die Stirn und überlegte. »War das heute – oder gestern?«
Eine fauchende Bestie mit Katzenkopf setzte zum Sprung an. Sie war nur noch zehn Stufen von Josh entfernt. Tsagaglalals Khopesh sirrte durch die Luft und schnitt ihr die Schnurrhaare ab. Die Kreatur versuchte sich noch im Sprung zu drehen, krachte jedoch auf die Stufen und schlitterte abwärts.
»Josh, wenn du etwas unternehmen willst, solltest du …«, drängte Sophie.
»Setz dich neben mich«, sagte er. »Du auch, Tante Agnes … Tsagaglalal.«
»Das ist kaum der richtige Zeitpunkt zum Ausruhen«, protestierte Tsagaglalal.
»Vertrau mir«, bat er mit einem verschmitzten Grinsen.
Sophie hockte sich rechts neben Josh und Tsagaglalal setzte sich nervös auf seine linke Seite. »Sogar die Bestien wundern sich«, murmelte sie.
»Hängt euch bei mir ein und wartet ab.«
Josh pfiff noch einmal.
Tsagaglalal stöhnte, als der Boden erneut bebte. Die Erdstöße kamen in immer kürzeren Abständen. Und dann merkte sie, dass nicht die Steine unter ihr sich bewegten. Auf denen saß sie nämlich gar nicht mehr. Sie erhoben sich langsam in die Luft.
Josh grinste breit. »Ist das nicht obercool? Virginia hat mir gezeigt, wie es geht.« Er streckte die Beine und Sophie tat es ihm nach. »Auf jeden Fall besser als laufen.« Die drei kreisten langsam umeinander herum, während sie aufstiegen.
Sophie stampfte mit den Füßen. »Ich stehe auf Luft«, stellte sie verdutzt fest.
»Verfestigte Luft – es funktioniert nach demselben Prinzip wie ein Luftkissenboot.« Josh wandte sich an Tsagaglalal. »Was sagst du dazu?«
Sie lächelte. »Du hättest die Gesichter der Anpu sehen sollen.«
Immer schneller stiegen sie auf, die Luft strömte kalt an ihnen vorbei und die Stufen unter ihnen waren nur noch verschwommen zu erkennen. Die Stadt wurde immer kleiner. Die vielen Kampfstätten schrumpften zu Feuerpunkten zusammen.
Als sie sich dem Dach näherten, schaute Sophie zwischen ihren Füßen nach unten. Ein Schatten kam die Stufen herauf und sie erkannte, dass es die Anpu und andere Hybridwesen waren. »Sie kommen uns trotzdem nach. Es sind Tausende.«
»Sie halten nicht inne, es sei denn, sie werden zurückgerufen«, erklärte Tsagaglalal. »Und das wird weder Bastet noch Anubis tun. Damit ihre Pläne aufgehen, müsst ihr sterben.«
Sophie blickte nach oben. »Wie weit ist es noch bis … Oh, da oben sitzt jemand«, berichtete sie erschrocken. »Sieht aus …« Abrupt hielt sie inne. Es hatte ihr die Sprache verschlagen.
Dicht unterhalb der Plattform saß in seiner glänzenden roten Rüstung Prometheus. Er hatte die Arme auf die Oberschenkel gelegt und die Hände gefaltet. »Da seid ihr ja«, begrüßte er sie gutmütig. »Wir haben auf euch gewartet.«
»Wir?«, fragte Josh leise. Er merkte, dass seine Kräfte nachließen.
»Dreht doch eine Runde um die Pyramide«, schlug Prometheus vor.
Unter großer Anstrengung ließ Josh das Luftkissen im Uhrzeigersinn um die Pyramide kreisen. Als Ersten sahen sie Saint-Germain. Er lag lang ausgestreckt auf einer Stufe und kritzelte eifrig in sein Notizbuch. Er winkte zu ihnen hinauf. »Ein herrlicher Abend, nicht wahr?«, rief er. »Schaut euch nur mal diesen Sonnenuntergang an – da steckt doch eindeutig Musik drin.«
Palamedes und William Shakespeare standen auf der Nordseite der Pyramide. Der Dichter stieß den Ritter an und zeigte auf die
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